Sämtliche Dramen
Handschuh, mein Fürst: sie geht an und aus, wie man’s verlangt.
König
.
Der Ring war mein, ich gab ihn seiner Frau!
Diana
.
Mein’thalb der Eure oder auch der ihre.
König
.
Führt sie in Haft, ich will nichts von ihr wissen;
Geht, schafft sie fort, und führt auch ihn hinweg!
Gestehst du nicht, wie du den Ring erhieltst,
So stirbst du heut noch.
Diana
.
Nimmer sag’ ich’s Euch.
König
.
Fort, sag ich!
Diana
.
Einen Bürgen stell’ ich Euch.
König
.
Nun glaub’ ich dich ’ne ganz gemeine Dirne!
Diana
.
Bei Gott, wußt’ ich von einem Mann, seid Ihr’s.
König
.
Weshalb hast du bis jetzt denn ihn verklagt?
Diana
.
Herr, weil er schuldig ist, und doch nicht schuldig.
Er glaubt, ich sei nicht Jungfrau, wird’s beschwören;
Ich weiß, ich bin noch Jungfrau, und in Ehren.
Nichts wahrlich kann als niedrig mich beweisen:
Bin ich nicht Jungfrau, bin ich Weib des Greisen.
Auf Lafeu zeigend.
König
.
Sie höhnt uns nur: drum ins Gefängnis, fort!
Diana
.
Geht, liebe Mutter, holt den Bürgen mir!
Die Witwe geht.
Sie ruft den Juwelier, des Ringes Eigner:
Der leistet Sicherheit. Doch diesen Herrn,
Der mich entehrt hat, wie er selber weiß
(Obschon er nie mich kränkte), sprech’ ich frei.
Er war in meinem Bett, so muß er denken;
Doch wird sein Weib ihm einen Erben schenken.
Zwar tot, fühlt sie der Liebe Frucht sich heben.
Das ist mein Rätsel: die Gestorbnen leben.
Hier seht die Lösung!
Helena wird hereingeführt.
König
.
Ist kein Zaubrer hier,
Der meiner Augen treuen Dienst berückt?
Ist’s wirklich, was ich seh’?
Helena
.
Nein, teurer Fürst;
Ihr seht hier nur den Schatten einer Frau,
Den Namen, nicht das Wesen.
Bertram
.
Beide, beide!
Oh, kannst du mir verzeihn!
Helena
.
O lieber Herr,
Als ich noch diesem Mädchen ähnlich war,
Fand ich Euch wunderzärtlich! Dies der Ring:
Und seht, hier ist Eu’r Brief. So schriebt Ihr damals:
»Wenn Ihr den Ring gewinnt von meinem Finger,
Und tragt ein Kind von mir«, – dies ist gelungen;
Seid Ihr nun mein, so zwiefach mir errungen?
Bertram
.
Kann sie, mein König, dies beweisen klar,
Lieb’ ich sie herzlich, jetzt und immerdar.
Helena
.
Du sollst es wahr und zweifellos erkennen,
Sonst mög’ uns Scheidung bis zum Tode trennen. –
O teure Mutter, find’ ich Euch am Leben! –
Lafeu
. Meine Augen riechen Zwiebeln, ich werde gleich weinen. Zu Parolles. Lieber Trommelhans, leih’ mir dein Schnupftuch! So, ich danke dir, du kannst mich nach Hause begleiten. Ich will meinen Spaß mit dir haben: laß deine Bücklinge, sie sind kläglich.
König
.
Ihr sollt mir’s noch von Punkt zu Punkt erklären.
In Wonn’ entzückt werd’ ich die Wahrheit hören.
Zu Diana.
Bist du noch Mädchenblume, wähl’ dir morgen
Den Gatten! Für den Brautschatz will ich sorgen.
Ich merke, dein Bemühn und züchtig Walten
Hat sie als Frau, als Jungfrau dich erhalten.
Das Weitre und des Hergangs ganze Kunde
Erforsch’ ich näher zu gelegner Stunde.
Gut scheint jetzt alles: mög’ es glücklich enden,
Und bittres Leid in süße Lust sich wenden!
Alle gehn ab.
¶
Epilog
vom König gesprochen
Der König wird zum Bettler nach dem Spiel:
Doch ist das Ende gut und führt zum Ziel,
Wenn’s euch gefällt: wofür euch Tag für Tag
Der Bühne treulich Streben zahlen mag.
Schenkt nur Geduld; wenn wir gefehlt, verzeiht;
Uns sei die Hand, euch unser Herz geweiht.
¶
Personen
Orsino
, Herzog von Illyrien
Sebastian
, ein junger Edelmann, Violas Bruder
Antonio
, ein Schiffshauptmann
Ein
Schiffshauptmann
Valentin
und
Curio
, Kavaliere des Herzogs
Junker Tobias
von Rülp, Olivias Oheim
Junker Christoph
von Bleichenwang
Malvolio
, Olivias Haushofmeister
Fabio
und ein
Narr
, in Olivias Dienst
Olivia
, eine reiche Gräfin
Viola
Maria
, Olivias Kammermädchen
Herren vom Hofe, ein Priester, Matrosen, Gerichtsdiener, Musikanten und andres Gefolge
Die Szene ist eine Stadt in Illyrien und die benachbarte Seeküste
ERSTER AUFZUG
Erste Szene
Ein Zimmer im Palaste des Herzogs.
Der Herzog, Curio und Herren vom Hofe.
Musikanten im Hintergrunde.
Herzog
.
Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist,
Spielt weiter! Gebt mir volles Maß! daß so
Die übersatte Lust erkrank’ und sterbe. –
Die Weise noch einmal! – Sie starb so hin;
Oh, sie beschlich mein Ohr, dem Weste gleich,
Der auf ein Veilchenbette lieblich haucht,
Und Düfte stiehlt und gibt. – Genug! nicht mehr!
Es ist mir nun so süß nicht, wie
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