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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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heraus
    Und zisch’ uns wider sein Gewissen aus.
    Wär’ keiner hier, das wär’ doch sonderbar!
    Wir möchten Euer Urtheil, kurz und klar.
    Versteht mich recht: ich bin ja meiner Sache
    Nicht so gewiß; indeß, wenn auch die Mache
    Euch nicht gefiel, so war die Fabel doch
    Des Stückes gut, sodaß wir immer noch
    Vielleicht damit erzielt, was wir gewollt.
    Und wenn Ihr uns ein bischen Beifall zollt,
    So werden wir bald Bess’res Euch bescheren,
    Die alte Liebe zwischen uns zu nähren.
    Denn alles, was nur steht in unsrer Macht,
    Ist Euch, Ihr Herrn, zu Dienst. – Jetzt Gute Nacht!

    ¶

Personen
    Antiochus
, König von Antiochien
    Perikles
, Fürst von Tyrus
    Helicanus
und
Escanes
, Hofleute aus Tyrus
    Simonides
, König von Pentapolis
    Cleon
, Statthalter von Tharsus
    Lysimachus
, Statthalter von Mitylene
    Cerimon
, ein Hofmann aus Ephesus
    Thaliard
, ein Hofmann aus Antiochien
    Philemon
, Cerimons Diener
    Leonin
, Dionysas Diener
    Marschall
    Ein
Kuppler
    Bolz
, sein Diener
    Gower
, an Stelle des Chores
    Die Tochter des Antiochus
    Thaisa
, Tochter des Simonides
    Marina
, Tochter des Perikles und der Thaisa
    Dionysa
, Gemahlin des Cleon
    Lychorida
, Marinas Amme
    Diana
    Eine
Kupplerin
    Hofleute, Ritter, Matrosen,
    Seeräuber, Fischer, Boten
    Die Szene ist in verschiedenen Ländern

ERSTER AUFZUG
Erste Szene
    Gower tritt auf als Vorredner.
    Gower
.
    Zu singen, was Vorzeit vernahm,
    Vom Tode der alte Gower kam,
    Nahm an menschlich Gebrechlichkeit,
    Daß er Euch Aug’ und Ohr erfreut;
    Dies sang man wohl bei Festgelag,
    Quatember und auch Feiertag,
    In alten Tagen Mann und Weib
    Las dieses auch zum Zeitvertreib;
    Vor Hochgemüt flieht so Bekümmernus,
    Et bonum quo antiquius eo melius.
    Kann Euch, geboren in spätern Tagen,
    Bei reiferm Witz mein Reim behagen,
    Kann, was ein alter Mann mag singen,
    Vergnügen, wie Ihr’s wünschet, bringen,
    Wünscht’ ich mir Leben, daß ich’s fein
    Verbraucht’ um Euch wie Kerzenschein. –
    Antiochus, der Große, diese Stadt
    Zum Hauptsitz sich erbauet hat,
    Die schönst’ im ganzen Syrer-Land
    (Wie ich es in den Büchern fand).
    Der König nahm ein Weib fürwahr,
    Sie starb, ein Töchterlein gebar,
    Ganz lustsam, schön und rot und weiß,
    Geschmückt von Gott mit allem Fleiß.
    Davon der Vater ward gerührt,
    Und zur Blutschande sie verführt.
    Schlimm Kind, und bös’rer Vater, eigen Blut
    Zu reizen, daß es also übel tut!
    Gewohnheit bald sie dahin bracht,
    Daß es nicht Sünde ward geacht’t.
    Mit Schönheit zog das sünd’ge Weib
    Dahin wohl manches Fürsten Leib,
    Der sie erwählt zum Bettgenoß
    Und zu der Eh’lust Spielgenoß;
    D’rum ließ er ein Gesetz nun walten,
    Zu schrecken, sie für sich zu halten,
    Daß, wer nicht, der sie gehrt zum Weib,
    Sein Rätsel riet, verlör’ den Leib.
    Um sie manch Held gab auf sein Leben,
    Wie dort die Häupter Zeugnis geben:
    Was noch erfolgt, soll Euch vor Augen leben,
    Die können dann am besten Zeugnis geben.
    Geht ab.
    ¶

Zweite Szene
    Antiochien. Ein Zimmer im Palast.
    Antiochus, Fürst Perikles und Gefolge.
    Antiochus
.
    Von Tyrus junger Prinz, du kennst nun ganz
    Wie hoch gefährlich sei, was du beginnst.
    Perikles
.
    Antiochus, mich führt ein solcher Geist,
    Von ihrer Schönheit hohem Ruhm entzündet,
    Daß Tod mich nicht im Wagestück entsetzt.
    Antiochus
.
    Musik führ’ unsre Tochter her, im Brautgewand,
    Geschmückt wie für des hohen Jovis Bett;
    Als sie empfangen, bis Lucina herrschte,
    Gab ihr Natur die Mitgift, sie zu zieren,
    Daß jeglicher Planet zu Rate saß,
    Die höchste Trefflichkeit in ihr zu wirken.
    Die Tochter des Antiochus kommt.
    Perikles
.
    Sie kömmt, wie Frühlingsglanz, die Königin,
    Von aller Anmut, ihrem hohen Sinn
    Dient jeder Preis, der Menschen herrlich macht:
    Im Angesicht, dem Buch der Schönheit, liest
    Man nur die feinste Lust, als sei von dort
    Der Gram vertilgt auf immer, mürrisch Zürnen
    Auf ewig unbekannt dem heitern Blick.
    Götter, die ihr in Liebe herrscht, mich schuft,
    Die ihr in meiner Brust Begier entzündet,
    Die Frucht von jenem Himmelsbaum zu kosten,
    Zu sterben im Mißlingen, seid behülflich,
    Wie ich als Sohn und Diener euch gehorche,
    So schrankenlose Wonne zu umfassen.
    Antiochus
.
    Fürst Perikles –
    Perikles
.
    Der Sohn sein will Antiochus dem Großen.
    Antiochus
.
    Es steht vor dir der Hesperiden Garten,
    Mit goldner Frucht, gefahrvoll zu berühren,
    Denn Drachen, Tod dräu’nd, entsetzen dich;
    Ihr himmlisch Antlitz reizt dich,

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