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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Knecht;
    Ich fürchte sehr, mein Geld bewahrt’ ich schlecht.
    Geht ab.
    ¶

ZWEITER AUFZUG
Erste Szene
    Zimmer.
    Adriana und Luciana treten auf.
    Adriana
.
    Mein Mann kommt nicht zurück, auch nicht der Diener,
    Den ich so eilig sandt’, ihn aufzusuchen;
    Gewiß, Luciana, es ist schon zwei Uhr.
    Luciana
.
    Vielleicht, daß ihn ein Kaufmann eingeladen
    Und er vom Markt zur Mahlzeit ging wohin.
    Laß jetzt uns essen, Schwester; sei nicht mürrisch,
    Ein Mann ist über seine Freiheit Herr,
    Die Zeit der Männer Herrin; wie sie’s fügt,
    Gehn sie und kommen; drum sei ruhig, Schwester!
    Adriana
.
    Ward Männern größre Freiheit zugeteilt?
    Luciana
.
    Ja, weil ihr Streben nicht im Hause weilt.
    Adriana
.
    Wollt’ ich ihm so begegnen, trüg’ er’s kaum!
    Luciana
.
    Du weißt, der Mann ist deines Willens Zaum.
    Adriana
.
    Nur Esel zäumt man so bequem und leicht!
    Luciana
.
    Nun, trotz’ge Freiheit wird durch Zucht gebeugt.
    Kein Wesen gibt’s, das nicht gebunden wär’,
    Sei’s auf der Erde, sei’s in Luft und Meer;
    Tier, Fisch und Vogel folgt als seinem König
    Dem Manne stets und ist ihm untertänig;
    Den Menschen, göttlicher, – den Weltgebieter,
    Der weiten Erd’ und wilden Fluten Hüter,
    Dem sein Verstand und seines Wissens Kraft
    Den Vorrang über Fisch und Vogel schafft, –
    Verehrt das Weib als machtbegabten Herrn:
    Drum dien’ auch du, und folg’ ihm treu und gern!
    Adriana
.
    Um nicht zu dienen, bleibst du unvermählt?
    Luciana
.
    Nein! weil der Eh’stand so viel Sorgen zählt.
    Adriana
.
    Doch wärst du Frau, trügst du die Knechtschaft still?
    Luciana
.
    Gehorchen lern’ ich, eh’ ich lieben will. –
    Adriana
.
    Wie, wenn dein Mann fortbliebe, hielt’st du’s aus?
    Luciana
.
    Ich harrte ruhig, bis er käm’ nach Haus!
    Adriana
.
    Geduld, nie aufgereizt, wird leicht geübt;
    Sanftmütig bleibt der wohl, den nichts betrübt.
    Den Armen, den das Unglück ganz verstört,
    Spricht man zur Ruh’, wenn man ihn weinen hört; –
    Doch trügst du gleiche Schmerzen, gleiche Plagen,
    Du würdest selbst noch bittrer dich beklagen.
    Dich hat kein rauher Gatte je beleidigt,
    Sonst hätt’st du wohl Geduld nicht zahm verteidigt;
    Wird erst ein Mann so viel an dir verschulden,
    Dann jagst du aus dem Dienst blödsinnig Dulden.
    Luciana
.
    Nun wohl, wer weiß! Zur Probe möcht’ ich frein. –
    Da kommt dein Knecht, weit kann dein Mann nicht sein.
    Dromio von Ephesus kommt.
    Adriana
. Sprich, ist dein säum’ger Herr jetzt bei der Hand?
    Dromio von Ephesus
. Nein, mit mir war er bei zwei Händen, und das können meine zwei Ohren bezeugen.
    Adriana
. Sag, sprachst du ihn? Vernahmst du sein Begehr?
    Dromio von Ephesus
.
    Ja, sein Begehren schrieb er mir aufs Ohr;
    Ich faßt’ ihn nicht, wie schlagend auch die Gründe.
    Luciana
. Sprach er so zweideutig, daß du seine Meinung nicht begreifen konntest?
    Dromio von Ephesus
. Nein, er schlug so grade zu, daß mein Rücken die Schläge nur zu gut begriff; und dabei doch so zweideutig, daß ich sie kaum fassen konnte.
    Adriana
.
    Doch sag, ich bitt’ dich, kommt er bald nach Haus?
    Mir scheint, er denkt recht treu an seine Frau! –
    Dromio von Ephesus
.
    Hört, Frau, der Herr ist, glaub’ ich, hörnertoll.
    Adriana
.
    Wie, Schurke! Hörnertoll?
    Dromio von Ephesus
.
    Nicht hahnreitoll, doch sicher rasend toll;
    Als ich ihn bat, zum Essen heim zu kommen,
    So fragt’ er mich nach tausend Mark in Gold.
    »’s ist Essenszeit«, sagt’ ich; »mein Gold«, sagt’ er.
    »Das Fleisch brennt an«, sagt’ ich; »mein Gold!« sagt’ er.
    »Kommt Ihr nicht bald?« sagt’ ich; »mein Gold!« sagt’ er;
    »Wo sind die tausend Mark, die ich dir gab?«
    »Die Gans verbrennt«, sagt’ ich; »mein Gold!« sagt’ er.
    »Die Frau«, sprach ich – »zum Henker mit der Frau!«
    »Ich weiß von keiner Frau; fort mit der Frau!« –
    Luciana
.
    Sprach wer?
    Dromio von Ephesus
.
    Sprach unser Herr;
    »Ich weiß«, sprach er, »von Haus nicht, noch von Hausfrau«; –
    Und meinen Auftrag, der der Zunge zukam,
    Trägt meine Schulter heim, das dank’ ich ihm:
    Denn, kurz und gut, er gab mir Schläge drauf.
    Adriana
.
    Geh wieder hin, du Schurk’, und hol’ ihn her!
    Dromio von Ephesus
.
    Noch einmal gehn, und neue Prügel holen?
    Um Gottes willen, schickt ’nen andern Boten!
    Adriana
.
    Lauf, Schurk’, sonst schlag’ ich kreuzweis’ dir den Kopf!
    Dromio von Ephesus
.
    Dann segnet er das Kreuz mit neuen Schlägen,
    Und so bekomm’ ich ein geweihtes

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