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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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tat’s nicht,
    Fand ich den Boden auch mit Gold bestreut.
    Dies Geld hier für mein Essen, legen wollt’ ich’s
    Da auf den Tisch, so wie ich nur gesättigt,
    Im Scheiden betend für den Wirt.
    Guiderius
.
    Geld, Kind?
    Arviragus
.
    Eh’ werde alles Gold und Silber Kot,
    Wie’s denn auch ist, und dem nur kostbar scheint,
    Der Kot als Gott verehrt.
    Imogen
.
    Ich seh’, ihr zürnt:
    Wißt, wenn ihr mich um mein Vergehen tötet,
    Ich wär’ gestorben, wenn ich’s nicht beging.
    Bellarius
.
    Wo willst du hin?
    Imogen
.
    Nach Milford.
    Bellarius
.
    Wie dein Name?
    Imogen
.
    Fidelio. Einen Anverwandten hab’ ich,
    Der sich in Milford einschifft nach Italien;
    Ich reise zu ihm; fast vor Hunger tot,
    Fiel ich in diese Sünde.
    Bellarius
.
    Schöner Jüngling,
    Halt’ uns für Wilde nicht; miß unsern Sinn
    Nicht nach dem rauhen Wohnort! Sei willkommen!
    Fast ist es Nacht; du sollst ein beßres Mahl
    Erhalten, eh’ du gehst; und Dank, wenn du
    Verweilst und speisest! – Grüßt ihn herzlich, Jungen!
    Guiderius
.
    Wärst du ein Mädchen, würb’ ich stark um dich,
    Doch ehrlich, dir zu dienen. – So viel biet’ ich,
    Als wollt’ ich dich erkaufen.
    Arviragus
.
    Mir sei’s Freude,
    Daß er Mann ist; so lieb’ ich ihn als Bruder: –
    Und wie nach langer Trennung man den Bruder
    Begrüßt, so grüß’ ich dich – herzlich willkommen!
    Sei froh, du kamst zu Freunden.
    Imogen
.
    Ja, zu Freunden!
    Für sich.
    Warum nicht Brüder? – Wär’s doch so, dann hießen
    Sie meines Vaters Söhn’, ich sänk’ im Preis,
    Und wöge gleich mit dir, mein Posthumus!
    Bellarius
.
    Ihn drückt ein Kummer.
    Guiderius
.
    Könnt’ ich ihm doch helfen!
    Arviragus
.
    Und ich; was es auch sei, und was es koste,
    Gefahr und Müh’, ihr Götter!
    Bellarius
.
    Hört, ihr Kinder!
    Sie sprechen heimlich.
    Imogen
.
    Die höchsten Herrn,
    Von einem Hof umgeben, räum’ger nicht
    Als diese Höhle, die sich selbst bedienten,
    Von solcher Tugend, die versiegelt würde
    Durch eigenes Gewissen, ganz vergessend
    Den nicht’gen Prunk der urteilsleeren Menge –
    Sie überstrahlten nicht die zwei. Ihr Götter!
    Vertauschen möcht’ ich mein Geschlecht, als ihr
    Genoß, da Leonatus falsch.
    Bellarius
.
    So sei’s!
    Laßt uns das Wild bereiten! – Komm, mein Knabe,
    Es spricht sich hungrig schwer; wenn wir gespeist,
    Befragen wir dich höflich um dein Leben,
    So viel du sagen magst.
    Guiderius
.
    Oh, komm herein!
    Arviragus
.
    Die Nacht ist nicht der Eul’, und nicht der Morgen
    Der Lerche so willkommen.
    Imogen
.
    Dank!
    Arviragus
.
    Tritt ein!
    Alle ab.
    ¶

Siebente Szene
    Rom.
    Es treten zwei Senatoren und Tribunen auf.
    Erster Senator
.
    Dies ist der Inhalt von des Kaisers Schreiben:
    Weil die Gemeinen jetzt im Felde stehn,
    Pannonien und Dalmatien zu bekämpfen,
    Und die Legionen, die in Gallien liegen,
    Zu schwach sind, um den Krieg zu führen gegen
    Die abgefallnen Briten, wird der Adel
    Für diesen Feldzug aufgerufen. Lucius
    Ernennt er zum Prokonsul; euch, Tribunen,
    Erteilt er unumschränkte Vollmacht, schleunig
    Die Truppen auszuheben. Heil dem Cäsar!
    Tribun
.
    Ist Lucius Führer dieses Zuges?
    Erster Senator
.
    Ja.
    Tribun
.
    Ist er in Gallien noch?
    Erster Senator
.
    Mit den Legionen,
    Die ich genannt, die eure Aushebung
    Ergänzen muß; die Vollmacht nennt euch noch
    Die Zahl, die euch bestimmt, so wie die Zeit
    Des Aufbruchs.
    Tribun
.
    Schnell sei unsre Pflicht erfüllt!
    Alle ab.
    ¶

VIERTER AUFZUG
Erste Szene
    Der Wald bei der Höhle.
    Cloten tritt auf.
    Cloten
. Der Platz, wo sie sich treffen sollten, muß hier in der Nähe sein, wenn’s Pisanio richtig bezeichnet hat. Wie gut mir seine Kleider passen! Warum sollte seine Geliebte, die von dem gemacht wurde, der den Schneider machte, mir nicht auch passen? Um so mehr, weil man zu sagen pflegt, ein Weib kommt einem zu passe, wenn man ihr aufzupassen weiß, und das ist jetzt meine Sache. Ich mag es mir selbst wohl gestehen (denn es ist keine Eitelkeit für einen Mann, mit seinem Spiegel zu Rate zu gehn; in seinem eignen Zimmer, mein’ ich), die Fugen meines Körpers sind so richtig, wie die seinigen; eben so jung bin ich, stärker, stehe nicht unter ihm im Glück, und über ihm in allen Vorteilen der Zeit; bin höher von Geburt, eben so bewandert im allgemeinen Dienst, und preiswürdiger im einzelnen Gefecht: und doch liebt ihn dies eigensinnige Ding mir zum Trotz. Was ist doch der sterbliche Mensch! Dein Kopf, Posthumus, der jetzt noch auf deinen Schultern steht,

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