Sämtliche Dramen
kluger junger Mann; gewiß, sagte sie, ein recht superkluger junger Mensch. Und was noch mehr ist, sagte ich, er versteht sich auf verschiedene Sprachen. Das glaub’ ich, sagte sie, denn er schwur mir Montag abends etwas zu, was er Dienstag morgens wieder verschwur: da habt Ihr eine doppelte Sprache, da habt Ihr zwei Sprachen. So hat sie eine ganze Stunde lang alle deine besondern Tugenden travestiert, bis sie zuletzt mit einem Seufzer schloß: du seist der artigste Mann in Italien.
Claudio
. Wobei sie bitterlich weinte, und hinzufügte: sie kümmre sich nichts drum.
Don Pedro
. Ja, das tat sie; und doch mit alle dem, wenn sie ihn nicht herzlich haßte, so würde sie ihn herzlich lieben. Des Alten Tochter hat uns alles erzählt.
Claudio
. Alles, alles! und noch obendrein, Gott sahe ihn, als er sich im Garten versteckt hatte.
Don Pedro
. Und wann werden wir denn des wilden Stieres Hörner auf des vernünftigen Benedikt Stirne sehn?
Claudio
. Und wann werden wir mit großen Buchstaben geschrieben lesen: »Hier wohnt Benedikt, der verheiratete Mann«?
Benedikt
. Lebt wohl, junger Bursch; Ihr wißt meine Meinung, ich will Euch jetzt Euerm schwatzhaften Humor überlassen. Ihr schwadroniert mit Euern Späßen, wie die Großprahler mit ihren Klingen, die Gottlob niemand verwunden. Gnädiger Herr, ich sage Euch meinen Dank für Eure bisherige Güte; von nun an muß ich mich Eurer Gesellschaft entziehn. Euer Bruder, der Bastard, ist aus Messina entflohen; ihr beide habt ein liebes, unschuldiges Mädchen ums Leben gebracht. Was diesen Don Ohnebart hier betrifft, so werden er und ich noch mit einander sprechen, und bis dahin mag er in Frieden ziehn. Ab.
Don Pedro
. Es ist sein Ernst?
Claudio
. Sein ehrsamster Ernst, und ich wollte wetten, alles aus Liebe zu Beatrice.
Don Pedro
. Und er hat dich gefodert?
Claudio
. In aller Form.
Don Pedro
. Was für ein artiges Ding ein Mann ist, wenn er in Wams und Hosen herumläuft und seinen Verstand zu Hause läßt! –
Claudio
. Er ist alsdann ein Riese gegen einen Affen; aber dafür ist dann auch ein Affe ein Doktor gegen solch einen Mann.
Holzapfel, Schlehwein, Wache mit Konrad und Borachio.
Don Pedro
. Aber jetzt stille, laß gut sein, und du, mein Herz, geh in dich und sei ernst! Sagte er nicht, mein Bruder sei entflohn?
Holzapfel
. Nur heran, Herr: wenn Euch die Gerechtigkeit nicht zahm machen kann, so soll die Justiz niemals wieder ein Argelment auf ihre Waagschale legen; ja, und wenn Ihr vorher ein hippokratischer Taugenichts gewesen seid, so muß man Euch jetzt auf die Finger sehn.
Don Pedro
. Was ist das? Zwei von meines Bruders Leuten gebunden? und Borachio der eine?
Claudio
. Forscht doch nach ihrem Vergehn, gnädiger Herr!
Don Pedro
. Gerichtsdiener, welches Vergehn haben sich diese Leute zu schulden kommen lassen?
Holzapfel
. Zum Henker, gnädiger Herr, falschen Rapport haben sie begangen; überdem sind Unwahrheiten vorgekommen; andernteils haben sie Kolonien gesagt; sechstens und letztens haben sie ein Fräulein belogen, drittens haben sie Unrichtigkeiten verifiziert, und schließlich sind sie lügenhafte Spitzbuben.
Don Pedro
. Erstens frage ich dich, was sie getan haben; drittens frag’ ich dich, was ihr Vergehn ist; sechstens und letztens, warum man sie arretiert hat; und schließlich, was ihr ihnen zur Last legt.
Claudio
. Richtig subdividiert, nach seiner eignen Einteilung. Das nenn’ ich mir entwirrte Verwirrung.
Don Pedro
. Was habt ihr begangen, Leute, daß man euch auf diese Weise gebunden hat? Dieser gelehrte Konstabel ist zu scharfsinnig, als daß man ihn verstehen könnte. Worin besteht euer Vergehn?
Borachio
. Teuerster Prinz, laßt mich nicht erst vor Gericht gestellt werden; hört mich an, und mag dieser Graf mich niederstoßen! Ich habe Euch mit sehenden Augen blind gemacht; was euer beider Weisheit nicht entdecken konnte, haben diese schalen Toren ans Licht gebracht, die mich in der Nacht behorchten, als ich diesem Manne hier erzählte, wie Don Juan, Euer Bruder, mich angestiftet, Fräulein Hero zu verleumden; wie Ihr in den Garten gelockt wurdet und mich um Margareten, die Heros Kleider trug, werben saht; wie Ihr sie verstoßen habt, als Ihr sie heiraten solltet. Diesen meinen Bubenstreich haben sie zu Protokoll genommen, und lieber will ich ihn mit meinem Blut versiegeln, als ihn noch einmal zu meiner Schande wiederholen. Das Fräulein ist durch meine und meines Herrn falsche Beschuldigung getötet worden; und kurz, ich begehre
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