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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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wagen. Ruhig können wir,
    Wenn wir geduldig sind, hier lange leben
    Und lange lieben ohne Ueberdruß;
    Hier rührt die Faust des Kriege keinen an,
    Und niemand wird vom wilden Meer verschlungen. –
    Wenn frei wir wären, ei, wie leicht könnt’ da
    Ein Weib uns, oder etwas sonst uns trennen,
    Streit uns entzweien, böser Menschen Neid
    Sich drängen zwischen uns. – Es wäre möglich,
    Daß, würd’ ich krank, du nichts davon erführest,
    Und stürb’ ich, deine Bruderhand mir nicht
    Die Augen schlösse, zu den Göttern du
    Nicht für mich flehtest! Wären wir nicht hier,
    Wir wären tausend Wechseln unterworfen!
    Palämon
.
    Ich danke dir, Arcit. Du hast mich fast
    Dahin gebracht, Gefangenschaft zu lieben.
    Wie elend nun, da draußen frei zu leben,
    Dem dummen Viehe gleich bald hier, bald dort;
    Ein bess’rer Aufenthalt ist diese Burg!
    Nun ward mir klar, wie nichtig alle Freuden
    Doch sind, die nur zur Eitelkeit verlocken!
    Der Welt möcht’ ich’s verkünden, sie sind nichts
    Als prächt’ge Schatten, so die Zeit, die alte,
    Die nimmer ruht und rastet, mit sich nimmt.
    Wenn wir an Kreon’s Hof geblieben wären,
    Wo Sünde Recht und Thorheit Tugend ist,
    Was wär’ aus uns geworden? Liebster Vetter,
    Hätt’ nicht die Gnade Gottes diesen Ort
    Für uns hier ausgewählt, so wären wir
    Als alte böse Menschen einst gestorben,
    Beweint von niemand, – unser Epitaph
    Des Volkes Fluch. Wie, sage ich nicht wahr?
    Arcites
.
    Sprich immer weiter nur, ich hör’ so gern!
    Palämon
.
    Vernahm man je von Zweien, die sich mehr
    Als wir geliebt, Arcit?
    Arcites
.
    Das ist unmöglich!
    Palämon
.
    So wie’s unmöglich ist, daß unsre Freundschaft
    Je schwinden könnte!
    Arcites
.
    Bis zum Tode nicht!
    (Emilia und ihre Zofe treten unten auf.)
    Und dann gehn unsre Seelen hin zu jenen,
    Die ewig lieben. Rede, lieber Bruder!
    Emilia
.
    O, gar zu schön ist es im Garten hier!
    Wie heißt die Blume da?
    Zofe
.
    Narcisse, Fräulein!
    Emilia
.
    So hieß ein schöner Jüngling, doch er war
    Ein Narr und in sich selbst verliebt. Gab es
    Denn Mädchen nicht genug?
    Arcites
(oben).
    Fahr fort!
    Palämon
.
    Sogleich!
    Emilia
(unten).
    Wie? Oder wären alle unerbittlich
    Gewesen!
    Zofe
.
    Schwerlich, denn er war ja schön.
    Emilia
.
    Du wärst nicht so gewesen?
    Zofe
.
    Wahrlich nicht!
    Emilia
.
    Ein gutes Mädchen! Aber sieh dich vor
    Und sei auch nicht zu gut!
    Zofe
.
    Warum nicht, Fräulein?
    Emilia
.
    Die Männer sind so schlimm!
    Arcites
(oben).
    Sprich, lieber Vetter!
    Emilia
(unten).
    Kannst du mit Seide solche Blumen sticken?
    Zofe
.
    O ja!
    Emilia
.
    Ich möcht’ ein Kleid, bestickt mit diesen
    Und diesen da. O, welche schöne Farbe,
    Die muß auf einem Kleid sich prächtig machen!
    Zofe
.
    Vortrefflich!
    Arcites
(oben).
    Vetter, Vetter, höre doch!
    Was ist dir?
    Palämon
.
    O Arcit, erst jetzt, erst jetzt
    Fühl’ ich gefangen mich!
    Arcites
.
    Was sagst du da?
    Palämon
.
    Dort, dort, schau hin, – beim Himmel, eine Göttin!
    Arcites
.
    Was seh’ ich? Ha!
    Palämon
.
    Auf deine Knie sink’
    Und bet’ sie an, denn eine Göttin ist’s!
    Emilia
(unten).
    Von allen Blumen ist die Rose doch
    Die herrlichste!
    Zofe
.
    Warum das, edles Fräulein?
    Emilia
.
    Sie ist der zarten Jungfrau Ebenbild,
    Denn ihren Kelch erschließet züchtig sie
    Des Westwinds sanftem Wehn und fängt den Strahl
    Der Sonne auf in lieblichem Erröthen;
    Doch rührt der ungestüme Nord sie an,
    Verbirgt erschreckt sie ihre Reize schnell
    Im Knospenhaus und streckt dem Wilden nur
    Den scharfen Dorn entgegen.
    Zofe
.
    Aber, Fräulein,
    Zuweilen geht der Schreck bei ihr so weit,
    Daß sie zu Boden fällt. Ein jedes Mädchen
    Von Ehre thäte gut, sie nähm’ an ihr
    Kein Beispiel sich.
    Emilia
.
    Du bist ein loses Ding.
    Arcites
(oben).
    Wie wunderschön sie ist!
    Palämon
.
    Die Schönheit selbst!
    Emilia
(unten).
    Hoch steht die Sonne schon, gehn wir hinein.
    Die Blumen hebe auf, wir wollen sehn,
    Ob’s unsrer Kunst gelingt, sie nachzuahmen.
    Wie leicht zu Muth mir ist, ich könnte jauchzen!
    Zofe
.
    Und ich im Gras mich wälzen!
    Emilia
.
    Mit noch Einem?
    Zofe
.
    Das käm’ drauf an!
    Emilia
.
    Nun, such’ dir einen Partner!
    (Emilia und die Zofe ab.)
    Palämon
.
    Ist sie nicht schön?
    Arcites
.
    Wahrhaftig, selten schön!
    Palämon
.
    Nur selten?
    Arcites
.
    Nein, ich meine unvergleichlich!
    Palämon
.
    Muß da nicht jeder ganz in Lieb’ zerfließen?
    Arcites
.
    Ich weiß nicht, wie es dir ergeht, doch ich
    Bin völlig hin. Verdammt

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