Sämtliche Dramen
du ’nen Mann.
Antonio
.
Er muß uns beide morden, ja, zwei Männer
Darauf kommt’s hier nicht an: zuerst den einen;
Ja, wer gewinnt, der lacht. Mir steh’ er Rede!
Komm, Bursche, folge mir! Komm, folg’ mir, Bursch! –
Herr Jung! Ich haue deine Finten durch,
Ja, ja, so wahr ich Edelmann, das will ich!
Leonato
.
Bruder. ...
Antonio
.
Sei du nur still! Gott weiß, das Mädchen liebt’ ich.
Nun ist sie tot, von Schurken tot geschmäht,
Die wohl so gern sich einem Manne stellen,
Als ich der Schlang’ an ihre Zunge griffe.
Gelbschnäbel, Buben, Affen, Prahler! –
Leonato
.
Bruder! –
Antonio
.
Ei was, sei still! – Was da! ich kenne sie,
Weiß, was sie gelten, bis auf einen Skrupel:
Vorlaute, dreiste, modesücht’ge Knaben,
Die lügen, witzeln, höhnen, schmähn und lästern,
Mit bunter Narrentracht den Helden spielen,
Und ein halb Dutzend grimmer Worte lernten:
»Was sie dem Feind antäten, käm’s so weit –«
Und das ist alles.
Leonato
.
Bruder. ...
Antonio
.
’s ist schon gut:
Du kümmre dich um nichts, laß mich nur machen!
Don Pedro
.
Ihr Herrn, wir woll’n nicht euern Unmut wecken.
Daß Eure Tochter starb, geht mir zu Herzen;
Doch auf mein Wort, sie war um nichts beschuldigt,
Als was gewiß und klar erwiesen stand.
Leonato
.
Mein Fürst, mein Fürst –
Don Pedro
.
Ich will nicht hören.
Leonato
.
Nicht?
Fort, Bruder! – Ihr sollt hören!
Antonio
.
Ja, ihr sollt!
Ja! oder ein’ge von uns sollen’s fühlen!
Leonato und Antonio ab.
Benedikt kommt.
Don Pedro
. Seht, da kommt der Mann, den wir gesucht.
Claudio
. Nun, Signor, was gibt’s Neues?
Benedikt
. Guten Tag, mein Fürst!
Don Pedro
. Willkommen, Signor: Ihr hättet eben beinahe einen Strauß trennen können.
Claudio
. Es fehlte nicht viel, so hätten zwei alte Männer ohne Zähne unsre zwei Nasen abgebissen.
Don Pedro
. Leonato und sein Bruder. Was denkst du wohl? Hätten wir gefochten, ich weiß nicht, ob wir zu jung für sie gewesen wären?
Benedikt
. In einer schlechten Sache hat man keinen Mut. Ich kam, euch beide aufzusuchen.
Claudio
. Und wir sind schon lange auf den Beinen, dich zu suchen. Denn wir sind gewaltig melancholisch und sähen’s gern, wenn uns das jemand austriebe. Willst du deinen Witz in Bewegung setzen?
Benedikt
. Er steckt in meiner Scheide: soll ich ihn ziehn?
Don Pedro
. Trägst du deinen Witz an der Seite?
Claudio
. Das tat noch niemand, obgleich wohl viele ihren Witz beiseite gelegt haben. Ich will dich spielen heißen, wie wir’s den Fiedlern tun; spiel’ auf, mach’ uns lustig!
Don Pedro
. So wahr ich ehrlich bin, er sieht blaß aus. Bist du krank oder verdrießlich?
Claudio
. Mut, Freund! Wenn der Gram auch eine Katze ums Leben bringen kann, so hast du doch wohl Herz genug, den Gram ums Leben zu bringen?
Benedikt
. Signor, wenn Ihr Euern Witz gegen mich richtet, so denk’ ich ihm in seinem Rennen standzuhalten. Habt die Güte und wählt ein andres Thema!
Claudio
. So schafft Euch erst eine neue Lanze, denn diese letzte brach mitten durch.
Don Pedro
. Beim Himmel, er verändert sich mehr und mehr; ich glaube, er ist im Ernst verdrießlich.
Claudio
. Nun, wenn er’s ist, so weiß er, wie er seinen Gürtel zu schnallen hat.
Benedikt
. Soll ich Euch ein Wort ins Ohr sagen?
Claudio
. Gott bewahre uns vor einer Ausfoderung!
Benedikt
beiseite zu Claudio. Ihr seid ein Nichtswürdiger; ich scherze nicht. Ich will’s Euch beweisen, wie Ihr wollt, womit Ihr wollt, und wann Ihr wollt. Tut mir Bescheid, oder ich mache Eure Feigherzigkeit öffentlich bekannt. Ihr habt ein liebenswürdiges Mädchen getötet, und ihr Tod soll schwer auf Euch fallen. Laßt mich Eure Antwort hören!
Claudio
laut. Schön, ich werde mich einfinden, wenn Eure Mahlzeit der Mühe verlohnt.
Don Pedro
. Was? ein Schmaus? ein Schmaus?
Claudio
. Jawohl, er hat mich eingeladen auf einen Kalbskopf und einen Kapaun, und wenn ich beide nicht mit der größten Zierlichkeit vorschneide, so sagt, mein Messer tauge nichts. Gibt’s nicht etwa auch eine junge Schnepfe?
Benedikt
. Signor, Euer Witz geht einen guten leichten Paß, er fällt nicht schwer.
Don Pedro
. Ich muß dir doch erzählen, wie Beatrice neulich deinen Witz herausstrich. Ich sagte, du hättest einen feinen Witz; o ja, sagte sie, fein und klein. Nein, sagte ich, einen großen Witz; recht, sagte sie, groß und derb; nein, sagte ich, einen guten Witz; sehr wahr, sagte sie, er tut niemanden weh. Aber, sagte ich, es ist ein
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