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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Schwert,
    Das gegen meinen Hals er zuckte, schlug ich
    Den Kopf ihm ab; ich werf’ ihn in die Bucht
    An unserm Fels, er schwimm’ ins Meer, und sage
    Den Fischen, er sei Cloten, Sohn der Königin:
    Was kümmert’s mich!
    Er geht ab.
    Bellarius
.
    Ich fürcht’, es wird gerächt.
    O Polydor, hätt’st du s doch nicht getan!
    Wie sehr dein Mut dich ziert. –
    Arviragus
.
    Tat ich es lieber,
    Wenn mich allein die Rache träfe! – Polydor,
    Dich lieb’ ich brüderlich, doch neid’ ich dir
    Die Tat, die du mir nahmst: Vergeltung mag,
    Kann Menschenkraft ihr widerstehn, uns nur
    Hier suchen, zur Verantwortung uns ziehn.
    Bellarius
.
    Nun wohl, es ist geschehn!
    Heut keine Jagd, laßt uns Gefahr nicht suchen,
    Wo uns kein Vorteil winkt. Geh in den Fels,
    Du und Fidelio sind die Köch’; ich warte
    Hier auf den raschen Polydor, und bring’ ihn
    Zur Mahlzeit gleich.
    Arviragus
.
    Du armer, kranker Knabe!
    Gern geh’ ich hin. Die Wangen ihm zu röten,
    Ließ’ ich ein ganzes Dorf voll Clotens bluten,
    Und rühmte mich der Menschlichkeit.
    Er geht ab.
    Bellarius
.
    O göttliche
    Natur, wie herrlich du dich selbst verkündigst
    In diesen Fürstenkindern! Sie sind sanft,
    Wie Zephyr, dessen Hauch das Veilchen küßt,
    Sein süßes Haupt nicht schaukelnd; doch so rauh,
    Wird heiß ihr Königsblut, wie grauser Sturm,
    Der an dem Wipfel faßt die Bergestanne
    Und sie zum Tal beugt. Es ist wundervoll,
    Wie unsichtbar Instinkt in ihnen bildet
    Königsgesinnung, ohne Unterricht;
    Her’, ungelehrt; Anstand, gesehn von keinem;
    Mut, welcher wild in ihnen wächst, und Ernte
    Gewährt, als wär’ er ausgesät! Doch seltsam,
    Was Clotens Kommen uns bedeuten mag
    Und was sein Tod uns bringt.
    Guiderius kommt zurück.
    Guiderius
.
    Wo ist mein Bruder?
    Den Strom hinab mag Clotens Klotzkopf treiben,
    Als Bot’ an seine Mutter; Geisel bleibt
    Sein Leichnam bis zur Wiederkehr.
    Feierliche Musik in der Höhle.
    Bellarius
.
    Mein kunstreich Instrument! Horch, Polydor,
    Es tönt! Doch weshalb spielt es Cadwal jetzt?
    Horch!
    Guiderius
.
    Ist er drin?
    Bellarius
.
    Er ging erst jetzt hinein.
    Guiderius
.
    Was meint er? Seit der teuren Mutter Tode
    Erklang es nicht. Nur feierlichem Anlaß
    Entspricht ein feierliches Tun. Was deutet’s?
    Triumph um nichts und Klag’ um Kleinigkeit
    Ist Affenlust und eitler Knaben Leid.
    Ist Cadwal toll?
    Arviragus tritt auf und trägt Imogen wie tot in
    seinen Armen.
    Bellarius
.
    Oh, sieh! Da kommt er her,
    Und trägt der Klage bittern Grund im Arm,
    Um die wir ihn geschmäht.
    Arviragus
.
    Tot ist das Vöglein,
    Das wir so zärtlich pflegten. Lieber wollt’ ich
    Von sechzehn Jahr zu sechzig überspringen,
    Und kräft’gen Schritt mit matter Krücke tauschen,
    Als dies erblicken.
    Guiderius
.
    O du süße Lilie,
    Nicht halb so schön ruhst du in Bruders Arm,
    Als da du selbst dich trugst.
    Bellarius
.
    Melancholie,
    Wer maß je deine Tiefe? Fand den Boden,
    Zu raten, welche Küst’ am leichtesten
    Der schwer beladnen Sorg’ als Hafen dient? –
    O du gesegnet Kind! Die Götter wissen,
    Welch edler Mann du wurdest einst; doch ach!
    Schwermut dem Tode früh die Pflanze brach! –
    Wie fand’st du ihn?
    Arviragus
.
    Starr tot wie jetzt; so lächelnd,
    Als hätt’ ihn eine Flieg’ in Schlaf gekitzelt,
    Nicht wie des Todes Pfeil, den er verlachte,
    Die rechte Wang’ auf einem Kissen ruhend.
    Guiderius
.
    Wo?
    Arviragus
.
    Auf dem Grund, die Arme so verschränkt
    Ich dacht’, er schlief; und zog die Nägelschuh’
    Mir ab, die, schwer, zu laut die Tritte stampften.
    Guiderius
.
    Er schläft auch nur: ist er verschieden, macht er
    Sein Grab zum Bett; weibliche Elfen tanzen
    Um seine Gruft, und Würmer nahn dir nicht.
    Arviragus
.
    Die schönsten Blumen,
    Solange Sommer währt und ich hier lebe,
    Streu’ ich auf deine Gruft; dir soll nicht fehlen
    Die Blume, deinem Antlitz gleich, die blasse Primel,
    Die Hyazinthe, blau wie deine Adern;
    Noch Rosenblätter, die, um sie zu preisen,
    Süß wie dein Atem sind. Rotkehlchen werden
    Mit frommen Schnabel alles dies dir bringen
    (O Schande jenem reich gewordnen Erben,
    Der ohne Denkmal läßt des Vaters Grab!);
    Auch weiches Moos, wenn Blumen nicht mehr sind,
    Für deines Leichnams Winterschmuck.
    Guiderius
.
    Hör’ auf,
    Und spiele nicht in mädchenhaften Worten
    Mit dem, was ernst ist! Laß uns ihn bestatten,
    Und nicht verzögern mit Bewund’rung so
    Die Pflicht! – Zum Grab!
    Arviragus
.
    Wo legen wir ihn hin?
    Guiderius
.
    Zur guten Mutter

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