Sämtliche Dramen
erpicht
Auf ihren Plan. Da rührt’ ich meine Trommel;
Wie wilde Füllen spitzten sie das Ohr
Und machten Augen, hoben ihre Nasen,
Als röchen sie Musik. Ihr Ohr betört’ ich so,
Daß sie wie Kälber meinem Brüllen folgten
Durch scharfe Disteln, Stechginst, Strauch und Dorn,
Die ihre Beine ritzten; endlich ließ ich
Im grünen Pfuhl sie, jenseit Eurer Zelle,
Bis an den Hals drin watend, daß die Lache
Die Füße überstank.
Prospero
.
Gut so, mein Vogel!
Behalt’ die unsichtbare Bildung noch!
Den Trödelkram in meinem Hause, geh,
Bring’ ihn hieher, dies Diebsvolk anzukörnen!
Ariel
.
Ich geh’! Ich geh’!
Ab.
Prospero
.
Ein Teufel, ein geborner Teufel ist’s,
An dessen Art die Pflege nimmer haftet,
An dem die Mühe, die ich menschlich nahm,
Ganz, ganz verloren ist, durchaus verloren;
Und wie sein Leib durchs Alter garst’ger wird,
Verstockt sein Sinn sich. Alle will ich plagen,
Bis zum Gebrüll.
Ariel kommt zurück mit glänzenden Kleidungsstücken.
Komm, häng’s an diese Schnur!
Prospero und Ariel bleiben, unsichtbar. Caliban, Stephano und Trinculo kommen ganz durchnäßt.
Caliban
.
Ich bitt’ euch, tretet sacht! Der blinde Maulwurf
Hör’ unsern Fuß nicht fallen; wir sind jetzt
Der Zelle nah.
Stephano
. Ungeheuer, dein Elfe, von dem du sagst, er sei ein harmloser Elfe, hat eben nichts Bessers getan, als uns zum Narren gehabt.
Trinculo
. Ungeheuer, ich rieche lauter Pferdeharn, worüber meine Nase höchlich entrüstet ist.
Stephano
. Meine auch. Hörst du, Ungeheuer? Sollt’ ich ein Mißfallen auf dich werfen, siehst du –
Trinculo
. Du wärst ein geliefertes Ungeheuer.
Caliban
.
Mein bester Fürst, bewahr’ mir deine Gunst;
Sei ruhig, denn der Preis, den ich dir schaffe,
Verdunkelt diesen Unfall: drum sprich leise,
’s ist alles still wie Nacht.
Trinculo
. Ja, aber unsre Flaschen in dem Pfuhl zu verlieren!
Stephano
. Das ist nicht nur eine Schmach und Beschimpfung, Ungeheuer, sondern ein unermeßlicher Verlust.
Trinculo
. Daran liegt mir mehr als an meinem Naßwerden; und das ist nun dein harmloser Elfe, Ungeheuer!
Stephano
. Ich will meine Flasche herausholen, käm’ ich auch für die Mühe bis über die Ohren hinein.
Caliban
.
Bitt’ dich, sei still, mein König! Siehst du hier
Der Zelle Mündung: ohne Lärm hinein,
Und tu’ den guten Streich, wodurch dies Eiland
Auf immer dein, und ich dein Caliban,
Dein Füßelecker werde.
Stephano
. Gib mir die Hand: ich fange an, blutige Gedanken zu haben.
Trinculo
.
O König Stephano! O Herr! O würd’ger Stephano!
Sieh, welch eine Garderobe hier für dich ist!
Caliban
. Laß es doch liegen, Narr; es ist nur Plunder.
Trinculo
. O ho, Ungeheuer! Wir wissen, was auf den Trödel gehört. – O König Stephano!
Stephano
. Nimm den Mantel herunter, Trinculo; bei meiner Faust! ich will den Mantel!
Trinculo
. Deine Hoheit soll ihn haben.
Caliban
.
Die Wassersucht ersäuf den Narr’n! Was denkt ihr,
Vergafft zu sein in solche Lumpen? Laßt,
Und tut den Mord erst; wacht er auf, er zwickt
Vom Wirbel bis zum Zeh’ die Haut uns voll,
Macht seltsam Zeug aus uns.
Stephano
. Halt’ dich ruhig, Ungeheuer! Madame Linie, ist nicht dies mein Wams? Nun ist das Wams unter der Linie; nun, Wams, wird dir wohl das Haar ausgehn, und du wirst ein kahles Wams werden.
Trinculo
. Nur zu! nur zu! Wir stehlen recht nach der Schnur, mit Eurer Hoheit Erlaubnis.
Stephano
. Ich danke dir für den Spaß, da hast einen Rock dafür. Witz soll nicht unbelohnt bleiben, solang’ ich König in diesem Lande bin. »Nach der Schnur stehlen«, ist ein kapitaler Einfall. Da hast du noch einen Rock dafür.
Trinculo
. Komm, Ungeheuer, schmiere deine Finger, und fort mit dem Übrigen!
Caliban
.
Ich will’s nicht: wir verlieren unsre Zeit
Und werden all’ in Baumgäns’ oder Affen
Mit schändlich kleiner Stirn verwandelt werden.
Stephano
. Ungeheuer, tüchtig angepackt! Hilf mir dies hintragen, wo mein Oxhoft Wein ist, oder ich jage dich zu meinem Königreich hinaus. Frisch! trage dies!
Trinculo
. Dies auch.
Stephano
. Ja, und dies auch.
Ein Getöse von Jägern wird gehört.
Es kommen mehr Geister in Gestalt von Hunden, und jagen sie umher. Prospero und Ariel hetzen diese an.
Prospero
.
Sasa, Waldmann, sasa!
Ariel
.
Tiger! da läuft’s, Tiger!
Prospero
.
Packani Packan! Da, Sultan, da! Faß! faß!
Caliban, Stephane und Trinculo werden hinausgetrieben.
Geh, heiß’ die Kobold’ ihr Gebein zermalmen
Mit
Weitere Kostenlose Bücher