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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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wollen,
    Ihn wie ein Pfeil dahingetragen hätte.
    So aber ließ er’s zur Musik der Hufen
    Nur zierlich tanzen. (Sagt man doch, Musik
    Sei aus des Eisens Klang zuerst entstanden.)
    Da plötzlich zuckt aus einem neid’schen Kiesel,
    Kalt wie Saturn und g’rade so wie er
    Bösart’gen Feuers voll, ein Funke her!
    Das Pferd, so hitzig wie das Feuer selbst,
    Erschrickt, macht einen Satz, stemmt sich zurück,
    Kennt keine Zucht und Ordnung mehr, – dem Sporn
    Gehorcht es nicht, schreit wie ein junges Schwein,
    Geräth in Wuth und sucht auf alle Weise
    Durch Bocken sich des Reiters zu entled’gen.
    Der aber sitzt in seinem Sattel fest;
    Der Zaum ist stark, der Sattelgurt platzt nicht,
    Ausschlagen ist umsonst, der Reiter drückt
    Es mächtig auf die Hinterbeine nieder –
    Da bäumt es sich empor, sodaß die Füße
    Arcit’s hoch über seinem Kopfe stehn,
    Als hing er in der Luft; der Siegeskranz
    Fällt ihm vom Haupt und hintenüber stürzt
    Das wilde Thier und deckt mit seiner Last
    Des edlen Reiters Leib! –
    Noch lebt er zwar,
    Doch ist ein Schiff nur, das die nächste Welle
    Verschlingen muß. Noch einmal wünscht er Euch
    Vor seinem Tod zu sprechen. Seht, er naht!
    (Theseus, Hippolyta, Emilia. Arcites wird in einem Lehnsessel hereingetragen.)
    Palämon
.
    O, unglücksel’ges Ende unsrer Freundschaft!
    Allmächtig sind die Götter! – Wenn dein Herz,
    Dein würdig, männlich Herz noch schlägt, Arcites,
    So sprich ein letztes Wort zu mir. Ich bin
    Palämon, der dich Sterbenden noch liebt.
    Arcites
.
    Nimm du Emilien und nimm mit ihr
    Die ganze Lust der Welt. Gib mir die Hand,
    Leb’ wohl! Mein Stundenglas ist abgelaufen.
    Geirrt hab’ ich, doch treulos war ich nie!
    Vergib mir, Vetter. – Einen einz’gen Kuß
    Emilia nur –
    (Er küßt sie.)
    so, so – nun nimm sie hin.
    Ich sterbe!
    (Stirbt.)
    Palämon
.
    Seine Heldenseele zog
    Jetzt in Elysium ein!
    Emilia
.
    Laß mich die Augen
    Dir schließen, Fürst! Nun bei den Sel’gen wohne!
    Solang’ ich lebe will ich diesen Tag
    Den Thränen weihn!
    Palämon
.
    Und ich dem Ruhm des Helden!
    Theseus
.
    An dieser Stelle fochtet ihr zuerst,
    Hier trennt’ ich euch. Den Göttern bringe Dank,
    Daß du noch lebst und athmest. Seine Rolle
    Hat er nun ausgespielt, und war sie kurz,
    So hat er doch als Meister sich bewährt.
    Dein Tag ist länger und des Himmels Segen
    Troff auf dich nieder. Venus, die Gewalt’ge,
    Bewährte ihres Altars Kraft an dir
    Und gab dir, was du liebst, wogegen Mars,
    Der Krieger Herr, Arcit den Sieg verlieh,
    Wie sein Orakel diesem es verheißen.
    So zeigten sich die Götter euch gerecht. –
    Tragt jetzt den Todten fort!
    Palämon
.
    O Vetter, Vetter!
    Daß wir, was wir begehrten, selber uns
    Dann wieder rauben und den Schatz der Liebe
    Mit dem Verlust der Lieb’ erkaufen mußten!
    Theseus
.
    Nie hat das Glück ein schlau’res Spiel gespielt,
    Denn der Besiegte triumphirt, der Sieger
    Erlag, und dabei haben sich die Götter
    Der Einmischung enthalten. Dir, Palämon,
    Gestand dein Vetter selbst das Vorrecht zu
    Auf die Geliebte, da du sie zuerst
    Erblickt und deine Liebe gleich erklärtest.
    Er gab sie dir zurück, wie ein Juwel,
    Das er dir stahl, und bat dich um Verzeihung,
    Damit er ruhig und in Frieden sterbe.
    Die Götter nehmen die Gerechtigkeit
    Aus meiner Hand und üben selber sie.
    Jetzt führe, die du liebst, hinweg von hier
    Und ruf’ vom Henkerblocke die Gefährten,
    Sie sollen fortan meine Freunde sein.
    Zwei Tage oder drei weihn wir der Trauer,
    Bis wir Arcit zur Erd’ bestattet haben.
    Dann aber ziehn wir Hochzeitskleider an
    Und jubeln mit Palämon, den ich noch
    Betrauerte vor einer Stunde, während
    Ich froh war mit Arcit. Jetzt thut Arcit
    Mir leid und mit Palämon freu’ ich mich!
    – Ihr Zauberer dort droben, sagt, was macht ihr
    Aus uns für Wesen? Laßt bei dem uns jubeln,
    Was wir verlieren, und bei dem uns trauern,
    Was wir erlangen. Wahre Kinder sind wir!
    Doch laßt uns dankbar sein für das, was ist,
    Und haben nicht mit Euch, den über uns
    Allmächtig Waltenden. Kommt jetzt mit mir,
    Und was die Zeit verlangt, das laßt uns thun!
    (Alle ab.)
    (Der Vorhang fällt.)
    Ende
    ¶

Epilog
    Wie Euch das Stück gefiel, seid nun befragt.
    Ich bin zwar wie ein Schulbub’ nicht verzagt,
    Doch bitt’ ich Euch, bleibt noch ein bischen stehn,
    Daß ich mir Eure Mienen kann besehn.
    Wie? Keiner lacht? Das ist nun freilich schier
    Ein schlimmes Zeichen! Ist nicht Einer hier,
    Der einmal recht geliebt? Er tret’

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