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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Chronik ist’s von Tag zu Tag,
    Nicht ein Bericht bei einem Frühstück, noch
    Dem ersten Wiedersehen angemessen.
    Willkommen, Herr! Die Zell’ da ist mein Hof.
    Hier hab’ ich nur ein klein Gefolg’, und auswärts
    Nicht einen Untertan: seht doch hinein!
    Weil Ihr mein Herzogtum mir wiedergebt,
    Will ich’s mit eben so was Gutem lohnen,
    Ein Wunder mind’stens auftun, daß Euch freue
    So sehr als mich mein Herzogtum.
    Der Eingang der Zelle öffnet sich, und man sieht Ferdinand und Miranda, die Schach zusammen spielen.
    Miranda
.
    Mein Prinz, Ihr spielt mir falsch.
    Ferdinand
.
    Mein teures Leben,
    Das tät’ ich um die Welt nicht.
    Miranda
.
    Ja, um ein Dutzend Königreiche würdet
    Ihr hadern, und ich nennt’ es ehrlich Spiel.
    Alonso
.
    Wenn dies nichts weiter ist als ein Gesicht
    Der Insel, werd’ ich einen teuren Sohn
    Zweimal verlieren.
    Sebastian
.
    Ein erstaunlich Wunder!
    Ferdinand
.
    Droht gleich die See, ist sie doch mild: ich habe
    Sie ohne Grund verflucht.
    Er kniet vor Alonso.
    Alonso
.
    Nun, aller Segen
    Des frohen Vaters fasse rings dich ein!
    Steh auf und sag, wie kamst du her?
    Miranda
.
    O Wunder!
    Was gibt’s für herrliche Geschöpfe hier!
    Wie schön der Mensch ist! Wackre neue Welt,
    Die solche Bürger trägt!
    Prospero
.
    Es ist dir neu.
    Alonso
.
    Wer ist dies Mädchen da, mit dem du spieltest?
    Drei Stunden kaum kann die Bekanntschaft alt sein.
    Ist sie die Göttin, die uns erst getrennt,
    Und so zusammenbringt?
    Ferdinand
.
    Herr, sie ist sterblich,
    Doch durch unsterbliches Verhängnis mein.
    Ich wählte sie, als ich zu Rat den Vater
    Nicht konnte ziehn, noch glaubt’, ich habe einen.
    Sie ist die Tochter dieses großen Herzogs
    Von Mailand, dessen Ruhm ich oft gehört,
    Doch nie zuvor ihn sah; von ihm empfing ich
    Ein zweites Leben, und zum zweiten Vater
    Macht ihn dies Fräulein mir.
    Alonso
.
    Ich bin der ihre;
    Doch oh, wie seltsam klingt’s, daß ich mein Kind
    Muß um Verzeihung bitten!
    Prospero
.
    Haltet, Herr:
    Laßt die Erinnerung uns nicht belasten
    Mit dem Verdrusse, der vorüber ist.
    Gonzalo
.
    Ich habe innerlich geweint, sonst hätt’ ich
    Schon längst gesprochen. Schaut herab, ihr Götter,
    Senkt eine Segenskron’ auf dieses Paar!
    Denn ihr seid’s, die den Weg uns vorgezeichnet,
    Der uns hieher gebracht.
    Alonso
.
    Ich sage Amen!
    Gonzalo
.
    Ward Mailand darum weggebannt von Mailand,
    Daß sein Geschlecht gelangt’ auf Napels Thron?
    O freut mit seltner Freud’ euch; grabt’s mit Gold
    In ew’ge Pfeiler ein: auf einer Reise
    Fand Claribella den Gemahl in Tunis,
    Und Ferdinand, ihr Bruder, fand ein Weib,
    Wo man ihn selbst verloren; Prospero
    Sein Herzogtum in einer armen Insel;
    Wir all’ uns selbst, da niemand sein war.
    Alonso
zu Ferdinand und Miranda.
    Gebt
    Die Hände mir! Umfasse Gram und Leid
    Stets dessen Herz, der euch nicht Freude wünscht!
    Gonzalo
.
    So sei es, Amen!
    Ariel kommt mit dem Schiffspatron und Bootsmann, die ihm betäubt folgen.
    O seht, Herr! seht, Herr! Hier sind unser mehr.
    Ich prophezeite, gäb’s am Lande Galgen,
    So könnte der Geselle nicht ersaufen.
    Nun, Lästerung, der du die Gottesfurcht
    Vom Bord fluchst, keinen Schwur hier auf dem Trocknen?
    Hast keinen Mund zu Land? Was gibt es Neues?
    Bootsmann
.
    Das beste Neue ist, daß wir den König
    Und die Gesellschaft wohlbehalten sehn;
    Das nächste: unser Schiff, das vor drei Stunden
    Wir für gescheitert ansahn, ist so dicht,
    So fest und brav getakelt, als da erst
    In See wir stachen.
    Ariel
beiseit.
    Herr, dies alles hab’ ich
    Besorgt, seitdem ich ging.
    Prospero
beiseit.
    Mein flinker Geist!
    Alonso
.
    All dies geht nicht natürlich zu: von Wundern
    Zu Wundern steigt es. – Sagt, wie kamt Ihr her?
    Bootsmann
.
    Herr, wenn ich dächte, ich wär’ völlig wach,
    Versucht’ ich, Euch es kund zu tun. Wir lagen
    In Totenschlaf und (wie, das weiß ich nicht)
    All’ in den Raum gepackt; da wurden wir
    Durch wunderbar und mancherlei Getöse
    Von Brüllen, Kreischen, Heulen, Kettenklirren
    Und mehr Verschiedenheit von Lauten, alle gräßlich,
    Jetzt eben aufgeweckt; alsbald in Freiheit;
    Wo wir in voller Pracht, gesund und frisch,
    Sahn unser königliches, wackres Schiff,
    Und der Patron sprang gaffend drum herum:
    Als wir im Nu, mit Eurer Gunst, wie träumend
    Von ihnen weggerissen und verdutzt
    Hier wurden hergebracht.
    Ariel
beiseit.
    Macht’ ich es gut?
    Prospero
.
    Recht schön, mein kleiner Fleiß! Du wirst auch frei.
    Alonso
.
    Dies ist das wunderbarste

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