Sämtliche Dramen
will ich spielen. –
Wache stürzt herein.
Erste Wache
.
Wo ist die Königin?
Charmion
.
Still, weckt sie nicht! –
Erste Wache
.
Cäsar schickt ...
Charmion
.
Viel zu langsam seine Boten! –
Setzt sich die Schlange an.
O komm! Nun schnell! Mach’ fort! Dich fühl’ ich kaum!
Erste Wache
.
Kommt her; hier steht es schlimm, sie täuschten Cäsarn!
Zweite Wache
.
Ruft Dolabella, Cäsar sandt’ ihn her!
Erste Wache
.
Was gibt’s hier? Charmion, ist das wohlgetan? –
Charmion
.
Ja, wohlgetan; und wohl ziemt’s einer Fürstin,
Die so viel hohen Königen entstammt –
Ah, Krieger! –
Stirbt.
Dolabella tritt auf.
Dolabella
.
Wie steht’s hier?
Zweite Wache
.
Alle tot.
Dolabella
.
Cäsar, dein Sorgen
Verfehlte nicht sein Ziel. Du selber kommst,
Erfüllt zu sehn die grause Tat, die du
Gern hindern wolltest.
Hinter der Szene: »Platz für Cäsar! Platz! –«
Cäsar tritt auf mit Gefolge.
Dolabella
.
O Herr! Ihr wart ein allzu sichrer Augur:
Was Ihr besorgt, geschah.
Cäsar
.
Ihr End’ erhaben! –
Sie riet, was wir gewollt, und königlich
Ging sie den eignen Weg. Wie starben sie?
Ich seh’ kein Blut.
Dolabella
.
Wer war zuletzt mit ihnen?
Erste Wache
.
Ein schlichter Landmann, der ihr Feigen brachte;
Dies war sein Korb.
Cäsar
.
Gift also! –
Erste Wache
.
Eben noch,
O Cäsar, lebte Charmion, stand und sprach,
Und ordnet’ an dem Königsdiadem
Der toten Herrin; zitternd stand sie da,
Und plötzlich sank sie nieder.
Cäsar
.
Edle Schönheit!
Hätten sie Gift geschluckt, so fände sich
Geschwulst von außen; doch sie gleicht dem Schlaf,
Als wollte sie Anton von neuem fangen
Im starken Netz der Schönheit.
Dolabella
.
Ihre Brust
Ist blutgefärbt und etwas aufgeschwollen,
Und ebenso ihr Arm.
Erste Wache
.
Dann war’s ’ne Schlange: auf den Feigenblättern
Ist Schleim zu sehn, so wie die Schlang’ ihn läßt
In Höhlungen des Nils.
Cäsar
.
Sehr zu vermuten,
Daß so sie starb: denn mir erzählt’ ihr Arzt,
Wie oft und wiederholt sie nachgeforscht
Schmerzlosen Todesarten. Nehmt ihr Bett
Und tragt die Dienerinnen fort von hier:
Mit ihrem Marc Anton laßt sie bestatten! –
Kein Grab der Erde schließt je wieder ein
Solch hohes Paar. Der ernste Ausgang rührt
Selbst den, der ihn veranlaßt, und ihr Schicksal
Wirbt so viel Leid für sie, als Ruhm für den,
Der sie gestürzt. Laßt unsre Kriegerscharen
In Feierpracht begleiten diese Bahren,
Und dann nach Rom! – Komm, Dolabella, dir
Vertraun wir der Bestattung große Zier.
Alle gehn ab.
¶
Personen
Cymbeline
, König von Britannien
Cloten
, Sohn der Königin, von ihrem ersten Gemahl
Leonatus
Posthumus
, ein Edelmann, Imogens Gemahl
Bellarius
, ein verbannter Lord, unter dem Namen Morgan
Guiderius
und
Arviragus
, Cymbelines Söhne, unter den Namen Polydor und Cadwall; für Bellarius’ Söhne gehalten
Philario
, Posthumus’ Freund
Jachimo
, Philarios Freund
Ein
französischer Edelmann
, Philarios Freund
Cajus
Lucius
, römischer Feldherr
Ein römischer Hauptmann, zwei britische Hauptleute
Pisanio
, Posthumus’ Diener
Cornelius
, ein Arzt
Zwei Edelleute
Zwei Kerkermeister
Die
Königin
, Cymbelines Gemahlin
Imogen
, Cymbelines Tochter, von der vorigen Königin
Helene
, Imogens Kammerfrau
Lords, Hofdamen, römische Senatoren, Tribunen, Geister, ein Wahrsager, ein Holländer, ein Spanier, Musiker, Anführer, Soldaten, Boten, Gefolge
Szene: abwechselnd in Britannien und Rom
ERSTER AUFZUG
Erste Szene
Britannien. Garten in Cymbelines Palast.
Zwei Edelleute treten auf.
Erster Edelmann
.
Ja, hier schaut jeder finster: unser Blut
Folgt minder nicht dem Himmel, als der Höfling
Stets wie der König scheinen will.
Zweiter Edelmann
.
Der Grund?
Erster Edelmann
.
Die Erbin dieses Reiches, seine Tochter,
Bestimmt’ er seiner Frauen einz’gem Sohn,
Die er als Witwe kürzlich sich vermählt.
Die Tochter wählte nun den Gatten selbst,
Der arm, doch edel ist: sie sind vermählt;
Der Mann verbannt, verhaftet sie: und alles
Ist äußrer Schmerz; obwohl der König, mein’ ich,
Wahrhaft bekümmert ist.
Zweiter Edelmann
.
Der König nur?
Erster Edelmann
.
Auch er, der sie verlor; die Kön’gin gleichfalls,
Die jenes Bündnis wünschte. Doch kein Höfling
(Wenn alle auch ihr Antlitz stimmen nach
Des Königs Blick), des Herz sich nicht erfreut
Ob dem, weshalb sie grollen.
Zweiter Edelmann
.
Und warum?
Erster Edelmann
.
Der die Prinzeß verlor, ist ein
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