Sämtliche Dramen
ein und zahlt die Summe,
Sonst setz’ ich Euch in Haft durch diesen Häscher.
Antipholus von Ephesus
.
Für etwas zahlen, das ich nie empfing?
Laß mich verhaften, Tropf, wenn du es wagst!
Angelo
.
Hier sind die Sporteln; Häscher, nehmt ihn fest!
Nicht meines Bruders schont’ ich in dem Fall,
Macht’ er mich ehrlos so auf offnem Markt.
Gerichtsdiener
.
Ich nehm’ Euch fest, mein Herr: Ihr hört die Klage! –
Antipholus von Ephesus
.
Ich folge, bis ich Bürgschaft dir gestellt; –
Doch Ihr, mein Freund, büßt mir den Spaß so teuer,
Daß all Eu’r Gold im Laden nicht genügt.
Angelo
.
Oh, Herr, ich finde Recht in Ephesus,
Zu Euerm höchsten Schimpf, das zweifelt nicht! –
Dromio von Syrakus kommt vom Hafen.
Dromio von Syrakus
.
Herr, ’s ist ein Schiff aus Epidamnus da,
Das nur noch wartet, bis der Reeder kommt,
Und dann die Anker lichtet. Unsre Fracht
Hab’ ich an Bord gebracht, und eingekauft
Das Öl, den Balsam und den Aquavit.
Das Schiff ist segelfertig, lust’ger Wind
Bläst frisch vom Ufer, und sie warten nur
Auf ihren Reeder, Herr, und auf uns beide.
Antipholus von Ephesus
.
Was, ein Verrückter noch? Du dummes Schaf,
Welch Schiff von Epidamnus wartet mein?
Dromio von Syrakus
.
Das Schiff, das Ihr zur Überfahrt bestellt! –
Antipholus von Ephesus
.
Du Trunkenbold! Ich hab’ ’nen Strick bestellt;
Ich sagte dir’s, zu welchem Zweck und Ende! –
Dromio von Syrakus
.
Ihr hättet um ein Ende Strick geschickt?
Ihr schicktet mich zum Hafen um ein Schiff! –
Antipholus von Ephesus
.
Darüber sprechen wir zu beßrer Zeit
Und lehren deine Ohren besser hören.
Zu Adriana, Schlingel, lauf in Eil’,
Bring’ ihr den Schlüssel; sag ihr, in dem Pult,
Das mit dem türk’schen Teppich zugedeckt,
Sei eine Börse Gold, die laß dir geben;
Sag ihr: ich sei verhaftet auf der Straße,
Und dies mein Lösegeld. Nun eil’ dich, Bursch! –
Jetzt ins Gefängnis, Häscher, bis er kommt.
Alle gehen ab, außer Dromio.
Dromio von Syrakus
.
Zu Adriana? Das ist, wo wir speisten;
Wo Amaryllis mich zum Mann verlangt? –
Sie ist zu dick für mein Umarmen, hoff’ ich!
Doch muß ich hin, obschon sehr wider Willen;
Ein Diener soll des Herrn Gebot erfüllen.
Geht ab.
¶
Zweite Szene
Zimmer.
Adriana und Luciana, treten auf.
Adriana
.
So stürmisch, Schwester, drang er auf dich ein?
War dir sein Aug’ ein feierlicher Deuter?
Warb er in vollem Ernst? Ja oder nein?
Rot oder blaß? trübsinnig oder heiter?
Sind dir im Kampf der Leidenschaft erschienen
Des Herzens Meteor’ auf seinen Mienen?
Luciana
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Er sprach zuerst, dir bind’ ihn keine Pflicht.
Adriana
.
Weil er sie nie erfüllt; o Bösewicht!
Luciana
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Er schwur: hier sei er Fremdling ganz und gar.
Adriana
.
Da schwur er recht, obgleich es Meineid war.
Luciana
.
Für dich dann sprach ich ...
Adriana
.
Und was sagt’ er dir?
Luciana
.
Was ich ihn bat für dich, fleht’ er von mir.
Adriana
.
Mit was für Künsten wollt’ er dich verführen?
Luciana
.
War’s treu gemeint, so konnt’ er fast mich rühren:
Die Schönheit rühmt’ er, dann der Rede Huld.
Adriana
.
Sprachst du so huldreich?
Luciana
.
Bitte dich, Geduld!
Adriana
.
Die hab’ ich nicht! Ich will den Zorn nicht stillen;
Der Zunge mind’stens lass’ ich ihren Willen.
Er ist unförmlich, widrig, krumm und alt,
Wüst von Gesicht, von Körper mißgestalt’;
Verderbt, unfreundlich, fern von aller Güte,
Ruchlos im Tun, und mehr noch im Gemüte.
Luciana
.
Kann Eifersucht um solchen Mann uns plagen?
Wenn er entfloh, ich würd’ es nicht beklagen.
Adriana
.
Ach, Liebste! dennoch dünkt er mir der beste;
Säh’n ihn die andern nur mit scheelem Blick!
Der Kiebitz schreit nur, wenn er fern vom Neste:
Schmäht gleich mein Mund, mein Herz erfleht ihm Glück,
Dromio von Syrakus kommt.
Dromio von Syrakus
.
Heda! das Pult! den Beutel! Sucht, geschwinde!
Luciana
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So atemlos?
Dromio von Syrakus
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Ich lief ja gleich dem Winde.
Adriana
.
Wo ist dein Herr? Sprich, er ist doch gesund?
Dromio von Syrakus
.
O nein! er steckt im tiefsten Höllenschlund.
Ihn packt ein Gnom, des Wams nicht zu verwüsten,
Des hartes Herz in Eisen eingeknöpft;
Ein Elf, ein Kobold, ohne Trost und Rührung;
Ein Wolf, ein Kerl in lederner Montierung;
Ein Spion, ein Schulterklopfer; ein Feind, der an den Mauern,
In Gäßchen, Winkeln, Schluchten und Buchten pflegt zu lauern;
Ein Spürhund, der die Quere läuft und kommt doch von
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