Sämtliche Dramen
einer in beiden Seiten. Ich bin der König, denn so fodert es das Gleichnis; Du die Bettlerin, denn so zeuget Deine Niedrigkeit. Soll ich Deine Liebe erheischen? ich könnte es; soll ich Deine Liebe erzwingen? ich dürfte es; soll ich um Deine Liebe werben? ich will es. Was wirst Du eintauschen für Litzen? Spitzen; für Bürden? Würden; für Dich? – Mich! – Also, entgegenharrend Deiner Replik, profanier’ ich meine Lippen an Deinen Fuß, meine Augen an Dein Konterfei, und mein Herz an Dein Allenthalb; Dein in der innigsten Dahingebung der Dienstbeflissenheit Don Adriano de Armado.«
Also brüllt des Nemäerlöwen Schlund
Nach dir, du Lamm, das seiner Mordlust Ziel;
Vor seinem stolzen Fuß sink’ auf den Grund,
Und von dem Raubzeug neigt er sich zum Spiel.
Doch sträubst du dich, was wird aus dir, o Seele?
Fraß seiner Wut, Proviant für seine Höhle.
Prinzessin
.
Wer ist der Wetterhahn, der Federbusch, der Quast?
Hörtet Ihr Beßres je? Wer hat den Brief verfaßt?
Boyet
.
Wenn ich mich recht besinne, kenn’ ich den harten Stil.
Prinzessin
.
Ja, nennt ihn so! Selbst Knittel wär’ immer nicht zu viel.
Boyet
.
Armado ist’s, ein Spanier, ein abgeschmackter Held,
Ein Phantast, ein Monarcho, dem König zugesellt
Und seinen Buchgenossen.
Prinzessin
.
Mein Freund, hör’ auf ein Wort!
Wer gab dir jenen Brief?
Schädel
.
Wie ich Euch sagte, Mylord.
Prinzessin
.
Wem solltest du ihn geben?
Schädel
.
Von ihm an jenes Fräulein.
Prinzessin
.
Von wem an welches Fräulein? –
Schädel
.
Vom gnäd’gen Herrn Biron bin ich hieher gesandt.
An eine Dam’ aus Frankreich, Lady Rosaline genannt.
Prinzessin
.
Der Brief ward falsch bestellt. Ihr Herren, fort von hier;
Begnüge dich, mein Kind: bald wird der rechte dir.
Die Prinzessin mit ihrem Gefolge geht ab.
Boyet
.
O sprich, wer ist der Geschoßne?
Rosaline
.
Sag’ ich’s Euch frei und offen? –
Boyet
.
Ja, Ausbund aller Schönheit.
Rosaline
.
Der Hirsch, den sie getroffen.
Schön abpariert! –
Boyet
.
Die Prinzessin schießt nach Hornwild, doch wirst du einst heiraten,
Zehn gegen eins, daß in dem Jahr die Hôrner trefflich geraten.
Pariere den! –
Rosaline
.
So hört, ich bin die Geschoßne.
Boyet
.
Und wer ist der Jäger allhier? –
Rosaline
.
Er trägt sein Horn an der Hüfte, und nicht am Kopf wie Ihr.
Pariere den! –
Maria
.
Ihr ruht nicht, bis sie Euch trifft; wahrt Euch die Stirn mit dem Hut!
Boyet
.
Sie selber traf man tiefer schon: nicht wahr, da zielt’ ich gut?
Rosaline
. Soll ich gegen dich anrücken mit einem alten Reim, der schon ein Mann war, als König Pipin von Frankreich noch als ein kleiner Bube herumlief, was das Treffen anbelangt?
Boyet
. Wenn ich mich verschanzen darf mit einem ebenso alten, der ein Weib war, als Königin Ginevra von Britannien noch ein kleines Mädchen, was das Treffen anbelangt?
Rosaline
.
Du kannst nicht treffen, treffen, treffen,
Du kannst nicht treffen, mein guter Hans.
Boyet
.
Schon gut, ich kann nicht, kann nicht, kann nicht;
Kann ich’s nicht, nun, ein andrer kann’s.
Rosaline und Katharine ab.
Schädel
.
Beim Element, recht lustig! – Wie gut die beiden sich hielten!
Maria
.
Die Scheiben trafen sie trefflich, sooft sie zusammen zielten.
Boyet
.
Die Scheiben, sagt Ihr, Fräulein? Nun, daß wir nichts vergessen,
Der Scheibe gebührt ein Pflock, um recht den Schuß zu messen.
Maria
.
O weit nach links gefehlt! – Ihr seid jetzt nicht bei der Hand.
Schädel
.
Jawohl, um die Mitte zu treffen, nehmt näher Euren Stand!
Boyet
.
Ich nicht bei der Hand? Dann zeigt mir, wie Ihr den Pfeil regiert?
Schädel
.
Gebt acht! Sie gewinnt den Kernschuß, der Pflock wird ruiniert.
Maria
.
Kommt, kommt, Ihr sprecht zu gröblich, den Anstand ganz verletzend!
Schädel
.
Ihr trefft sie weder mit Schuß noch Stich, das Spiel ist nicht ergötzend.
Boyet
.
So flücht’ ich vor dem rauhen Kampf, mich dort zur Ruhe setzend.
Boyet und Maria gehn ab.
Schädel
.
Mein’ Seel’, ein blöder Schäfer! Ein rechter simpler Tropf! –
O je, wie hieben die Damen und ich ihn über den Kopf!
Blitz, welche niedliche Späße! Der Witz wie korrupt und zierlich!
Wenn’s so glatt von der Zunge haspelt, so recht obszön und manierlich!
Narmado auf einer Seite, – welch nobler, preislicher Held!
Wie er sich spreizt vor den Fräuleins! Wie hübsch er den Fächer hält,
Und küßt sich im Gehn die Hand! Und versteht sich auf Schwüre so sauber!
Dann auf der
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