Sämtliche Dramen
wißt,
Daß Ihr von Euerm Tun Erinn’rung habt,
Bekennt, so sei’s, und welcher rauhe Zwang
Ihn Euch gewann. Sie schwur bei allen Heil’gen,
Sie woll’ ihn nie von ihrem Finger lassen,
Wenn sie ihn Euch nicht gäb’ in ihrem Brautbett
(Wohin Ihr nie gekommen), oder schickt’ ihn
Mir selbst in harter Not.
Bertram
.
Sie sah ihn nie.
König
.
Das sprichst du falsch, so wahr mir Ehre lieb!
Und weckst Argwohn und Furcht mir, der ich gern
Den Zugang wehrte. Wenn es sich erwiese,
Du seist so grausam – nicht wird sich’s erweisen, –
Und dennoch ahnet mir -: dein Haß war tödlich,
Und sie ist tot. Nichts konnte, daß sie starb,
Mich überreden, außer wenn ich selbst
Das Aug’ ihr schloß, so sehr als dieser Ring!
Führt ihn hinweg! Wie auch der Fall sich wende,
Nicht ohne Grund geb’ ich dem Zweifel Raum,
Der ohne Grund zu viel vertraute. – Fort!
Wir forschen weiter nach.
Bertram
.
Beweist Ihr erst,
Der Ring gehört’ ihr je, – dann leicht beweist Ihr,
Daß ich in Florenz ihr genaht als Gatte,
Wo sie doch niemals war.
Bertram wird weggeführt.
König
.
Ein düstrer Argwohn quält mich.
Ein Edelmann tritt auf.
Edelmann
.
Gnäd’ger Fürst!
Ich weiß nicht, ob ich Unrecht tat, ob nicht:
Dies gab mir eine Florentinerin,
Weil sie um vier, fünf Posten Euch verfehlt,
Es selbst zu überreichen. Ich versprach’s,
Bewogen durch die Anmut und die Reden
Der armen Bittenden, die jetzt, so hör’ ich,
Hier wartet. Wichtig scheint mir ihr Gesuch
Nach ihrer Miene; und betrifft – so sprach sie
Mit wenig holden Worten – Eure Hoheit
Nicht minder als sie selbst.
König
liest. - »Auf seine vielen Beteurungen, mich zu heiraten, wenn seine Gattin tot wäre – ich erröte, es zu sagen –, gewann er mich. Jetzt ist der Graf Roussillon ein Witwer, seine Gelübde sind mir verfallen, und ich habe ihn mit meiner Ehre bezahlt. Er verließ Florenz heimlich, ohne Abschied zu nehmen, und ich folge ihm in sein Vaterland, um Recht zu finden. Gewährt es mir, o König: es steht völlig bei Euch; sonst triumphiert ein Verführer, und ein armes Mädchen ist verloren.
Diana Capulet.«
Lafeu
. Ich will mir einen Schwiegersohn auf dem Jahrmarkt kaufen und verzollen, den hier mag ich nicht.
König
.
Der Himmel meint es gut mit dir, Lafeu,
Der dir’s enthüllte. Schafft mir jene Frau’n,
Geht, eilt, und führt den Grafen wieder her!
Ein Edelmann geht mit einigen Dienern.
Ich fürchte, Gräfin, Helena kam schändlich
Ums Leben!
Gräfin
.
Dann, Gerechtigkeit den Tätern!
Bertram mit Wache tritt auf.
König
.
Mich wundert, Graf, wenn Ihr die Frau’n so haßt
Und flieht, sobald Ihr ihnen Treue schwurt,
Wie Ihr an Heirat denkt. Wer ist dies Mädchen?
Ein Edelmann führt die Witwe und Diana herein.
Diana
.
Ich Arme bin aus Florenz, gnäd’ger König,
Entsprossen von den alten Capulet.
Was mich hieher führt, hör’ ich, kennt Ihr schon,
Und wißt, wie sehr ich zu beklagen bin.
Witwe
.
Sie ist mein Kind, Herr; ihre Mutter Ehre
Und Alter kränkt die Klage, die wir bringen,
Und beide gehn zu Grunde, helft Ihr nicht.
König
.
Graf, tretet näher: kennt Ihr diese Frau’n?
Bertram
.
Mein Fürst, ich kann und will Euch nicht verbergen,
Daß ich sie kenne. Sagt, wes zeihn sie mich?
Diana
.
Warum blickt Ihr so fremd auf Euer Weib?
Bertram
.
Das ist sie nicht, Herr!
Diana
.
Wollt Ihr Euch vermählen,
So gebt Ihr weg die Hand, und sie ist mein:
So gebt Ihr weg den Schwur, und er ist mein:
So gebt Ihr weg mich selbst, und ich bin mein.
So unzertrennlich bin ich Euch vereint,
Daß, wer sich Euch vermählt, sich mir vermählt,
Uns beiden oder keinem.
Lafeu
. Euer Ruf fängt an, zu schlecht für meine Tochter zu werden, Ihr seid kein Mann für sie.
Bertram
.
Herr, dies ist ’ne verliebte, wilde Dirne,
Mit der ich einst gescherzt; heg’ Eure Hoheit
Von meiner Ehre beßre Meinung doch,
Als daß Ihr sie so tief gesunken achtet.
König
.
Graf, meine Meinung ist Euch schlecht befreundet,
Bis Ihr sie neu verdient: Eu’r Leumund muß
Weit heller strahlen, als er jetzt erscheint.
Diana
.
Mein güt’ger Fürst,
Fragt ihn auf seinen Eid, ob er nicht glaubt,
Er hab’ als Jungfrau mich gewonnen.
König
.
Sprich,
Was sagst du drauf?
Bertram
.
Herr, sie ist unverschämt;
Im Lager war sie jedem leichte Beute.
Diana
.
Er tut mir Unrecht, König. War ich das,
Dann um ganz leichten Preis wohl kauft’ er mich;
Glaubt seinen Worten nicht! Oh, seht den
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