Sämtliche Dramen
macht
Ganz wütend mich. O Sklav! Nicht treuer du
Als feile Liebe! Schleichst du fort? Du sollst
Fortschleichen, glaub’ mir’s! Doch dein Aug’ erhasch’ ich,
Und hätt’ es Flügel: Hund! Sklav’! Fühllos Tier! –
O Schandfleck, einzig! –
Cäsar
.
Fürstin, mäßigt Euch! –
Cleopatra
.
O Cäsar, wie verwundet diese Schmach,
Daß, wenn du würdigst selbst mich hier zu sehn,
Die Ehre gönnend deiner Fürstlichkeit
Der tief Gebeugten, – daß mein eigner Knecht
Entehrt die große Summe meines Unglücks
Durch Zutat seiner Bosheit! – Gesetzt auch, Cäsar,
Daß ich behielt ein wenig Frauentand,
Unwichtig Spielwerk, Dinge solches Wertes,
Wie man sie leichten Freunden schenkt; – gesetzt,
Ein edles Kleinod hätt’ ich aufgespart
Für Livia und Octavia, ihr Vermitteln
Mir zu gewinnen: – mußte mich verraten
Ein Mensch, den ich genährt? O Gott, das stürzt mich
Noch tiefer als mein Fall. Du weilst noch? – Fort! –
Sonst sollen Funken meines Geistes sprühn
Aus meines Unglücks Asche. Wärst du menschlich,
Du hätt’st Mitleid für mich.
Cäsar
.
Geht fort, Seleucus!
Seleucus geht.
Cleopatra
.
Ihr wißt, uns Größte trifft so oft Verdacht
Um das, was andre taten; fallen wir,
So kommt auf unser Haupt die fremde Schuld,
Statt Mitleid, das uns ziemte.
Cäsar
.
Königin,
Nicht was Ihr angezeigt, noch was verhehlt,
Woll’n wir als Beute ansehn: Euch verbleib’ es!
Schaltet damit nach Willkür. Denkt auch nicht,
Cäsar sei Handelsmann, mit Euch zu dingen
Um Kaufmannswaren: deshalb seid getrost,
Macht Euren Wahn zum Kerker nicht! Nein, Teure,
Wir wollen so mit Euch verfügen, wie
Ihr selbst uns raten werdet: eßt und schlaft;
So sehr gehört Euch unsre Sorg’ und Tröstung,
Daß Ihr als Freund uns finden sollt. Lebt wohl!
Cleopatra
.
Mein Herr! Mein Sieger!
Cäsar
.
Nicht also; lebt wohl!
Cäsar und sein Gefolge ab.
Cleopatra
.
Ha, Worte, Kinder! Worte! Daß ich nur
Nicht edel an mir handle! – Horch du, Charmion! –
Spricht leise mit Charmion.
Iras
.
Zu Ende denn! der klare Tag ist hin,
Im Dunkel bleiben wir!
Cleopatra
.
Komm schnell zurück:
Ich hab’ es schon bestellt, es ist besorgt.
Geh, daß man’s eilig bringe!
Charmion
.
Ja, so sei’s.
Dolabella kommt.
Dolabella
.
Wo ist die Fürstin?
Charmion
.
Hier.
Geht ab.
Cleopatra
.
Nun, Dolabella, ...
Dolabella
.
Auf Eures königlichen Worts Geheiß,
Dem meine Lieb’ als heilig treu gehorcht,
Meld’ ich Euch dies: durch Syrien denkt nun Cäsar
Den Marsch zu lenken; innerhalb drei Tagen
Schickt er mit Euern Kindern Euch voraus.
Nutzt diese Frist, so gut Ihr könnt: ich tat
Nach Euerm Wunsch und meinem Wort.
Cleopatra
.
Ich bleib’ Euch
Verpflichtet, Dolabella.
Dolabella
.
Ich Eu’r Knecht.
Lebt, Fürstin, wohl, ich muß dem Cäsar folgen.
Cleopatra
.
Lebt wohl! Ich dank’ Euch.
Dolabella geht ab.
Nun, was denkst du, Iras?
Du, als ein fein ägyptisch Püppchen, stehst
In Rom zur Schau wie ich: Handwerkervolk,
Mit schmutz’gem Schurzfell, Maß und Hammer, hebt
Uns auf, uns zu besehn; ihr trüber Hauch,
Widrig von ekler Speis’, umwölkt uns dampfend
Und zwingt zu atmen ihren Dunst.
Iras
.
Verhüten’s
Die Götter! –
Cleopatra
.
O ganz unfehlbar, Iras! Freche Liktorn
Packen uns an wie Huren; schreiend singt uns
Der Bänkelsänger; aus dem Stegreif spielen
Uns selbst und Alexandriens Gelage
Die lust’gen Histrionen: Marc Anton
Tritt auf im Weinrausch; und ein quäkender Junge
Wird als Cleopatra meine Majestät
In einer Metze Stellung höhnen! –
Iras
.
Götter! –
Cleopatra
.
Ja, ganz gewiß!
Iras
.
Das seh’ ich nimmer. Meine Nägel, weiß ich,
Sind stärker als mein Auge.
Cleopatra
.
Freilich; so nur
Höhnen wir ihren Anschlag und vernichten
Den aberwitz’gen Plan.
Charmion kommt zurück.
Nun, Charmion? Nun?
Schmückt mich als Königin, ihr Frau’n; geht, holt
Mein schönstes Kleid: ich will zum Cydnus wieder,
Und Marc Anton begegnen. Hurtig, Iras! –
Nun, edle Charmion, wirklich enden wir,
Und tatst du heut dein Amt, dann magst du spielen
Bis an den Jüngsten Tag. Bringt Kron’ und alles! –
Iras geht. Lärm hinter der Szene.
Was für ein Lärm?
Ein Soldat tritt auf.
Soldat
.
Es steht ein Bauer draußen,
Der will durchaus mit Eurer Hoheit reden:
Er bringt Euch Feigen.
Cleopatra
.
Laßt ihn herein!
Soldat ab.
Welch armes Werkzeug oft
Das Edelste vollführt! Er bringt mir Freiheit!
Mein Entschluß
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