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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Boten schnöde Sünden;
    Verstellung berg’ ihr deines Lasters Flecken
    Und leihe dir der Heiligen Betragen;
    Sei heimlich falsch; was mußt du’s ihr entdecken?
    Wird töricht wohl ein Dieb sich selbst verklagen?
    Willst du sie zwiefach kränken, Unbeständ’ger,
    An ihrem Tisch gestehn des Betts Verrat?
    Schmach hat noch Scheinruhm, übt sie ein Verständ’ger,
    Und böses Wort verdoppelt böse Tat.
    Wir armen Frau’n! Gönnt uns doch nur den Glauben
    (Wir sind ja ganz Vertraun), daß ihr uns huldigt;
    Den Handschuh laßt, wollt ihr die Hand uns rauben;
    Ihr wißt, wie gern ein liebend Herz entschuldigt.
    Drum, lieber Bruder, geht zu ihr hinein,
    Liebkost der Schwester, sprecht ihr freundlich zu:
    ’s ist heil’ger Trug, ein wenig falsch zu sein,
    Bringt süßes Schmeichelwort den Geist zur Ruh’.
    Antipholus von Syrakus
.
    Holdselig Kind, dein Nam’ ist unbekannt mir,
    Noch ahn’ ich, wer dir meinen je genannt;
    Du scheinst des Himmels Heiligen verwandt mir,
    An Gnad’ und Reiz, an Schönheit und Verstand.
    Lehr’ mich, Geliebte, prüfen, denken, sprechen;
    Entfalte meinen irdisch groben Sinnen:
    Wie mag ich, wahnumstrickt, betört von Schwächen,
    Den Inhalt deines dunkeln Worts gewinnen?
    Was strebst du, meine Seele zu entraffen,
    Und lockst sie in ein unbekannt Gefild?
    Bist du ein Gott? Willst du mich neu erschaffen?
    Verwandle mich: dir folg’ ich, schönes Bild! –
    Doch, bin ich noch ich selbst, so zweifle nicht,
    Nie war die eifersücht’ge Schwester mein; –
    Nie weiht’ ich ihrem Bette Schwur und Pflicht; –
    Viel mehr, viel mehr ist meine Seele dein.
    Laß ab, Sirene, mich mit süßen Liedern
    In deiner Schwester Tränenflut zu locken;
    Singst du für dich, wird trunkne Lieb’ erwidern:
    Breit’ auf die Silberflut die goldnen Locken,
    So holdem Lager will ich mich vertraun,
    Und in der Täuschung des Entzückens wähnen:
    Der triumphiert, der so den Tod mag schaun;
    So sink’ und sterbe Lieb’ in sel’gem Sehnen! –
    Luciana
.
    Wie sprecht Ihr fremd und allem Sinn entrückt!
    Antipholus von Syrakus
.
    Fremd nur für jene, doch von dir entzückt! –
    Luciana
.
    Die Sünd’ entspringt in Euerm Aug’ allein.
    Antipholus von Syrakus
.
    Blind schaute sich’s an deiner Sonne Schein.
    Luciana
.
    Schaut, wo Ihr sollt: das macht die Augen klar!
    Antipholus von Syrakus
.
    Nacht sehn und blind sein, Lieb’, ist gleich, fürwahr!
    Luciana
.
    Ich Euer Lieb? Das muß die Schwester sein!
    Antipholus von Syrakus
.
    Der Schwester Schwester!
    Luciana
.
    Meine Schwester!
    Antipholus von Syrakus
.
    Nein!
    Du bist es selbst, des Herzens bester Teil,
    Aug’ meines Aug’s, der Seele Seelenheil,
    Des Lebens Inhalt, Hoffnung, Glück und Wonne,
    Mein irdisch Heil und meines Himmels Sonne!
    Luciana
.
    Das sollt’ Euch alles meine Schwester sein!
    Antipholus von Syrakus
.
    Dich nenne Schwester, denn ich bin nur dein;
    Dir weih’ ich Lieb’ und Leben, nimm mich an:
    Ich habe noch kein Weib, du keinen Mann;
    Gib mir die Hand!
    Luciana
.
    Ich bitt’ Euch, seid nur still;
    Ich muß erst sehn, ob auch die Schwester will.
    Ab.
    Dromio von Syrakus kommt.
    Antipholus von Syrakus
. Heda, was gibt’s, Dromio? Wohin rennst du so eilig?
    Dromio von Syrakus
. Kennt Ihr mich, Herr? Bin ich Dromio? Bin ich Euer Diener? Bin ich Ich?
    Antipholus von Syrakus
. Du bist Dromio, du bist mein Diener, du bist Du.
    Dromio von Syrakus
. Ich bin ein Esel, ich bin eines Weibes Diener, ich bin außer mir.
    Antipholus von Syrakus
. Welches Weibes Diener? und warum außer dir?
    Dromio von Syrakus
. Außer mir, mein’ Seel’! denn ich gehöre einem Weibe an; einer, die mich in Anspruch nimmt, die mir nachläuft, die mich haben will!
    Antipholus von Syrakus
. Wie nimmt sie dich in Anspruch?
    Dromio von Syrakus
. Nun, mein’ Seel’, wie Ihr Euer Pferd in Anspruch nehmt: wie eine Bestie will sie mich haben; – ich meine nicht, als ob ich eine Bestie wäre und sie mich haben wollte; sondern daß sie, als eine recht bestialische Kreatur, mich in Anspruch nimmt.
    Antipholus von Syrakus
. Wer ist sie?
    Dromio von Syrakus
. Ein sehr respektables Korpus; so eine, von der man nicht reden kann, ohne hinzuzusetzen: »mit Respekt zu melden«. Ich mache nur ein magres Glück bei der Partie, und doch ist’s eine erstaunlich fette Heirat.
    Antipholus von Syrakus
. Wie meinst du das, eine fette Heirat?
    Dromio von Syrakus
. Mein’ Seel, Herr, sie ist das Küchenmensch, und lauter Schmalz; ich wüßte nicht, wozu sie zu brauchen wäre,

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