Sämtliche Dramen
Ring,
Des hoher Wert und reiche Kostbarkeit
Nicht seines Gleichen findet: und trotz dem
Gab er ihn an die leichte Lagerdirne,
Wenn ich es bin.
Gräfin
.
Erröt’st du? ’s ist der Ring:
Sechs seiner Ahnherrn haben dies Juwel
Im Testament vererbt dem nächsten Sproß,
Und jeder trug und schätzt’ es; ’s ist sein Weib,
Der Ring zeugt tausendfach.
König
.
Mir scheint, Ihr sagtet,
Ihr kenntet einen Zeugen hier am Hof?
Diana
.
Das tat ich, Herr; doch ein Gewährsmann ist’s,
Den ich mit Scham Euch nenn’: er heißt Parolles.
Lafeu
.
Ich sah den Mann noch heut, wenn der ein Mann ist.
König
.
Sucht ihn und bringt ihn her.
Bertram
.
Was soll er hier?
Er ist bekannt als ein treuloser Schuft,
Mit allen Makeln dieser Welt beschmutzt,
Dem’s von Natur schon widert, wahr zu reden:
Und sollt’ ich sein, wie der mich schildern wird,
Der aussagt, was man fodert?
König
.
Euern Ring
Besitzt sie doch?
Bertram
.
Ich glaube, ja; sie hat ihn.
’s ist wahr, sie reizte mich; und nach dem Brauch
Verliebter Jugend macht’ ich mich an sie.
Sie hielt sich fern und angelte nach mir,
Und schürte meine Glut durch Sprödigkeit
(Wie jede Hemmung in der Liebe Bahn
Die Liebe nur entflammt): und so, zuletzt,
Als List sich ihrem mäß’gen Reiz vereint,
Erreichte sie ihr Ziel; sie nahm den Ring,
Und ich erhielt, was jeder Untergebne
Wohl um den Marktpreis hätt’ erkauft.
Diana
.
Ich schweige.
Ihr, der schon einst so edles Weib verstießt,
Schmält nun mit Recht auf mich. Doch bitt’ ich Euch
(Wie Ihr der Tugend, will ich Euch entsagen),
Schickt nach dem Ring: ich will ihn mit mir nehmen,
Und gebt den meinen mir!
Bertram
.
Ich hab’ ihn nicht –
König
.
Was war das für ein Ring?
Diana
.
Mein Fürst, er glich
Ganz dem an Eurem Finger.
König
.
Kennt Ihr den Ring? Noch eben war er sein.
Diana
.
Und dieser war’s, den ich ihm gab im Bett.
König
.
So war’s ein Märchen, daß Ihr ihn dem Grafen
Aus einem Fenster zuwarft?
Diana
.
Wahrhaft sprach ich.
Parolles tritt auf.
Bertram
.
Den Ring, ich will’s gestehn, besaß sie einst.
König
.
Ihr schwankt verzweifelt; jede Feder schreckt Euch!
Ist dies der Mann, von dem du sprachst?
Diana
.
Ja, Herr.
König
.
Erzähle, Mensch, und sprich die reine Wahrheit,
Und fürchte nicht die Ungunst deines Herrn
(Die, bist du redlich, ich schon bänd’gen will):
Was trug sich zu mit ihm und diesem Mädchen?
Parolles
. Mit Eurer Majestät Vergunst, mein Herr war jederzeit ein ehrenwerter Kavalier. Streiche hat er freilich gemacht, wie alle junge Kavaliere sie machen.
König
. Fort, fort, zur Sache: liebt’ er dieses Mädchen?
Parolles
. In der Tat, Herr, er liebte sie; aber wie?
König
. Wie denn also?
Parolles
. Er liebte sie, Herr, wie ein Kavalier ein Mädchen liebt.
König
. Und das ist?
Parolles
. Er liebte sie, Herr, und liebte sie nicht.
König
. Wie du ein Schelm bist, und kein Schelm. Was für ein silbenstechender Gesell das ist!
Parolles
. Ich bin ein armer Tropf, und zu Euer Majestät Befehl.
Lafeu
. Erist ein guter Trommler, mein König, aberein nichtsnutziger Redner.
Diana
. Wißt Ihr, daß er mir die Ehe versprach?
Parolles
. Mein’ Seel’, ich weiß mehr, als ich sagen werde.
König
. Aber wirst du alles sagen, was du weißt?
Parolles
. Ja, zu Euer Majestät Befehl. Ich war ihr Zwischenträger, wie gesagt; aber überdem liebte er sie, denn wahrhaftig, er war ganz verrückt um sie, und sprach vom Satan, und vom Fegefeuer, und von den Furien, und was weiß ich noch alles; aber ich war damals so gut bei ihm angeschrieben, daß ich wußte, wie sie mit einander zu Bett gingen, und von andern Dingen, als zum Beispiel, daß er ihr die Ehe versprach, und sonst noch manches, was mir schlecht vergolten werden würde, wenn ich davon spräche; darum will ich nicht sagen, was ich weiß.
König
. Du hast schon alles gesagt, wenn du nicht etwa noch melden kannst, daß sie verheiratet sind. Aber du bist zu schlau in deiner Aussage; darum tritt beiseit!
Der Ring, sagt Ihr, war Euer?
Diana
.
Ja, mein Fürst.
König
.
Wo hast du ihn erkauft? Wer schenkt’ ihn dir?
Diana
.
Er ward mir nicht geschenkt, noch kauft’ ich ihn.
König
.
Wer lieh ihn dir?
Diana
.
Ich lieh ihn auch von niemand.
König
.
So sag, wo fandst du ihn!
Diana
.
Ich fand ihn nicht.
König
.
Wenn du ihn denn auf keine Art erwarbst,
Wie gabst du ihm den Ring?
Diana
.
Ich gab ihn nie.
Lafeu
. Dies Mädchen ist ein williger
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