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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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machen: es ist nichts wie brüllen.
    Zettel
. Laßt mich den Löwen auch spielen. Ich will brüllen, daß es einem Menschen im Leibe wohl tun soll, mich zu hören. Ich will brüllen, daß der Herzog sagen soll: »Noch ’mal brüllen! Noch ’mal brüllen!«
    Squenz
. Wenn Ihr es gar zu fürchterlich machtet, so würdet Ihr die Herzogin und die Damen erschrecken, daß sie schrien, und das brächte euch alle an den Galgen.
    Alle
. Ja, das brächte uns an den Galgen, wie wir da sind.
    Zettel
. Zugegeben, Freunde! Wenn ihr die Damen erst so erschreckt, daß sie um ihre fünf Sinne kommen, so werden sie unvernünftig genug sein, uns aufzuhängen. Aber ich will meine Stimme forcieren, ich will euch so sanft brüllen, wie ein saugendes Täubchen: – ich will euch brüllen, als wär’ es ’ne Nachtigall.
    Squenz
. Ihr könnt keine Rolle spielen als den Pyramus. Denn Pyramus ist ein Mann mit einem süßen Gesicht, ein hübscher Mann, wie man ihn nur an Festtagen verlangen kann, ein scharmanter, artiger Kavalier. Derhalben müßt Ihr platterdings den Pyramus spielen.
    Zettel
. Gut, ich nehm’s auf mich. In was für einem Bart könnt’ ich ihn wohl am besten spielen?
    Squenz
. Nu, in was für einem Ihr wollt.
    Zettel
. Ich will ihn machen, entweder in dem strohfarbenen Bart, oder in dem orangegelben Bart, oder in dem karmesinroten Bart, in dem ganz gelben.
    Squenz
. Hier, Meisters, sind eure Rollen, und ich muß euch bitten, ermahnen und ersuchen, sie bis morgen nacht auswendig zu wissen. Trefft mich in dem Schloßwalde, eine Meile von der Stadt, bei Mondschein; da wollen wir probieren. Denn wenn wir in der Stadt zusammenkommen, werden wir ausgespürt, kriegen Zuhörer, und die Sache kommt aus. Zugleich will ich ein Verzeichnis von Artikeln machen, die zu unserm Spiele nötig sind. Ich bitt’ euch, bleibt mir nicht aus!
    Zettel
. Wir wollen kommen, und da können wir recht unverschämt und herzhaft probieren. Gebt euch Mühe! Könnt eure Rollen perfekt! Adieu!
    Squenz
. Bei des Herzogs Eiche treffen wir uns.
    Zettel
. Dabei bleibt’s! es mag biegen oder brechen!
    Alle ab.
    ¶

ZWEITER AUFZUG
Erste Szene
    Ein Wald bei Athen.
    Ein Elfe kommt von der einen, Droll von der andern Seite.
    Droll
.
    He, Geist! Wo geht die Reise hin?
    Elfe
.
    Über Täler und Höh’n,
    Durch Dornen und Steine,
    Über Gräben und Zäune,
    Durch Flammen und Seen,
    Wandl’ ich, schlüpf’ ich überall,
    Schneller als des Mondes Ball.
    Ich dien’ der Elfenkönigin
    Und tau’ ihr Ring’ aufs Grüne hin.
    Die Primeln sind ihr Hofgeleit;
    Ihr seht die Fleck’ am goldnen Kleid:
    Das sind Rubinen, Feengaben,
    Wodurch sie süß mit Düften laben.
    Nun such’ ich Tropfen Taus hervor,
    Und häng’ ’ne Perl’ in jeder Primel Ohr.
    Leb wohl! Ich geh’, du täppischer Geselle!
    Der Zug der Königin kommt auf der Stelle.
    Droll
.
    Der König will sein Wesen nachts hier treiben.
    Warnt nur die Königin, entfernt zu bleiben,
    Weil Oberon vor wildem Grimme schnaubt,
    Daß sie ein indisch Fürstenkind geraubt,
    Als Edelknabe künftig ihr zu dienen;
    Kein schöners Bübchen hat der Tag beschienen,
    Und eifersüchtig fodert Ob’ron ihn,
    Den rauhen Forst als Knappe zu durchziehn;
    Doch sie versagt durchaus den holden Knaben,
    Bekränzt ihn, will an ihm sich einzig laben.
    Nun treffen sie sich nie in Wies’ und Hain,
    Am klaren Quell, bei lust’gem Sonnenschein;
    So zanken sie zu aller Elfen Schrecken,
    Die sich geduckt in Eichelnäpfe stecken.
    Elfe
.
    Wenn du nicht ganz dich zu verstellen weißt,
    So bist du jener schlaue Poltergeist,
    Der auf dem Dorf die Dirnen zu erhaschen,
    Zu necken pflegt; den Milchtopf zu benaschen;
    Durch den der Brau mißrät; und mit Verdruß
    Die Hausfrau atemlos sich buttern muß;
    Der oft bei Nacht den Wandrer irre leitet,
    Dann schadenfroh mit Lachen ihn begleitet.
    Doch wer dich freundlich grüßt, dir Liebes tut,
    Dem hilfst du gern, und ihm gelingt es gut.
    Bist du der Kobold nicht?
    Droll
.
    Du hast’s geraten,
    Ich schwärme nachts umher auf solche Taten.
    Oft lacht bei meinen Scherzen Oberon:
    Ich locke wiehernd mit der Stute Ton
    Den Hengst, den Haber kitzelt in der Nase;
    Auch lausch’ ich wohl in der Gevatt’rin Glase,
    Wie ein gebratner Apfel klein und rund;
    Und wenn sie trinkt, fahr’ ich ihr an den Mund,
    Daß ihr das Bier die platte Brust betriefet.
    Zuweilen hält, in Trauermär vertiefet,
    Die weise Muhme für den Schemel mich:
    Ich gleit’ ihr weg, sie setzt zur Erde sich
    Auf ihren Steiß, und

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