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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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schwurt mir, da ich ihn Euch gab, Ihr wolltet
    Ihn tragen bis zu Eurer Todesstunde,
    Er sollte selbst im Sarge mit Euch ruhn.
    Ihr mußtet ihn, um Eurer Eide willen,
    Wo nicht um mich, verehren und bewahren.
    Des Richters Schreiber! – Oh, ich weiß, der Schreiber,
    Der ihn bekam, trägt niemals Haar am Kinn.
    Graziano
.
    Doch, wenn er lebt, bis er zum Mann erwächst.
    Nerissa
.
    Ja, wenn ein Weib zum Manne je erwächst.
    Graziano
.
    Auf Ehr’, ich gab ihn einem jungen Menschen,
    ’ner Art von Buben, einem kleinen Knirps,
    Nicht höher als du selbst, des Richters Schreiber.
    Der Plauderbub’ erbat den Ring zum Lohn:
    Ich konnt’ ihm das um alles nicht versagen.
    Porzia
.
    Ihr wart zu tadeln, offen sag’ ich’s Euch,
    Euch von der ersten Gabe Eurer Frau
    So unbedacht zu trennen; einer Sache,
    Mit Eiden angesteckt an Euren Finger
    Und so mit Treu’ an Euren Leib geschmiedet.
    Ich schenkte meinem Liebsten einen Ring,
    Und hieß ihn schwören, nie ihn wegzugeben;
    Hier steht er, und ich darf für ihn beteuern,
    Er ließ’ ihn nicht, er riss’ ihn nicht vom Finger
    Für alle Schätze, so die Welt besitzt.
    Ihr gabt fürwahr, Graziano, Eurer Frau
    Zu lieblos eine Ursach’ zum Verdruß;
    Geschäh’ es mir, es machte mich verrückt.
    Bassanio
beiseit.
    Ich möchte mir die linke Hand nur abhaun,
    Und schwören, ich verlor den Ring im Kampf.
    Graziano
.
    Bassanio schenkte seinen Ring dem Richter,
    Der darum bat, und in der Tat ihn auch
    Verdiente; dann erbat der Bursch, sein Schreiber,
    Der Müh’ vom Schreiben hatte, meinen sich,
    Und weder Herr noch Diener wollten was
    Als die zwei Ringe nehmen.
    Porzia
.
    Welch einen Ring gabt Ihr ihm, mein Gemahl?
    Nicht den, hoff’ ich, den Ihr von mir empfingt.
    Bassanio
.
    Könnt’ ich zum Fehler eine Lüge fügen,
    So würd’ ich’s leugnen: doch Ihr seht, mein Finger
    Hat nicht den Ring mehr an sich, er ist fort.
    Porzia
.
    Gleich leer an Treu’ ist Euer falsches Herz.
    Beim Himmel, nie komm’ ich in Euer Bett,
    Bis ich den Ring gesehn.
    Nerissa
.
    Noch ich in Eures,
    Bis ich erst meinen sehe.
    Bassanio
.
    Holde Porzia!
    Wär’ Euch bewußt, wem ich ihn gab, den Ring,
    Wär’ Euch bewußt, für wen ich gab den Ring,
    Und säht Ihr ein, wofür ich gab den Ring,
    (Und wie unwillig ich mich schied vom Ring,)
    Da nichts genommen wurde als der Ring,
    Ihr würdet Eures Unmuts Härte mildern.
    Porzia
.
    Und hättet Ihr gekannt die Kraft des Rings,
    Halb deren Wert nur, die Euch gab den Ring,
    Und Eure Ehre, hangend an dem Ring,
    Ihr hättet so nicht weggeschenkt den Ring.
    Wo wär’ ein Mann so unvernünftig wohl,
    Hätt’ es Euch nur beliebt, mit ein’ger Wärme
    Ihn zu verteid’gen, daß er ohne Scheu
    Ein Ding begehrte, das man heilig hält?
    Nerissa lehrt mir, was ich glauben soll:
    Ich sterbe drauf, ein Weib bekam den Ring.
    Bassanio
.
    Bei meiner Ehre, nein! bei meiner Seele,
    Kein Weib bekam ihn, sondern einem Doktor
    Der Rechte gab ich ihn, der mir dreitausend
    Dukaten ausschlug und den Ring erbat,
    Ich weigert’s ihm, ließ ihn verdrießlich gehn,
    Den Mann, der meines teuern Freundes Leben
    Aufrecht erhielt. Was soll ich sagen, Holde?
    Ich war genötigt, ihn ihm nachzuschicken,
    Gefälligkeit und Scham bedrängten mich,
    Und meine Ehre litt nicht, daß sie Undank
    So sehr befleckte. Drum verzeiht mir, Beste:
    Denn, glaubt mir, bei den heil’gen Lichtern dort,
    Ihr hättet, wär’t Ihr da gewesen, selbst
    Den Ring erbeten für den würd’gen Doktor.
    Porzia
.
    Daß nur der Doktor nie mein Haus betritt!
    Denn weil er das Juwel hat, das ich liebte,
    Das Ihr mein’twillen zu bewahren schwurt,
    So will ich auch freigebig sein wie Ihr:
    Ich will ihm nichts versagen, was ich habe,
    Nicht meinen Leib, noch meines Gatten Bett;
    Denn kennen will ich ihn, das weiß ich sicher.
    Schlaft keine Nacht vom Haus! Wacht wie ein Argus!
    Wenn Ihr’s nicht tut, wenn Ihr allein mich laßt:
    Bei meiner Ehre, die mein eigen noch!
    Den Doktor nehm’ ich mir zum Bettgenossen.
    Nerissa
.
    Und ich den Schreiber: darum seht Euch vor,
    Wie Ihr mich laßt in meiner eignen Hut!
    Graziano
.
    Gut! tut das nur, doch laßt ihn nicht ertappen,
    Ich möchte sonst des Schreibers Feder kappen.
    Antonio
.
    Ich bin der Unglücksgrund von diesem Zwist.
    Porzia
.
    Es kränk’ Euch nicht; willkommen seid Ihr dennoch.
    Bassanio
.
    Vergebt mir, Porzia, mein gezwungnes Unrecht,
    Und vor den Ohren aller dieser Freunde
    Schwör’ ich dir, ja, bei deinen holden Augen,
    Worin ich selbst mich sehe

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