Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
zu Bett!
    Parolles
.
    Ein Loch für Hund’ ist Frankreich, und verdient nicht,
    Daß Helden es beschreiten. Auf, ins Feld! –
    Bertram
.
    Hier schreibt mir meine Mutter: was sie meldet,
    Weiß ich noch nicht.
    Parolles
.
    Das zeigt sich schon. Ins Feld, mein Sohn, ins Feld!
    Dem bleibt die Her’ unsichtbar in der Tasche,
    Der hier zu Hause herzt den Seelenschatz,
    In dessen Arm sein männlich Mark vergeudend,
    Das den Galopp und hohen Sprung von Mars’
    Feurigem Roß aushalten soll. Hinaus!
    In ferne Zonen! Frankreich ist ein Stall,
    Und wir die Mähren drin: drum fort ins Feld!
    Bertram
.
    So soll’s geschehn: ich sende sie nach Haus,
    Der Mutter offenbar’ ich meinen Abscheu,
    Und was mich trieb von hier; dem König schreib’ ich,
    Was ich zu sagen fürchte. Seine Mitgift
    Schafft mir die Mittel zum toskan’schen Krieg,
    Wo Ritter kämpfen. Krieg wird Zeitvertreib
    Bei solchem Hauskreuz und verhaßtem Weib.
    Parolles
.
    Und bleibt dir solch Capriccio auch gewiß?
    Bertram
.
    Geh mit mir auf mein Zimmer, rate mir!
    Sie soll sogleich hinweg; ich gehe morgen
    Ins Feld; sie lass’ ich einsam ihren Sorgen.
    Parolles
.
    Heissa, wie springt der Ball und lärmt! Dein Eh’stand,
    Mein armer Knabe, ward dir früh zum Wehstand!
    Drum fort! Verlaß sie, männlich dich zu zeigen –
    Der König kränkt dich – still! Wir müssen schweigen.
    Sie gehn ab.
    ¶

Vierte Szene
    Ebendaselbst.
    Helena und der Narr treten auf.
    Helena
. Meine Mutter grüßt mich freundlich; ist sie wohl?
    Narr
. Sie ist nicht wohl, und doch ist sie bei Gesundheit; sie ist recht munter, und doch ist sie nicht wohl; aber Gott sei Dank, sie ist sehr wohl, und ihr fehlt nichts in der Welt; und doch ist sie nicht wohl.
    Helena
. Wenn sie sehr wohl ist, was fehlt ihr denn, daß sie nicht wohl ist?
    Narr
. In Wahrheit, sie ist sehr wohl, ganz gewiß; bis auf zwei Dinge.
    Helena
. Was für zwei Dinge?
    Narr
. Einmal, daß sie nicht im Himmel ist, wohin Gott sie recht bald fördern wolle; zweitens, daß sie auf Erden ist, von wo Gott sie recht bald fördern wolle.
    Parolles tritt auf.
    Parolles
. Gott segne Euch, meine höchstbeglückte Dame!
    Helena
. Ich hoffe, Herr, ich habe Eure Einwilligung zu meinem Glück?
    Parolles
. Ihr hattet mein Gebet, Euch dahin zu geleiten; und Euch dabei zu bewahren, sollt Ihr es behalten. – O mein wackrer Schelm! Was macht unsre alte Gräfin?
    Narr
. Hättet Ihr nur ihre Runzeln, und ich ihr Geld, so möchte sie immer machen, was Ihr sagt.
    Parolles
. Ich sage ja nichts.
    Narr
. Mein’ Seel’, dann seid Ihr um so klüger; denn manches Dieners Zunge schwatzt nur seines Herrn Verderben herbei. Nichts sagen, nichts tun, nichts wissen und nichts haben, darin besteht ein großer Teil Eures Guts, das eigentlich ein Nichts ist.
    Parolles
. Fort mit dir, du bist ein Schelm.
    Narr
. Ihr hättet sagen sollen, Herr, vor einem Schelm bist du ein Schelm, das heißt, vor mir bist du ein Schelm: so wär’s die Wahrheit gewesen.
    Parolles
. Geh mir, du bist ein witziger Narr, ich habe dich gefunden!
    Narr
. Habt Ihr Euch in mir gefunden, Herr? Oder hat man Euch gelehrt, mich zu finden? Das Suchen, Herr, war von gutem Erfolg; und mögt Ihr doch noch recht viel Narrheit in Euch finden, zu aller Welt Ergötzen und Förd’rung des Lachens.
    Parolles
.
    Ein guter Schelm und trefflich aufgefüttert. –
    Gräfin, mein gnäd’ger Herr verreist heut nacht,
    Höchst wichtige Geschäfte rufen ihn.
    Den großen Anspruch und der Liebe Vorrecht
    Erkennt er gern als Pflicht, die Euch gebührt;
    Doch muß er sie versäumen, notbedrängt.
    Ihr Aufschub selbst und Zögern beut Euch Nektar;
    Die finstre Zeit bereitet ihn als Trost,
    Damit die Zukunft überfließ’ in Wonne
    Und Lust bis an den Rand.
    Helena
.
    Was wünscht er sonst?
    Parolles
.
    Daß Ihr sogleich vom König Abschied nehmt,
    Ihm diese Hast als Eure Wahl bezeichnet
    Und unterstützt mit Gründen, daß sie glaublich
    Und dringend scheine.
    Helena
.
    Was noch mehr befiehlt er?
    Parolles
.
    Daß, wenn Ihr dies erreicht, Ihr alsogleich
    Erwartet, was er ferner von Euch wünscht.
    Helena
.
    In allen Stücken harr’ ich seines Winks.
    Parolles
.
    Das werd’ ich melden.
    Helena
.
    Darum bitt’ ich Euch.
    Parolles geht.
    Komm, Freund!
    Helena und der Narr gehn ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Ebendaselbst.
    Lafeu und Bertram treten auf.
    Lafeu
. Ich hoffe doch, Euer Gnaden hält ihn nicht für einen Soldaten?
    Bertram
. Ja, edler Herr, und von sehr bewährter Tapferkeit.
    Lafeu
. Ihr habt’s

Weitere Kostenlose Bücher