Sämtliche Dramen
draußen? ich denke, die Welt geht unter! –
Dromio von Syrakus
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Die Straßenbuben, Ihr Gnaden, sind heut besonders munter.
Antipholus von Ephesus
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Wie, Weib, bist du da drinnen? Was kamst du nicht schon lange?
Adriana
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Dein Weib, verwünschter Schurke? Lauf, daß man dich nicht fange!
Dromio von Ephesus
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Kommt Ihr mit Not hinein, wird’s um den Schurken ihr bange.
Angelo
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Hier gibt’s nicht Mahl noch Willkomm; wir rechneten doch auf eins!
Balthasar
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Wir stritten, was das beste sei, und nun bekommen wir keins!
Dromio von Ephesus
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Find’t Ihr Gefallen an solchem Spaß? Wenn Ihr mich fragt, ich vernein’s.
Antipholus von Ephesus
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Hier weht der Wind zu scharf, wir müssen wo anders essen.
Dromio von Ephesus
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So sprächt Ihr, Herr, mit Recht, hättet Ihr den Mantel vergessen.
Wir stehn hier draußen und frieren, und drinnen dampft der Braten;
Das nenn’ ich seinen eignen Herrn verkaufen und verraten!
Antipholus von Ephesus
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Geh’ einer und hol’ ein Werkzeug zum Brechen mir herbei!
Dromio von Syrakus
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Ja, brecht nur, was Ihr könnt, ich brech’ Euch den Hals entzwei! –
Dromio von Ephesus
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Das brecht Ihr wohl vom Zaun! Mag’s biegen oder brechen,
Ich brech’ ’ne Lanze mit Euch: das will ich Euch versprechen.
Dromio von Syrakus
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Ihr liebt das Brechen, merk’ ich! Bleibt nur da draus, ihr Frechen! –
Antipholus von Ephesus
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Ich käme lieber hinein, das Draußen hab’ ich satt.
Dromio von Syrakus
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Wenn erst der Bock keinen Bart, der Baum keine Blätter hat! –
Antipholus von Ephesus
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Wir müssen die Türe sprengen; ist hier kein Baum zur Hand?
Dromio von Ephesus
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Oho! nun sollst du dich wundern! Der Baum ohne Blatt sich fand;
Der wird uns tapfer beistehn, trotz allen deinen Possen;
Und was den Bock betrifft, den hast du selbst geschossen.
Antipholus von Ephesus
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Geh, mach’ dich auf, schaff’ mir ’nen Hebebaum!
Balthasar
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O nicht doch, Herr: gebt der Geduld noch Raum!
Ihr strittet gegen Euern guten Ruf
Und zöget selbst in des Verdachts Bereich
Die unbescholtne Ehre Eurer Frau. –
Bedenkt nur: ihre lang’ erprobte Tugend,
Ihr klug Benehmen, reife Sittsamkeit
Verbürgt, hier sei ein Grund, den Ihr nicht kennt;
Und zweifelt nicht, rechtfert’gen wird sie sich,
Warum die Tür Euch heut verschlossen blieb.
Folgt meinem Rate: räumen wir das Feld,
Und laßt im Tiger uns zu Mittag essen;
Und gegen Abend geht allein nach Haus,
Den Grund so seltner Weig’rung zu erfahren.
Wenn Ihr Euch anschickt, jetzt Gewalt zu brauchen,
Am hellen Tag, wo alles kommt und geht,
So wird der Handel gleich zum Stadtgespräch;
Des Volks gemeine Lästerung ersinnt
(Nicht achtend Euer nie verletztes Ansehn),
Was allzu leicht sich schnöden Eingang schafft
Und selbst auf Eurem Grabe noch verweilt;
Denn die Verleumdung, wie ein Erbvermächtnis,
Bleibt stets dem Haus und schändet sein Gedächtnis.
Antipholus von Ephesus
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Ich geb’ Euch nach; ich will mich ruhig halten,
Und – geht’s auch nicht von Herzen – lustig sein.
Ich kenn’ ein Mädchen, witzig im Gespräch,
Hübsch und gescheit, wild und gefällig doch;
Dort woll’n wir speisen. – Dieses Mädchens halb
Hat meine Frau – doch wahrlich ohne Grund –
Schon manchmal eifersüchtig mich geschmält;
Bei dieser laßt uns speisen.
Zu Angelo.
Geht nach Haus,
Und holt die Kette; fertig wird sie sein;
Die bringt mir dann ins Stachelschwein, ich bitt’ Euch. –
So heißt das Haus; die goldne Kette schenk’ ich,
Und wär’s auch nur, um meine Frau zu ärgern,
An unsre Wirtin. Eilt Euch, lieber Herr;
Da mir die eigne Pforte widerstehn will,
So klopf’ ich an, wo man uns nicht verschmähn will.
Angelo
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Ein Stündchen noch vergönnt, und ich bin Euer.
Antipholus von Ephesus
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Habt Dank! – Doch kommt der Spaß mir etwas teuer! –
Sie gehn ab.
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Zweite Szene
Platz vor dem Hause.
Es treten auf Luciana und Antipholus von Syrakus.
Luciana
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Vergaßest du in wenig Augenblicken
Des Gatten Pflicht? Und soll durch Mißverstand
Der Liebe Blüt’ im Liebeslenz ersticken?
Der Bau zerfallen, der so schön erstand?
Hast du die Schwester um ihr Gold gefreit,
So heuchle ihr, dem Gold zu Liebe, Feuer;
Und glühst du sonst wo, tu’s in Heimlichkeit;
Dein falsches Lieben hüll’ in dunkle Schleier:
Die Schwester lese nicht in deinen Blicken,
Noch laß den Mund die eigne Schmach verkünden,
Daß Huld und Anmut deine Untreu’ schmücken,
Kleid’ als der Tugend
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