Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
entrückt
    Aus des Betrügers Hand, dem ich
    Verziehen, so verdammet mich
    Nicht durch einen harten Spruch
    Zu dieses öden Eilands Fluch.
    Macht mich aus des Bannes Schoß
    Durch eure will’gen Hände los.
    Füllt milder Hauch aus Euerm Mund
    Mein Segel nicht, so geht zu Grund
    Mein Plan; er ging auf eure Gunst.
    Zum Zaubern fehlt mir jetzt die Kunst;
    Kein Geist, der mein Gebot erkennt;
    Verzweiflung ist mein Lebensend’,
    Wenn nicht Gebet mir Hülfe bringt,
    Welches so zum Himmel dringt,
    Daß es Gewalt der Gnade tut
    Und macht jedweden Fehltritt gut.
    Wo ihr begnadigt wünscht zu sein,
    Laßt eure Nachsicht mich befrein.
    ¶

Personen
    Der
Herzog
von Mailand
    Valentin
und
Proteus
, zwei junge Veroneser
    Antonio
, Vater des Proteus
    Thurio
, Nebenbuhler des Valentin
    Eglamour
    Flink
, Diener des Valentin
    Lanz
, Diener des Proteus
    Panthino
, Diener des Antonio
    Ein Wirt
    Räuber
    Julia
, eine edle Veroneserin
    Silvia
, des Herzogs Tochter
    Lucetta
, Kammermädchen der Julia
    Diener. Musikanten
    Szene: Verona ; Mailand ; das Grenzgebiet Mantuas

ERSTER AUFZUG
Erste Szene
    Platz in Verona.
    Valentin und Proteus treten auf.
    Valentin
.
    Hör’ auf mir zuzureden, teurer Proteus;
    Wer stets zu Haus bleibt, hat nur Witz fürs Haus.
    Wenn Neigung nicht dein junges Herz gefesselt
    Dem süßen Augenwinken deiner Schönen,
    Bät’ ich dich eh’r, du möchtest mich begleiten,
    Die Wunder fremder Länder zu beschauen,
    Anstatt daheim im dumpfen Traum die Jugend
    In zierberaubter Muße zu vernutzen.
    Doch da du liebst, so lieb’, und mit Gedeihn,
    Und lieb’ ich einst, sei gleicher Segen mein.
    Proteus
.
    Du gehst? Mein liebster Valentin, fahr’ wohl!
    Denk’ deines Proteus, wenn du Ding’ erblickst,
    Die schön und merkenswert, auf deinen Reisen;
    Wünsch’ mich zu dir, dein Glück mit dir zu teilen,
    Wenn Gutes dir begegnet; in Gefahr –
    Wenn jemals dich Gefahr umringt – empfiehl
    Dein Drangsal meinem heiligen Gebet;
    Denn ich will für dich beten, Valentin.
    Valentin
.
    Und bet’st aus einem Liebesbuch für mich.
    Proteus
.
    Jawohl, aus einem Buche, das ich liebe.
    Valentin
.
    Das ist von tiefer Lieb’ ein seichtes Märchen,
    Wie durch den Hellespont Leander schwamm.
    Proteus
.
    Das ist ein tiefes Märchen tiefrer Liebe,
    Die Liebe ging ihm ja bis an den Hals.
    Valentin
.
    Über die Ohren bist du drin versenkt,
    Und hast doch nie den Hellespont durchschwommen.
    Proteus
.
    Nein, nur mit Ohren, Freund, verschone mich.
    Valentin
.
    Du hast nur zu viel Ohr dafür zu lieben,
    Wo Hohn mit Gram erkauft wird, Sprödesehn
    Mit Herzensseufzern, ein Moment der Lust
    Mit zwanzig wachen, müden, langen Nächten.
    Gewonnen, ist’s vielleicht ein schlimmes Gut;
    Verloren, ist doch schwere Müh’ gewonnen.
    Und immer ist’s durch Witz errungne Torheit,
    Wo nicht, ist’s Witz, durch Torheit überwältigt.
    Proteus
.
    Geht es nach dir, so nennst du mich ’nen Toren.
    Valentin
.
    Und geht’s nach dir, fürcht’ ich, du wirst es sein.
    Proteus
.
    Du höhnst die Lieb’, ich bin nicht Liebe, nein.
    Valentin
.
    Lieb’ ist dein Meister, denn sie meistert dich;
    Und der, den eine Närrin spannt ins Joch,
    Den kann man nicht ins Buch der Weisen schreiben.
    Proteus
.
    Doch liest man: so wie in der zart’sten Knospe
    Die Raupe nagend wohnt, so nagend wohne
    Die Liebe in dem allerfeinsten Sinn.
    Valentin
.
    Auch sagt das Buch: so wie die frühste Knospe
    Vom Wurm zernagt wird, eh’ sie aufgeblüht,
    So wandl’ auch jungen, zarten Sinn die Liebe
    In Torheit, daß vergiftet wird die Knospe,
    Daß schon das Grün im ersten Lenz verwelkt
    Und jeder künft’gen Hoffnung schöne Frucht.
    Doch, was verschwend’ ich Zeit, um dir zu raten,
    Dem Priester schwärmerischen Liebeswahns?
    Nochmals, leb wohl! Es wartet auf der Reede
    Mein Vater, um mich eingeschifft zu sehn.
    Proteus
.
    Ich will dich hin begleiten, Valentin.
    Valentin
.
    Mein Proteus, nein: jetzt laß uns Abschied nehmen!
    Zu Mailand laß durch Briefe mich erfahren
    Von deiner Liebe Glück, und was sonst Neues
    Sich hier ereignet, während fern dein Freund;
    So werd’ auch ich dich schriftlich oft besuchen.
    Proteus
.
    Begegne dir zu Mailand alles Glück!
    Valentin
.
    Nicht minder dir daheim! Und so leb wohl!
    Valentin geht ab.
    Proteus
.
    Er jagt der Ehre nach, und ich der Liebe;
    Läßt Freund’, um ihrer würdiger zu werden;
    Mich, Freund’ und alles lass’ ich für die Liebe.
    Du, süße Julia, du hast mich verwandelt;
    Verhaßt ist Wissenschaft, die Zeit

Weitere Kostenlose Bücher