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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Schöne, so denk’ ich nicht.
    Lafeu
. Da ist noch eine Traube; ich weiß gewiß, dein Vater trank Wein: wenn du aber nicht ein Esel bist, so bin ich ein Junge von vierzehn. Ich kenne dich schon.
    Helena
.
    Ich sage nicht, ich nehm’ Euch; doch ich gebe
    Mich selbst und meine Pflicht, solang’ ich lebe,
    In Eure edle Hand. Dies ist der Mann. –
    König
.
    Nimm sie denn, junger Bertram, als Gemahlin!
    Bertram
.
    Gemahlin, gnäd’ger Herr? Mein Fürst, vergönnt,
    In solcherlei Geschäft laßt mich gebrauchen
    Die eignen Augen!
    König
.
    Bertram, weißt du nicht,
    Was sie für mich getan?
    Bertram
.
    Ja, großer König;
    Doch folgt daraus, daß ich mich ihr vermähle?
    König
.
    Du weißt, sie half mir auf vom Krankenbett.
    Bertram
.
    Und soll ich deshalb selbst zum Tod erkranken,
    Weil sie Euch hergestellt? Ich kenne sie,
    Mein Vater ließ als Waise sie erziehn:
    Des armen Arztes Kind mein Weib! – Weit lieber
    Verzehre mich die Schmach!
    König
.
    Den Stand allein verachtest du, den ich
    Erhöhn kann. Seltsam ist’s, daß unser Blut
    Vermischte man’s – an Farbe, Wärm’ und Schwere
    Den Unterschied verneint, und doch so mächtig
    Sich trennt durch Vorurteil. Ist jene wirklich
    Von reiner Tugend, und verschmähst du nur
    Des armen Arztes Kind, – so schmähst du Tugend
    Um eines Namens willen. Das sei fern!
    Wo Tugend wohnt, und wär’s am niedern Herd,
    Wird ihre Heimat durch die Tat verklärt.
    Erhabner Rang bei sündlichem Gemüte
    Gibt schwülstig hohle Ehre: wahre Güte
    Bleibt gut auch ohne Rang, das Schlechte schlecht;
    Nach innerm Kern und Wesen fragt das Recht,
    Nicht nach dem Stand. Jung, schön, und ohne Tadel,
    Schenkt ihr Natur unmittelbaren Adel,
    Der Ehre zeugt, wie Ehre den verdammt,
    Der sich berühmt, er sei von ihr entstammt,
    Und gleicht der Mutter nicht. Der Ehre Saat
    Gedeiht weit minder durch der Ahnen Tat,
    Als eignen Wert. Das Wort frönt wie ein Sklav’
    Jeglicher Gruft, auf jedem Epitaph
    Lügt es Trophäen; oft schweigt’s, und dem Gedächtnis
    Ehrwürd’ger Namen läßt es als Vermächtnis
    Vergessenheit und Staub. Folg’ meinem Ruf!
    Liebst du dies Mädchen, wie Natur sie schuf,
    Das andre schaff’ ich: Weisheit, Reiz und Zier
    Hat sie von Gott; Reichtum und Rang von mir.
    Bertram
.
    Sie lieb’ ich nicht und streb’ auch nie danach.
    König
.
    Unglück dir selber, strebst du mir entgegen!
    Helena
.
    Mich freut, mein Fürst, daß Ihr genesen seid;
    Das andre laßt! –
    König
.
    Zum Pfand steht meine Ehre: sie zu retten,
    Mag denn der König sprechen. Nimm sie hin,
    Hochmüt’ger Jüngling, unwert solches Guts,
    Der du in schnöder Mißachtung verkennst
    So meine Gunst wie ihr Verdienst; nicht träumst,
    Daß wir, gelegt in ihre leichte Schale,
    Dich schnellen bis zum Balken; nicht begreifst,
    An mir sei’s, deine Ehre da zu pflanzen,
    Wo uns ihr Wachsen frommt. Brich deinen Trotz!
    Folg’ unserm Willen, der dein Wohl bezweckt;
    Mißtraue deinem Stolz, und augenblicks
    Füg’ dich zu eignem Glück dem Lehnsgehorsam,
    Den deine Pflicht und unsre Macht erheischt;
    Sonst schleudr’ ich dich aus meiner Gunst für immer
    In den ratlosen Absturz und den Schwindel
    Der Jugend und der Torheit; Haß und Rache
    Loslassend wider dich im Lauf des Rechts,
    Taub jeglichem Erbarmen. Sprich! Gib Antwort! –
    Bertram
.
    Verzeiht mir, gnäd’ger Herr, denn meine Neigung
    Soll Euerm Wink sich fügen. Überleg’ ich,
    Welch große Schöpfung, welches Maß von Ehre
    Folgt Euerm Wort, so find’ ich sie, noch jüngst
    Gering in meinem Wahne, jetzt gepriesen
    Vom König selbst, und so durch ihn geadelt,
    Als wär’ sie ebenbürtig.
    König
.
    Reich’ die Hand ihr.
    Und nenne sie dein Weib, und ich verheiße
    Vollwichtigen Ersatz, der deinen Reichtum
    Noch überbieten soll.
    Bertram
.
    Gib mir die Hand! –
    König
.
    Freundliches Glück und deines Königs Gunst
    Lächeln auf diesen Bund; des Heiligung,
    Rasch folgend diesem plötzlichen Verlöbnis,
    Vor Nacht vollzogen sei. Das Hochzeitmahl
    Verschieben wir auf spätre Zeit, erwartend
    Die fernen Freunde. Wenn dein Herz sie ehrt,
    So ist’s von echter Treu’, sonst höchst verkehrt.
    Alle gehn ab, bis auf Lafeu und Parolles.
    Lafeu
. Hört doch, Monsieur, ein Wort mit Euch! –
    Parolles
. Was steht zu Dienst?
    Lafeu
. Euer Herr und Gebieter tat wohl, daß er sich zur Abbitte entschloß.
    Parolles
. Zur Abbitte? Mein Herr? Mein Gebieter?
    Lafeu
. Freilich: ist das keine Sprache, die ich rede?
    Parolles
. Eine sehr herbe, und

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