Sämtliche Dramen
zweiten Mal mit mir versuchst.
Dromio von Syrakus
.
So komm’ ich ohne Recht und Fug zu solchem barschen Gruß,
Denn Eu’r Warum und Eu’r Wofür hat weder Hand noch Fuß.
Nun gut, ich dank’ Euch.
Antipholus
.
Dankst mir, Freund? Wofür? –
Dromio von Syrakus
. Meiner Treu, Herr, für etwas, das ich für nichts bekam.
Antipholus
. Ich will’s nächstens wieder gut machen und dir nichts für etwas geben. Aber sag mir, Freund, ist es Essenszeit?
Dromio von Syrakus
. Nein, Herr, denn unser Fleisch ist noch nicht, was ich bin.
Antipholus
. Und was wäre das?
Dromio von Syrakus
. ’s ist noch nicht mürbe.
Antipholus
. Dann wird’s also noch hart und trocken sein?
Dromio von Syrakus
. Ja, und wenn das ist, so bitte ich Euch, eßt nicht davon!
Antipholus
. Dein Grund?
Dromio von Syrakus
. Es möchte Euch cholerisch machen, und Ihr schlügt mich noch einmal.
Antipholus
. Siehst du? Lerne zu rechter Zeit spaßen; jedes Ding hat seine Zeit.
Dromio von Syrakus
. Den Satz hätte ich wohl geleugnet, ehe Ihr so cholerisch wurdet.
Antipholus
. Nach welcher Regel?
Dromio von Syrakus
. Nun, nach einer Regel, die so klar ist als die klare kahle Platte des uralten Gottes der Zeit.
Antipholus
. Laß hören!
Dromio von Syrakus
. Wenn einer von Natur kahl wird, so gibt es keine Zeit für ihn, sein Haar wieder zu bekommen.
Antipholus
. Auch nicht durch Prozeß und Restitution?
Dromio von Syrakus
. O ja; durch den Prozeß eines Perückenkaufs oder durch die Restauration, die man durch das abgeschnittene Haar eines andern erlangt.
Antipholus
. Warum ist doch die Zeit ein solcher Knicker mit dem Haar, das sonst ein so reichlicher Auswuchs ist?
Dromio von Syrakus
. Weil’s ein Segen ist, mit dem sie das Vieh begabt; was sie dem Menschen an Haar entzieht, das ersetzt sie ihm an Witz.
Antipholus
. Und doch hat mancher Mensch mehr Haar als Witz.
Dromio von Syrakus
. Kein einziger, der nicht so viel Witz hätte, sein Haar zu verlieren.
Antipholus
. Du machtest aber den Schluß, starkbehaarte Menschen seien täppische Gesellen ohne Witz?
Dromio von Syrakus
. Je täppischer der Gesell gewesen, desto schneller verliert er’s; aber mit dem allen verliert sich’s mit einer Art von Lustigkeit.
Antipholus
. Aus welchem Grund?
Dromio von Syrakus
. Aus zwei Gründen, und gesunden dazu.
Antipholus
. Gesunden wohl eigentlich nicht!
Dromio von Syrakus
. Oder sichern.
Antipholus
. Auch nicht sichern, in einer so mißlichen Sache.
Dromio von Syrakus
. Gewissen denn, also.
Antipholus
. Und die sind?
Dromio von Syrakus
. Der erste, weil er das Geld fürs Haarkräuseln sparen kann; und der zweite, weil ihm beim Essen das Haar nicht in die Suppe fallen wird.
Antipholus
. Du wolltest alle die Zeit her beweisen, nicht jedes Ding habe seine Zeit.
Dromio von Syrakus
. Nun allerdings, und das tat ich auch; namentlich, daß es keine Zeit gäbe, Haar wieder zu bekommen, das von Natur verloren ist.
Antipholus
. Aber dein Grund hielt nicht Stich, warum es keine Zeit gäbe, es wieder zu bekommen.
Dromio von Syrakus
. Ich verbessere ihn so: die Zeit selbst ist kahl, und deshalb wird sie bis ans Ende der Welt Kahlköpfe in ihrem Gefolge haben.
Antipholus
. Ich wußte schon, es würde einen kahlen Schluß geben. Aber still! Was winkt uns dort? –
Adriana und Luciana kommen.
Adriana
.
Ja, ja, Antipholus! Sieh fremd und finster:
Für eine andre hast du süße Blicke!
Ich bin nicht Adriana, nicht dein Weib!
Es gab ’ne Zeit, da schwurst du ungefragt:
Kein Wort sei wie Musik in deinem Ohr,
Kein Gegenstand erfreulich deinem Blick,
Kein Fühlen je willkommen deiner Hand,
Kein Mahl von Wohlgeschmack für deinen Gaum,
Wenn ich nicht Blick, Wort, Hand und Becher tauschte!
Wie kommt’s denn jetzt, mein Gatte, oh, wie kommt’s,
Daß du so ganz dir selbst entfremdet bist?
Dir selber, sagt’ ich; mir ja wirst du fremd,
Mir, die ich, unzertrennlich dir vereint,
Nichts bin als deines Herzens bester Teil.
Ach, reiße nicht dein Innres von mir los!
Denn wisse, mein Geliebter, leichter träufst du
’nen Tropfen Wasser in die tiefe See,
Und nimmst den Tropfen unvermischt zurück,
Ohn’ allen Zusatz oder Minderung, –
Als daß du dich mir nimmst, und nicht auch mich.
Wie müßt’ es dich verwunden bis ins Mark,
Vernähmst du je, ich sei nicht treu und rein,
Und dieser Leib, der dir allein geweiht,
Befleckt durch Üppigkeit und schnöde Lust?
Du würd’st mich anspein, mich mit Füßen treten,
Den Namen
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