Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
verschwunden,
    So unentbehrlich jetzt: es trifft mich schwer
    Und hoffnungslos. – Doch du, Gesell, der sicher
    Um ihre Flucht gewußt, und jetzt dich stellst
    Wie einer, der nichts weiß, dir wird’s erpreßt
    Durch Folterqual.
    Pisanio
.
    Mein Leben, Herr, ist Euer,
    Demütig leg’ ich’s Euch zu Füßen – doch,
    Wo meine Herrin ist, ich weiß es nicht,
    Weshalb sie floh, noch wann sie wiederkehrt;
    Ich bitt’ Eu’r Hoheit, haltet mich für treu!
    Erster Lord
.
    Mein König,
    Den Tag, als sie vermißt ward, war er hier,
    Ich steh’ für seine Treu’, und weiß, er tut,
    Was Untertanen ziemt. Nach Cloten wird
    Mit Fleiß und Eifer emsiglich gesucht,
    Man findet ihn gewiß.
    Cymbeline
.
    Die Zeit ist stürmisch:
    Für diesmal schlüpfe durch, doch schwebt Verdacht
    Noch über deinem Haupt.
    Zweiter Lord
.
    Eu’r Majestät,
    Die röm’schen Legionen sind gelandet
    Von Gallien aus, und werden noch ergänzt
    Durch röm’schen Adel, vom Senat gesandt.
    Cymbeline
.
    Oh, jetzt den Rat der Kön’gin und des Sohnes!
    Zu viel bricht auf mich ein.
    Erster Lord
.
    Mein edler Fürst,
    Eu’r Heer ist minder stark nicht als der Feind:
    Und kommt auch mehr, seid Ihr für mehr gerüstet!
    Man braucht nur die Armee ins Feld zu stellen,
    Die eifrig dies begehrt.
    Cymbeline
.
    Ich dank’ Euch! Kommt!
    Begegnen wir der Zeit, wie sie uns sucht!
    Wir fürchten nicht, was von Italien dräut:
    Uns quält der nächste Kummer nur. Hinweg!
    Cymbeline und Lords ab.
    Pisanio
.
    Kein Wort von meinem Herrn, seit ich ihm schrieb,
    Daß Imogen erschlagen: das ist seltsam!
    Auch hör’ ich nichts von ihr, die doch mir Nachricht
    Versprach zu geben; kann auch nicht erfahren,
    Was aus Cloten geworden: alles dies
    Macht mich verwirrt. Die Götter mögen helfen!
    Durch Falschheit bin ich ehrlich, treu durch Untreu’.
    Im Krieg zeig’ ich, wie ich Britannien liebe,
    Der König rühme selbst mich, fall’ ich nicht.
    Die Zeit mag, was noch dunkel ist, erhellen:
    Heim bringen steuerlos manch Boot die Wellen.
    Er geht ab.
    ¶

Vierte Szene
    Vor der Höhle.
    Bellarius, Guiderius und Arviragus treten auf.
    Guiderius
.
    Der Lärm ist ringsum.
    Bellarius
.
    Ziehn wir uns zurück!
    Arviragus
.
    Wo ist des Lebens Lust, verschließen wir’s
    Vor Tat und vor Gefahr?
    Guiderius
.
    Ja, welche Hoffnung
    Bringt uns die Flucht? Die Römer morden doch
    Als Briten uns; wo nicht, so nehmen sie
    Uns auf als unnatürliche Rebellen,
    Gebrauchen uns, und morden uns nachher.
    Bellarius
.
    Kommt höher aufs Gebirg’, da sind wir sicher.
    Wir dürfen nicht zum Königsheer; die Neuheit
    Von Clotens Tod (wir unbekannt, gemustert
    Nicht mit dem Volk) bringt uns in Untersuchung,
    Wo wir gelebt: so zwingt man uns denn ab,
    Was wir getan, und Eingestehn wird Tod,
    Verlängt durch Qual.
    Guiderius
.
    Dies, Vater, ist Befürchtung,
    Die Euch in solchen Zeiten nicht geziemt,
    Noch uns genügt.
    Arviragus
.
    Es ist wohl nicht zu glauben,
    Daß, hören sie die röm’schen Rosse wiehern,
    Sehn ihre Lagerfeuer, Aug’ und Ohr
    Geblendet und betäubt durchs Wichtigste,
    Daß ihnen Zeit noch bleibt, uns zu bemerken,
    Zu fragen, wer wir sind.
    Bellarius
.
    Ich bin gekannt
    Im Heer von manchem dort; so manches Jahr,
    War Cloten jung auch damals, löscht’ ihn nicht
    Aus dem Gedächtnis mir. Auch ist der König
    Nicht meines Diensts und eurer Liebe wert;
    Mein Bann war schuld, daß euch Erziehung fehlte,
    Daß ihr als Wilde lebtet; alles Glück,
    Das eure Wiege euch verhieß, verschwand,
    Daß euch der heiße Sommer bräunt, als Sklaven
    Ihr schaudern müßt dem Winter.
    Guiderius
.
    Besser sterben
    Als so zu leben. Bitte, kommt zum Heer:
    Mich und den Bruder kennt kein Mensch, Ihr selbst
    Seid längst vergessen, drum aus aller Sinn,
    Und niemand fragt nach Euch.
    Arviragus
.
    Beim Licht der Sonne,
    Ich muß dahin! Was ist’s, daß ich noch nie
    Sah sterben einen Mann? Kein Blut erblickte,
    Als feiger Hasen, hitz’ger Gemsen, Hirsche?
    Daß ich kein Roß bestieg, als eins, das Reiter
    Nur trug, wie ich bin, solche, deren Ferse
    Nie Sporn und Eisen ziert’? Ich schäme mich,
    Die heil’ge Sonne anzuschaun, die Wohltat
    Des sel’gen Strahls zu haben, und zu bleiben
    Ein armes Nichts.
    Guiderius
.
    Beim Himmel, ich will gehn!
    Wollt Ihr mich segnen, freundlich mich entlassen,
    So geh’ ich froher; wollt Ihr aber nicht,
    So falle die Gefahr nur dreist auf mich,
    Durch Römerschwerter!
    Arviragus
.
    So sag’ ich, und Amen!
    Bellarius
.
    Da ihr so wenig euer Leben

Weitere Kostenlose Bücher