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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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mit Verbeugungen; ich überhebe dich deiner Pflicht; lebe wohl!
    Jacquenette
. Du, Schädel, komm mit! Herr, Gott grüß’ ihn!
    Schädel
. Nimm mich mit, Mädel! Beide gehn ab.
    Nathanael
. Sir, Ihr habt dies in der Furcht Gottes getan, sehr gewissenhaft; und wie irgendein Kirchenvater sagt, –
    Holofernes
. Sir, redet mir nicht von dem Kirchenvater, ich verargwöhne schmuckhafte Ausschmückungen. Aber umb zurückzukommen auf die Verse; gefielen sie Euch, Sir Nathanael?
    Nathanael
. Meisterlich, was die Fassung betrifft.
    Holofernes
. Ich speise heute mittag bei dem Vater eines sicheren Zöglinges, allwo, wenn es Euch gefällig sein sollte, vor der Mahlzeit die Tafel mit einem gratias zu gratifizieren, ich kraft meines Privilegii bei denen Eltern fürbesagten Kindes oder Pfleglinges, Euer benvenuto auf mich nehmen will. Daselbst werde ich dann die Behaupt- und Erhärtung führen, wie jene Verse sehr ohngelahrt seien, und keine Würze haben von Poesey, Witz, noch Erfindung. Ich ersuche umb Eure Gesellschaft.
    Nathanael
. Und ich danke Euch: denn Gesellschaft – sagt die Schrift – ist die Glückseligkeit des Lebens.
    Holofernes
. Ja wahrhaftiglich! Darin tut die Schrift einen höchst ohnwiderleglichen Ausspruch. Euch, Freund, lad’ ich zugleich, versagt’s nicht; nein! pauca verba! – Hinweg! Die Herren sind jetzt bei der Jagd; gehn wir zu unsrer Erquickung!
    Sie gehn ab.
    ¶

VIERTER AUFZUG
Erste Szene
    Im Park.
    Biron tritt auf, ein Papier in der Hand.
    Biron
. Der König jagt das Wild, ich hetze mich selbst; sie sind erpicht auf ihre Netze, ich bin umnetzt von Pech; Pech, welches besudelt; besudelt! ein garstiges Wort! – Nun, setze dich, Gram! – denn so, sagt man, sprach der Narr; und so sag’ ich, ich, der Narr. Wohl bewiesen mein Witz! – Beim Himmel, diese Liebe ist so toll, wie Ajax, sie tötet Schafe: sie tötet mich, mich das Schaf. Abermals wohl bewiesen meinerseits! – Ich will nicht lieben: wenn ich’s tue, hängt mich auf; auf Ehre, ich will’s nicht. Ach, aber ihr Auge! Beim Sonnenlicht, wär’s nicht um ihres Auges willen, ich würde sie nicht lieben; ja, um ihrer beiden Augen willen; wahrhaftig, ich tue nichts in der Welt als lügen, und in meinen Hals hineinlügen. Beim Himmel, ich liebe, und das lehrt mich reimen und schwermütig sein, und hier ist ein Stück von meinem Gereim und von meiner Schwermut. Nun, eins von meinen Sonetten hat sie schon: der Tölpel bracht’ es, der Narr sandt’ es, und das Fräulein hat es: süßer Tölpel, süßerer Narr, süßestes Fräulein! Bei Gott, ich wollte alles drum geben, wenn die drei andern auch soweit wären. Hier kommt einer mit einem Papier: gebe der Himmel, daß er seufzen möge! – Er versteckt sich.
    König
. Weh mir!
    Biron
beiseit. Angeschossen, beim Himmel! Nur zu, liebster Cupido; du hast ihm mit deinem Vogelbolzen eins unter die linke Brust abgegeben. Wahrhaftig, Geschriebenes? –
    König
liest.
    »So lieblich küßt die goldne Sonne nicht
    Die Morgenperlen, die an Rosen hangen,
    Als deiner Augen frisches Strahlenlicht
    Die Nacht des Taus vertilgt auf meinen Wangen.
    Der Silbermond nur halb so glänzend flimmert
    Durch der kristallnen Fluten tiefe Reine,
    Als dein Gesicht durch meine Tränen schimmert:
    Du strahlst in jeder Träne, die ich weine.
    Dich trägt als Siegeswagen jede Zähre,
    Auf meinem Schmerz fährt deine Herrlichkeit;
    So schau, wie ich die Tränenschar vermehre,
    Es wächst dein Ruhm, je herber wird mein Leid.
    Doch liebe dich nicht selbst; die Tränen scheinen
    Dir Spiegel sonst, und ewig müßt’ ich weinen.
    O aller Jungfrau’n Haupt, du hochgekröntes,
    Kein Geist erdenkt dein Lob, kein Mund ertönt es!«
    Wie wird mein Leid dir kund? Hier lieg’ du, Blatt:
    Birg Torheit, freundlich Laub! Wer tritt hervor?
    Der König tritt auf die Seite. Longaville kommt mit einem Papiere.
    Was, Longaville und lesend? Horch, mein Ohr!
    Biron
beiseit.
    In gleicher Herrlichkeit der dritte Tor! –
    Longaville
.
    Weh mir, ich brach den Schwur! –
    Biron
beiseit.
    Er trägt den Zettel
    Wie einer, der für Meineid steht am Pranger! –
    König
beiseit.
    Verliebt? Genossenschaft wird Scham versüßen!
    Biron
beiseit.
    Ein Trunkenbold wird gern den andern grüßen.
    Longaville
.
    Ich bin wohl nicht meineidig so allein.
    Biron
beiseit.
    Ich könnte leicht dich trösten, ich weiß sogar von zwein!
    Wir woll’n als Kleeblatt uns, als Triumvirn assoziieren,
    Die Redlichkeit am Tyburn des Amor strangulieren.
    Longaville
.
    Wenn

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