Sämtliche Dramen
euch.
Arviragus
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Was Euch gefährlich,
Ist’s uns.
Guiderius
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Und unsers, Euer Glück.
Bellarius
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Wohlan! –
Du hatt’st, o König, einen Untertan,
Er hieß Bellarius.
Cymbeline
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Was von ihm? Verbannt
Ward der Verräter.
Bellarius
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Er ist’s, der dies Alter
Erreicht hat; freilich, ein verbannter Mann:
Weshalb Verräter, weiß ich nicht.
Cymbeline
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Fort mit ihm,
Die ganze Welt soll ihn nicht retten.
Bellarius
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Nicht zu hitzig:
Erst zahle mir die Kost für deine Söhne;
Und alles sei verfallen gleich, wie ich’s
Empfangen habe!
Cymbeline
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Kost für meine Söhne?
Bellarius
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Ich bin zu kühn und dreist. Hier knie’ ich nieder,
Und steh’ nicht auf, eh’ ich die Söhn’ erhoben;
Dann schone nicht den Alten! Großer König,
Die beiden edeln Knaben, die mich Vater
Genannt, sich meine Söhne, sind nicht mein;
Sie sind die Sprossen deines Stamms, mein Lehnsherr,
Und Blut von deinem Blut.
Cymbeline
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Wie, mir entsprossen?
Bellarius
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Wie deinem Vater du. Ich, alter Morgan,
Bin der Bellarius, den du einst verbannt:
Dein Will’ allein war meine Sünd’ und Strafe;
Dies mein Verrat; daß ich so dulden mußte,
War mein Verbrechen. Diese edeln Prinzen –
Sie sind es wahrlich! – hab’ ich auferzogen
Seit zwanzig Jahren: und ihr Wissen ist,
Wie ich es lehren konnte; meine Bildung
Kennt Ihr. Euriphile, die Wärterin,
Die für den Raub ich freite, stahl die Kinder
Nach meinem Bann; ich reizte sie dazu,
Da ich vorher die Straf’ empfing für das,
Was ich nachher verübt; für Treu geschlagen,
Ward ich dadurch Verräter; ihr Verlust,
Je mehr von Euch gefühlt, entsprach so mehr
Der Absicht meines Raubs. Huldreicher Herr,
Nimm deine Söhne hier, verlier’ ich auch
Die holdesten Gefährten von der Welt: –
Des Himmels vollster Segen tau’ herab
Auf ihre Häupter! Denn sie sind es wert,
Den Himmel auszuschmücken mit Gestirnen.
Cymbeline
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Du weinst und redest. Was ihr drei im Kriege
Vollbracht, ist Wunder mehr als dein Erzählen;
Geraubt sind meine Kinder: sind es diese,
Kann ich mir nicht zwei beßre Söhne wünschen.
Bellarius
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Geduld ein Weilchen! –
Der Jüngling, den ich Polydor genannt,
Ist Prinz Guiderius, Euer edler Sohn;
Mein Cadwal, dieser Jüngling, Arviragus,
Eu’r jüngster Prinz; er war in einen Mantel
Gehüllt, künstlich gewebt von eigner Hand
Der Kön’gin, seiner Mutter, den, als Merkmal,
Ich leicht dir zeigen kann.
Cymbeline
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Guiderius hatte
Ein Mal am Hals, so wie ein blut’ger Stern:
Es war ein seltsam Zeichen.
Bellarius
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Dieser trägt
Noch jenen Stempel der Natur an sich;
Sie gab ihm dies aus weiser Vorsicht mit,
Sein Zeugnis jetzt zu sein.
Cymbeline
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Bin ich so Mutter
Von dreien Kindern? Nie war eine Mutter
So froh nach der Geburt. – O seid gesegnet,
Daß, wie ihr seltsam eurem Kreis entwicht,
Ihr jetzt drin herrschen mögt! – O Imogen!
Dadurch hast du ein Königreich verloren.
Imogen
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Mein Vater, nein; zwei Welten so gewonnen. –
Oh, liebste Brüder, trafen wir uns so?
Sagt künftig nie, daß ich nicht wahrer spreche:
Ihr hießt mich Bruder, und ich war nur Schwester;
Ich nannt’ euch Brüder, die ihr wirklich waret.
Cymbeline
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Habt ihr euch schon gesehn?
Arviragus
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Ja, teurer König,
Guiderius
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Und liebten uns beim ersten Blick, beharrten
Im Lieben, bis wir ihn gestorben wähnten.
Cornelius
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Vom Trank der Königin.
Cymbeline
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O Wunder des Instinkts!
Wann fass’ ich’s ganz? Die rohe Abkürzung
Ist so seltsam verzweigt, daß jedes einzeln
Sich glänzend hebt. – Wie, wo habt ihr gelebt?
Und wie kamst in den Dienst des Römers du?
Wie fandst du, wie verließest du die Brüder?
Weshalb entflohst vom Hof du, und wohin?
Auch was euch alle drei zur Schlacht getrieben,
Und wie viel andres noch muß ich erfragen;
Die Nebensachen all’, wie sich’s begeben,
Glücklich und seltsam; doch nicht Zeit noch Ort
Paßt für so lange Fragartikel. Seht,
Es ankert Posthumus auf Imogen;
Und sie, wie Wetterleuchten, wirft ihr Auge
Auf ihn, die Brüder, mich, den Gatten, schießend
Auf jeglichen den Freudenblitz; in jedem spricht
Entzücken anders. Gehn wir denn von hier,
Und fülle Weihrauchduft die Tempelhallen! –
Du bist mein Bruder; der sollst du mir bleiben.
Imogen
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Ihr seid mein Vater auch, erquicktet mich,
Um dieses Heil zu sehn.
Cymbeline
.
Es jauchzt nun alles,
Nur die in Ketten nicht: sie mögen auch
Sich freuen unsrer Milde!
Imogen
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Euch,
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