Sämtliche Dramen
von selbst der Ölzweig
Der dreigeteilten Welt.
Ein Bote tritt auf.
Bote
.
Antonius’ Heer
Rückt an zur Schlacht. –
Cäsar
.
Geh hin und heiß’ Agrippa,
Dir Überläufer vorn ins Treffen stellen,
Daß auf sich selbst Antonius seine Wut
Zu richten scheine!
Cäsar und Gefolge ab.
Enobarbus
.
Alexas wurde treulos: in Judäa,
Wohin Antonius ihn geschickt, verführt’ er
Herodes, sich zum Cäsar hinzuneigen,
Abtrünnig seinem Herrn. Für diese Müh’
Hat Cäsar ihn gehängt. Canidius und die andern,
Die übergingen, haben Rang und Stellen,
Nicht ehrendes Vertraun. Schlecht handelt’ ich,
Und das verklagt mich mit so bitterm Schmerz,
Daß nichts mich freut.
Einer von Cäsars Soldaten tritt auf.
Soldat
.
Enobarbus, Marc Anton
Hat deinen ganzen Schatz dir nachgesandt
Mit seiner Liebe. – Zu meinem Posten kam
Der Bote; der ist jetzt vor deinem Zelt
Und lädt die Mäuler ab. –
Enobarbus
.
Ich schenk’ es dir! –
Soldat
.
Spotte nicht, Enobarbus:
Ich rede wahr. Schaff’ nur in Sicherheit
Den Boten fort; ich muß auf meinen Posten,
Sonst hätt’ ich’s selbst getan. Dein Imperator
Bleibt doch ein Zeus! –
Geht ab.
Enobarbus
.
Ich bin der einz’ge Bösewicht auf Erden
Und fühl’ es selbst am tiefsten. O Anton,
Goldgrube du von Huld, wie zahltest du
Den treuen Dienst, wenn du die Schändlichkeit
So krönst mit Gold! Dies schwellt mein Herz empor;
Bricht’s nicht ein schneller Gram, soll schnellres Mittel
Dem Gram voreilen; doch Gram, ich fühl’s, genügt.
Ich föchte gegen dich? Nein, suchen will ich
’nen Graben, wo ich sterben mag. – Der schmählichste
Ziemt meiner letzten Tat am besten.
Ab.
¶
Siebente Szene
Schlachtfeld zwischen den Lagern.
Schlachtgeschrei. Trommeln und Trompeten. Agrippa und andre treten auf.
Agrippa
.
Zurück! Wir haben uns zu weit gewagt:
Selbst Cäsar hat zu tun; der Widerstand
Ist stärker, als wir dachten.
Gehn ab.
Schlachtgeschrei. Es treten auf Antonius und Scarus, verwundet.
Scarus
.
O tapfrer Imperator! das hieß fechten!
Schlugen wir so zuerst, wir jagten sie
Mit blut’gen Köpfen heim.
Antonius
.
Du blutest sehr.
Scarus
.
Hier dieser Hieb glich anfangs einem T,
Nun ward daraus ein H.
Antonius
.
Sie ziehn zurück!
Scarus
.
Wir jagen sie bis in die Kellerlöcher:
Ich habe Platz noch für sechs Schmarren mehr.
Eros tritt auf.
Eros
.
Sie sind geschlagen, Herr, und unser Vorteil
Ist gleich dem schönsten Sieg.
Scarus
.
Kerbt ihre Rücken,
Und greift sie an den Fersen auf, wie Hasen;
Die Memmen klopfen ist ein Spaß.
Antonius
.
Dir lohn’ ich
Erst für dein kräft’ges Trostwort, zehnfach dann
Für deinen Mut. Nun komm!
Scarus
.
Ich hinke nach.
Alle ab.
¶
Achte Szene
Unter den Mauern von Alexandrien.
Schlachtgeschrei. Antonius im Anmarsch; mit ihm Scarus und Fußvolk.
Antonius
.
Wir schlugen ihn ins Lager. Einer laufe,
Der Kön’gin meld’ er unsre Gäste. Morgen,
Eh’ Sonn’ uns sieht, vergießen wir das Blut,
Das heut uns noch entkam. Ich dank’ euch allen;
Denn tücht’ge Hände habt ihr, fochtet nicht,
Als dientet ihr der Sache, nein, als wär’ sie
Wie meine, jedes eigne: Alle wart ihr Hektors.
Zieht in die Stadt, herzt eure Freund’ und Weiber,
Rühmt eure Tat, laßt sie mit Freudentränen
Eu’r Blut abwaschen, eure Ehrenwunden
Gesund euch küssen!
Zum Scarus.
Gib mir deine Hand!
Cleopatra tritt auf mit Gefolge.
Der großen Fee laß mich dein Lob verkünden,
Ihr Dank soll dich besel’gen! Tag der Welt,
Umschließ’ den erznen Hals, spring’, Schmuck und alles,
Durch festen Harnisch an mein Herz, und dort
Siegprang’ auf seinem Klopfen! –
Cleopatra
.
Herr der Herrn! –
O unbegrenzter Mut! Kommst du so lächelnd
Und frei vom großen Netz der Welt?
Antonius
.
O Nachtigall,
Wir schlugen sie zu Bett! Ha, Kind! Ob Grau
Sich etwas mengt ins junge Braun, doch blieb uns
Ein Hirn, das unsre Nerven nährt, den Preis
Und Kampf der Jugend abgewinnt. Schau diesen,
Reich’ seinen Lippen deine Götterhand:
Küss’ sie, mein Krieger: der hat heut gefochten,
Als ob ein Gott, dem Menschenvolk verderblich,
In der Gestalt es würgte.
Cleopatra
.
Du bekommst
’ne Rüstung ganz von Gold: ein König trug sie!
Antonius
.
Er hat’s verdient: wär’ sie auch voll Karfunkeln,
Wie Phöbus’ heil’ger Wagen. – Deine Hand!
Durch Alexandrien in freud’gem Marsch
Tragt den zerhackten Schild, wie’s Helden ziemt:
Hätt’ unser großer
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