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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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zu besudeln,
    Das ungekränkt mir Schlaf ist, doch befleckt
    Mich sticht wie Nesseln, Dornen, gift’gé Wespen?
    Das Blut des Prinzen, meines Sohns, zu schmähen,
    Der, glaub’ ich, mein ist, den ich lieb’ als mein, –
    Ohn’ überlegten Antrieb? Tät’ ich dies?
    Ist wohl ein Mensch so toll?
    Camillo
.
    Ich muß Euch glauben;
    Ich tu’s, und schaff Euch Böhmen auf die Seite,
    Vorausgesetzt, Eure Hoheit schenkt der Kön’gin,
    Ist jener fort, die vor’ge Liebe wieder;
    Schon Euers Sohnes halb, wie auch, zu fesseln
    Die Lästerzungen all der Reich’ und Höfe,
    Die Euch befreundet und verwandt.
    Leontes
.
    Du rätst mir,
    Wie ich den eignen Weg mir schon erwählt:
    Ich will die Ehr’ ihr nicht beflecken, nein.
    Camillo
.
    Mein König,
    So geht; und heitern Angesichts, wie nur
    Die Freundschaft zeigt bei Festen, sprecht mit Böhmen
    Und Eurer Königin; ich bin sein Mundschenk:
    Wenn er von mir gesunden Trank erhält,
    So zählt mich zu den Euren nicht.
    Leontes
.
    Genug;
    Tu’s, so ist dein die Hälfte meines Herzens,
    Tu’s nicht, so spalt’st du deins.
    Camillo
.
    Ich tu’s, mein Fürst.
    Leontes
.
    So will ich freundlich scheinen, wie du rietest.
    Er geht ab.
    Camillo
.
    O unglücksel’ge Frau! – Doch, weh, wie steht es
    Nun um mich selbst? Ich soll der Mörder werden
    Des gütigen Polyxenes; kein Antrieb,
    Als meines Herrn Gebot; und eines Herrn,
    Der in Empörung mit sich selbst verlangt,
    Daß mit ihm rast, wer ihm gehört. – Es tun,
    Befördert mich; wenn ich ein Beispiel fände
    Von Tausenden, die Mord gesalbter Kön’ge
    Zum Glück erhob, so tät’ ich’s nicht; doch so,
    Da Erz, Stein, Pergament nicht eins bewahrt,
    Verschwör’ es selbst die Schändlichkeit. Verlassen
    Muß ich den Hof; Tun, Nichttun, beides bricht
    Den Hals mir sicher. Glücksstern, geh mir auf!
    Hier kommt Polyxenes.
    Polyxenes tritt auf.
    Polyxenes
.
    Seltsam! mich dünkt,
    Im Sinken hier sei meine Gunst. Nicht sprechen?
    Camillo, guten Tag!
    Camillo
.
    Heil, teurer König!
    Polyxenes
.
    Was gibt’s am Hofe Neues?
    Camillo
.
    Nichts Besondres.
    Polyxenes
.
    Der König blickt so ernst, als ging verloren
    Ihm eine der Provinzen, ein Gebiet,
    Das wie sich selbst er liebt; ich traf ihn eben
    Und grüßt’ ihn auf gewohnte Art; doch er,
    Den Blick zur Seite werfend und verächtlich
    Die Lippe beißend, eilt vorüber, läßt
    Mich sinnend stehn, was sich wohl zugetragen,
    Das seine Sitten so verwandelt.
    Camillo
.
    Herr,
    Nicht wag’ ich, es zu wissen.
    Polyxenes
.
    Wie! wagst du’s nicht! Du weißt’s, und wagst es nicht
    Mir mitzuteilen? Ja, so ist’s gemeint;
    Denn was du weißt, das mußt du dir doch sagen,
    »Nicht wag’ ich’s«, paßt da nicht. Du guter Mann,
    Dein Blick ist, so verwandelt, mir ein Spiegel,
    Der mir den meinen auch verwandelt zeigt;
    Mich muß der Wechsel angehn, da ich selbst
    Auch mit verwechselt bin.
    Camillo
.
    Es gibt ein Übel,
    Das manchen aufreibt, doch die Krankheit nennen,
    Das kann ich nicht; auch kam die Ansteckung
    Von Euch, der Ihr gesund.
    Polyxenes
.
    Wie das? von mir?
    Nein, gib mir nicht des Basilisken Auge,
    Ich sah auf Tausend, die nur mehr gediehn
    Durch meinen Blick; Tod bracht’ er nie. – Camillo, –
    So wie ein Edelmann du bist und auch
    Gelehrt, erfahren (was nicht wen’ger ziert
    Den Adel, als der Väter edle Namen,
    Durch die wir adlig sind), – beschwör’ ich dich,
    Weißt etwas du, das meinem Wissen frommt, –
    Werd’ ich davon belehrt, so sperr’ es nicht
    In den Verschluß des Schweigens!
    Camillo
.
    Ich kann nichts sagen.
    Polyxenes
.
    Krankheit, die ich gebracht, und ich gesund!
    Du mußt es sagen. – Hörst du wohl, Camillo,
    Bei jeder Pflicht des Manns beschwör’ ich dich,
    Die heilig ist der Ehr’ – und diese Bitte
    Ist wahrlich nicht verächtlich –, gib mir Aufschluß,
    Was du von einem nah’nden Übel weißt,
    Das auf mich zuschleicht, ob es fern, ob nah;
    Wie (wenn dies möglich ist) ihm vorzubeugen;
    Wo nicht, wie sich’s am besten trägt.
    Camillo
.
    So hört:
    Ihr selbst, höchst ehrenvoll, beschwört mich bei
    Der Ehre; darum merket meinen Rat,
    Den Ihr befolgen müßt, so schnell als ich
    Ihn geben kann, sonst haben beide wir
    Das Spiel verloren, und zu Ende ist’s.
    Polyxenes
.
    Fahr’ fort, Camillo!
    Camillo
.
    Ich bin von ihm bestellt, Euch zu ermorden.
    Polyxenes
.
    Von wem?
    Camillo
.
    Von meinem König.
    Polyxenes
.
    Und weshalb?
    Camillo
.
    Er denkt, ja schwört mit vollster Zuversicht,
    Als ob er’s sah und

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