Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
matt, und brauchte höchst verkleinernd Maß.
    Den nächsten Anlaß nahm er nicht, und mußt’ er,
    Geschah’s nur nebenher.
    Octavia
.
    O teurer Gatte,
    Glaub, doch nicht allem; oder, mußt du glauben,
    Nimm’s nicht als Kränkung! Unglücksel’ger stand
    (Trennt ihr euch jetzt) kein Weib je zwischen zweien,
    Für beide betend;
    Die guten Götter werden meiner spotten,
    Fleh’ ich zu ihnen: »Schützet meinen Bruder«,
    Und widerruf’ es mit gleich lautem Flehn:
    »Schützt den Gemahl!« Mag Gatte, Bruder siegen,
    Zerstört Gebet das Beten; kein Vermitteln
    Liegt zwischen diesem Äußersten.
    Antonius
.
    O Teure,
    Schenk’ deine beste Liebe dem, der ihr
    Den besten Schutz verheißt. Die Ehre missen,
    Heißt alles missen. Besser, nicht der Deine,
    Als dein so schmuckberaubt. Doch, wie du’s batest,
    Sei Botin zwischen uns; derweil, Octavia,
    Will ich die Rüstung ordnen diesem Krieg,
    Der deinem Bruder Schmach bringt. Eiligst fort;
    So wird dir, was du wünschest.
    Octavia
.
    Dank, mein Gatte!
    Der Weltregierer mache mich, die Schwächste,
    Euch zur Versöhnerin! – Krieg zwischen euch,
    Das wär’, als spaltete die Welt, und Leichen
    Füllten die weite Kluft! –
    Antonius
.
    Wenn du es einsiehst, wer den Zwist begann,
    Lenk’ dorthin deinen Tadel. – Unsre Schuld
    Kann nicht so gleich sein, daß sich deine Liebe
    Gleichmäßig teilte. Nun betreib’ die Reise,
    Wähl’ dein Gefolge selbst, und wie viel Aufwand
    Dir irgend nur beliebt!
    Gehn ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Ein anderes Zimmer daselbst.
    Enobarbus und Eros, einander begegnend.
    Enobarbus
. Was gibt es, Freund Eros?
    Eros
. Herr, man hört seltsame Neuigkeiten.
    Enobarbus
. Was denn?
    Eros
. Cäsar und Lepidus haben dem Pompejus Krieg erklärt.
    Enobarbus
. Das ist etwas Altes. Wie war der Ausgang?
    Eros
. Cäsar, nachdem er ihn im Krieg wider Pompejus gebraucht, verweigert ihm jetzt alle Mitgenossenschaft; läßt ihm keinen Teil an dem Ruhm des Feldzugs; und damit nicht zufrieden, beschuldigt er ihn, vormals dem Pompejus Briefe geschrieben zu haben; auf seine eigne Anklage setzt er ihn fest, und so ist’s nun mit dem armen dritten Mann vorbei, bis Tod sein Gefängnis öffnet.
    Enobarbus
.
    So wollt’ ich denn, du wärst der einz’ge Rachen!
    Werft ihm die ganze Welt als Futter hin,
    So schlingt er alles. Wo ist Marc Anton?
    Eros
.
    Er geht im Garten – so: stößt mit dem Fuß
    Die Binsen vor sich her; ruft: »Lepidus! du Tor!«
    Und droht der Gurgel des Soldaten, der
    Pompejus schlug.
    Enobarbus
.
    Die Flott’ ist segelfertig.
    Eros
.
    Wider Italien und den Cäsar. – Eins noch:
    Anton verlangt Euch jetzt; die Neuigkeit
    Konnt’ ich Euch später sagen.
    Enobarbus
.
    ’s wird nichts sein:
    Doch woll’n wir sehn. Führ’ mich zu ihm!
    Eros
.
    So komm!
    Gehn ab.
    ¶

Sechste Szene
    Rom. Zimmer in Casars Hanse.
    Es treten auf Cäsar, Agrippa und Mäcenas.
    Cäsar
.
    Rom zur Verhöhnung tat er dies und mehr.
    In Alexandria (hier schreibt man mir’s)
    Thronten auf offnem Markt, vor allem Volk,
    Cleopatra und er auf goldnen Stühlen
    Und silbernem Gerüst: zu ihren Füßen
    Cäsarion, meines Vaters Sohn genannt,
    Und all die Bastardbrut, die ihre Lust
    Seitdem erzeugt. Zur Herrschaft von Ägypten
    Gab er ihr Cypern, Niedersyrien, Lydien,
    Als einer unumschränkten Königin.
    Mäcenas
.
    Dies vor den Augen alles Volks?
    Cäsar
.
    Auf öffentlicher Bühne, wo sie spielen,
    Setzt er zu Kön’gen über Kön’ge seine Söhne:
    Großmedien, Parthien und Armenien
    Gab er dem Alexander; Ptolemäus
    Syrien, Cilicien und Phönizien. Sie
    Trug an dem Tag der Göttin Isis Kleid,
    In dem sie oft zuvor, wie man erzählt,
    Gehör erteilt.
    Mäcenas
.
    Die Nachricht laßt in Rom
    Verbreiten!
    Agrippa
.
    Längst durch seinen Übermut
    Verstimmt, wird es ihm seine Gunst entziehn.
    Cäsar
.
    Das Volk erfuhr’s, und hat von ihm nun gleichfalls
    Die Klag’ erhalten.
    Agrippa
.
    Wen beschuldigt er?
    Cäsar
.
    Cäsarn: Zuerst, daß, als Sizilien wir
    Pompejus nahmen, wir nicht abgeteilt
    Für ihn die Hälfte: daß er Schiffe mir
    Geliehn, und nicht zurück erhielt; dann zürnt er,
    Daß Lepidus aus dem Triumvirat
    Entsetzt ward, und wir auf sein ganz Vermögen
    Beschlag gelegt.
    Agrippa
.
    Darauf müßt Ihr erwidern.
    Cäsar
.
    Das ist geschehn, ich sandte schon den Boten.
    Lepidus, schrieb ich, sei zu grausam worden;
    Gemißbraucht hab’ er seine hohe Macht,
    Und diesen Fall verdient. Was ich erobert,
    Das woll’ ich teilen; doch verlang’ ich auch
    Ein

Weitere Kostenlose Bücher