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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Kerkermeisters
    Dienstfrauen der Emilia. Landleute. Boten. Ein Mann, welcher Hymen vorstellt. Ein Knabe. Ein Henker. Wache. Dienstboten. Landmädchen. Nymphen.
    Scene: Athen und seine Umgebung, außer im ersten Act, wo die Handlung auch in Theben und seiner Umgebung vor sich geht.

Prolog
    Ein neues Stück und eine junge Maid,
    Sie gleichen sich einander beid’!
    Ist es mit ihnen gut bestellt,
    Begehrt man sie und schont für sie kein Geld.
    Ein neues Stück, das mädchenhaft erglüht,
    Wenn’s seinen Hochzeitstag gekommen sieht,
    Und bangend, hoffend, ahnungsvoll
    Nun seine Unschuld opfern soll,
    Gleicht einer Jungfrau, die von ihrer Art
    Sich nach der Trauung so viel noch bewahrt,
    Daß sie bei allem, was sie thut und treibt,
    Obgleich sie Frau nun, doch noch Mädchen bleibt –
    So wünschen wir, daß unser Stück möcht’ sein!
    Nach Herkunft ist es edel, gut und rein,
    Hat einen Vater, wie ein zweiter so
    Nicht zwischen Silber-Trent und Po
    Gefunden wird, denn Chaucer ist der Mann,
    Der diese Märe uns ersann.
    Sein Ruhm wird ewig dauern jung und frisch,
    Und sollt’ etwa durch unsre Schuld Gezisch
    Der erste Willkomm seines Kindes sein,
    So würde sich im Grabe sein Gebein
    Umdrehn, und rufen würd’ er ohne Zweifel:
    Jagt diese Pfuscher mir zum Teufel,
    Die meinen hohen Werth begriffen nicht
    Und ärger plündern mein Gedicht,
    Als Robin Hood des Reisenden Gepäck!
    Ja! Diese Furcht, wir reden sie nicht weg,
    Denn freilich wissen wir wie knabenhaft
    Die Hoffnung ist, mit unsrer schwachen Kraft
    Ihm nach in seine tiefen Wasser gehn.
    Doch sollen wir die Wahrheit Euch gestehn?
    Wir rechneten auf Eure Helfershand,
    Die schon manch Unglück von uns abgewandt.
    Auch diesmal bitten wir um Eure Gunst
    Für dieses Spiel, das freilich seiner Kunst
    Nicht würdig ist, indeß vielleicht doch werth,
    Daß Ihr ein Stündchen opfert und es hört.
    Doch müßten wir erleben, daß dies Spiel,
    Statt Euch die Zeit zu kürzen, nur misfiel,
    So würde das den Muth uns so benehmen,
    Daß wir dann lieber gar nicht wiederkämen!
    ¶

ERSTER AUFZUG
Erste Szene
    (Athen; vor einem Tempel.)
    Hymen mit einer brennenden Fackel tritt auf; vor ihm her ein Knabe in weißem Gewande, Blumen streuend und singend. Ihm folgt eine Nymphe mit gelöstem Haar, einen Aehrenkranz auf dem Haupte. Hierauf Theseus zwischen zwei andern Nymphen, die ebenfalls Aehrenkränze tragen. Dann, von Pirithous geführt, Hippolyta mit hängendem Haar. Eine Nymphe hält über ihrem Haupte einen Aehrenkranz. Zuletzt Emilia, ihre Schleppe über dem Arm tragend. Artesius und Gefolge. – Musik.
    Gesang
    Dornenfreie, makellose
    Königin der Düfte, Rose,
    Farbenreiche, licht und mild,
    Federnelke, bar der Düfte,
    Asphodil, du Schmuck der Grüfte,
    Herzblatt echter Treue Bild;
    Primel, erste von den süßen
    Blümlein, die den Lenz begrüßen,
    Wenn er seinen Einzug hält;
    Maßlieb mit den blauen Aeuglein,
    Schlüsselblum’ an schwankem Zweiglein,
    Rittersporn, du tapfrer Held;
    Kinder des vergnügten Maien,
    Laßt dem edlen Paar euch streuen,
    Labt ihm Auge und Geruch;
    Englein, steigt vom Himmel nieder,
    Vöglein, Sänger süßer Lieder,
    Lenket hierher euern Flug!
    Kuckuck aber, Eul’ und Krähe,
    Kommet nicht in seine Nähe,
    Denn ihr kündet nur Gefahr;
    Sollt nicht nisten hier noch singen,
    Unheil nicht und Zwietracht bringen
    Unserm holden Liebespaar!
    (Die drei Königinnen, in schwarze Schleier und Gewänder gehüllt, Königskronen auf dem Haupte, treten auf. Die erste fällt vor Theseus, die zweite vor Hippolyta, die dritte vor Emilia nieder.)
    Erste
.
    Um der Barmherzigkeit und Gnade willen
    Erhöret mich!
    Zweite
.
    Um Eurer Mutter willen,
    Und daß Ihr holde Kinder mögt gebären,
    Erhöret mich!
    Dritte
.
    Um des Beglückten willen,
    Dem Zeus die Ehre Eures Bettes einst
    Gewähren wird, – um Eurer Keuschheit willen
    Erbarmt Euch unsres Leids. Die gute That
    Löscht jedes Unheil, das im Buch des Schicksals
    Für Euch verzeichnet steht, auf immer aus!
    Theseus
.
    Steht auf!
    Hippolyta
.
    Steht auf!
    Emilia
.
    O, kniet nicht vor mir!
    Für jede meiner Schwestern, die sich grämt,
    Hab’ ich ein fühlend Herz.
    Theseus
.
    Was bittet ihr?
    Für alle rede eine von euch drei’n.
    Erste Königin
.
    Wir sind drei Königinnen, deren Gatten
    Als Opfer fielen König Kreon’s Wuth.
    Dort im Theban’schen Felde liegen sie
    Den Raben, Geiern, Krähen hingeworfen.
    Er will nicht dulden, daß wir ihre Leichen
    Zu Asche brennen und in Urnen bergen,
    Damit der

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