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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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schon in den Blüten ihres Glücks.
    Der alte Schäfer
. Nun, Junge, ich werde keine Kinder mehr bekommen; aber deine Söhne und Töchter werden alle als Edelleute geboren sein.
    Der junge Schäfer
. Gott grüß’ Euch, Herr: Ihr wolltet Euch neulich nicht mit mir schlagen, weil ich kein geborner Edelmann war: seht Ihr diese Kleider? Sprecht, daß Ihr sie nicht seht, und haltet mich noch immer für keinen gebornen Edelmann: Ihr dürftet wohl gar sagen, diese Putzsachen wären keine gebornen Edelleute. Straft mich jetzt einmal Lügen, so sollt Ihr erfahren, ob ich ein geborner Edelmann bin.
    Autolycus
. Herr, ich weiß, daß Ihr jetzt ein geborner Edelmann seid.
    Der junge Schäfer
. Ja, und das bin ich immer gewesen, seit vier Stunden.
    Der alte Schäfer
. Ich auch, Junge.
    Der junge Schäfer
. Ja, Ihr auch: – aber ich war ein Edelmann geboren vor meinem Vater: denn der Sohn des Königs nahm mich bei der Hand und nannte mich Bruder; und dann nannten die beiden Könige meinen Vater Bruder; und dann nannten der Prinz, mein Bruder, und die Prinzeß, meine Schwester, meinen Vater Vater, und da weinten wir: und das waren die ersten Edelmannstränen, die wir vergossen.
    Der alte Schäfer
. Gott schenke uns langes Leben, Sohn, damit wir noch viele vergießen!
    Der junge Schäfer
. Ja; sonst wäre es ein wahres Unglück, da wir in so despektablem Zustande sind.
    Autolycus
. Ich bitte Euch demütig, Herr, mir alles zu verzeihen, was ich gegen Euer Gnaden gefehlt habe, und ein gutes Wort für mich bei dem Prinzen, meinem Herrn, einzulegen.
    Der alte Schäfer
. Ich bitte dich, Sohn, tue das, denn wir müssen edel sein, da wir nun Edelleute sind.
    Der junge Schäfer
. Willst du deinen Lebenswandel bessern?
    Autolycus
. Ja, wenn Euer Gnaden erlauben.
    Der junge Schäfer
. Gib mir die Hand: ich will dem Prinzen schwören, daß du ein ehrlicher und aufrichtiger Mensch bist, wie nur einer in Böhmen.
    Der alte Schäfer
. Sagen kannst du das, aber nicht schwören.
    Der junge Schäfer
. Nicht schwören, da ich nun ein Edelmann bin? Bauern und Bürger mögen’s sagen, ich will es beschwören.
    Der alte Schäfer
. Wenn’s aber falsch wäre, Sohn?
    Der junge Schäfer
. Wenn es noch so falsch ist, ein echter Edelmann kann es beschwören, zum Besten seines Freundes: – und ich will dem Prinzen schwören, daß du dich wie ein herzhafter Kerl betragen und dich nicht betrinken wirst; obwohl ich weiß, daß du dich nicht wie ein herzhafter Kerl betragen, und dich wohl betrinken wirst; aber ich will es doch beschwören – und ich wollte, du möchtest dich wie ein herzhafter Kerl betragen.
    Autolycus
. Ich will es werden, Herr, aus allen Kräften.
    Der junge Schäfer
. Ja, werde nur auf jeden Fall ein wackrer Kerl; wenn ich mich nicht verwundre, wie du das Herz hast, dich zu betrinken, da du kein herzhafter Kerl bist, so traue mir nie wieder! – Horch! Der König und die Prinzen, unsre Verwandtschaft, gehn zu dem Bilde der Königin. Komm, folge uns: wir wollen deine guten Herren sein.
    Sie gehn ab.
    ¶

Dritte Szene
    Saal in Paulinas Hause.
    Es treten auf Leontes, Polyxenes, Florizel, Perdita, Camillo, Paulina, Hofherren und Gefolge.
    Leontes
.
    Oh, würdige Paulina, wie viel Trost
    Empfing ich stets von dir!
    Paulina
.
    Was, gnäd’ger Herr,
    Ich unrecht tat, meint’ ich doch recht. Mein Dienst
    Ist reich bezahlt, dadurch, daß Ihr geruht,
    Mit Eurem Bruder und den Neuverlobten,
    Einst Herrschern hier, mein armes Haus zu sehn:
    Es ist ein Übermaß von Huld; mein Leben
    Zu kurz, um Euch zu danken.
    Leontes
.
    Oh, Paulina,
    Beläst’gung dünkt dich Ehre. Doch wir kamen,
    Zu sehn der Kön’gin Standbild; deine Säle
    Durchgingen wir, nicht ohne groß Ergötzen
    An mancher Seltenheit; doch sahn wir nicht,
    Was meine Tochter sehnlich wünscht zu schaun,
    Der Mutter Bild.
    Paulina
.
    So wie sie unvergleichlich
    Im Leben war, so, glaub’ ich, übertrifft
    Ihr totes Abbild, was Ihr je gesehn
    Und Menschenhand je schuf: drum halt’ ich’s hier
    Liebend gesondert: schaut, und seid gefaßt,
    Zu sehn, wie dies lebendig höhnt das Leben,
    Mehr als der Schlaf den Tod: hier; sagt, ’s ist gut.
    Sie zieht einen Vorhang weg, man sieht eine Statue,
    Recht, daß Ihr schweigt, es drückt am besten aus,
    Wie Ihr erstaunt: doch sprecht – zuerst, mein König,
    Ist’s ihr nicht ziemlich gleich?
    Leontes
.
    Ganz ihre Haltung! –
    Schilt mich, geliebter Stein; dann mag ich sagen,
    Du seist Hermione: doch mehr bist du’s,
    Da du so freundlich

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