Sämtliche Dramen
so mag sie sprechen auch.
Polyxenes
.
Ja, und verkünden, wo sie hat gelebt,
Wie sie dem Tod entronnen.
Paulina
.
Daß sie lebt,
Wenn man’s Euch sagte, würdet Ihr’s verlachen
So wie ein altes Märchen: doch Ihr seht,
Sie lebt, spricht sie gleich nicht. Nur noch ein Weilchen! –
Ihr, schönes Kind, müßt dies bewirken: kniet,
Um Eurer Mutter Segen! – Teure Fürstin,
Schaut her, gefunden unsre Perdita!
Perdita kniet vor der Königin.
Hermione
.
Ihr Götter, blickt herab,
Und Gnade gießt aus euren heil’gen Schalen
Auf meiner Tochter Haupt! – O sprich, mein Einz’ges,
Wie du gerettet wardst, wo du gelebt?
Wie her zum Vater kamst? Dann wisse du,
Ich – durch Paulina hörend, das Orakel
Gab Hoffnung, daß du lebst, – verbarg mich hier,
Den Schluß erwartend.
Paulina
.
Spart dies andern Stunden;
Sonst fragt, erzählt im Schreck hier jeder, trübt
Den Wonnentaumel so. – Geht mit einander,
Ihr seligen Gewinner: nur Entzücken
Sprecht alle jetzt! Ich alte Turteltaube
Schwing’ mi’ch auf einen dürren Ast und weine
Um meinen Gatten, der nie wieder kommt,
Bis ich gestorben bin.
Leontes
.
Paulina, nein;
Du mußt von meiner Hand den Gatten nehmen,
Wie ich von dir ein Weib: so war’s beschlossen,
Beschworen unter uns. Du fandst die Meine,
Wie, muß ich noch erfahren: denn ich sah sie,
So glaubt’ ich, tot; und manch Gebet, im Wahn,
Sprach ich auf ihrem Grab. Nicht such’ ich weit
(Da mir sein Sinn zum Teil bekannt) für dich
Den ehrenvollen Gatten: – Komm, Camillo,
Nimm ihre Hand: du, dessen Ehr’ und Treue
So wohl bewährt und hier bekräftigt ist
Von zweien Königen. – Komm fort von hier! –
Wie? – Schau auf meinen Bruder – Oh, verzeiht,
Daß zwischen euren frommen Blicken je
Mein böser Argwohn stand, – dies ist dein Eidam,
Und dieses Königs Sohn, durch Himmelsfügung
Verlobt mit deiner Tochter. O Paulina,
Führ’ uns von hier, daß dann mit beßrer Muße
Ein jeder frag’ und höre, welche Rolle
Wir in dem weiten Raum der Zeit gespielt,
Seit wir zuerst uns trennten. Folgt mir schnell!
Alle ab.
¶
Personen
König Johann
Prinz Heinrich
, sein Sohn, nachmaliger König Heinrich III.
Arthur
, Herzog von Bretagne, Sohn des verstorbnen Herzogs Gottfried von Bretagne, älteren Bruders vom König Johann
William Mareshall, Graf von
Pembroke
Geffrey Fitz-Peter, Graf von
Essex
, Oberrichter von England
William Longsword, Graf von
Salisbury
Robert Bigot, Graf von
Norfolk
Hubert de Burgh
, Kämmerer des Königs
Robert Faulconbridge
, Sohn des Sir Robert Faulconbridge
Philipp Faulconbridge
, sein Halbbruder, Bastard König Richard I.
Jakob Gurney
, Diener der Lady Faulconbridge
Peter von Pomfret
, ein Prophet
Philipp
, König von Frankreich
Louis
, der Dauphin
Der Erzherzog von
Österreich
Kardinal
Pandulpho
, Legat des Papstes
Melun
, ein französischer Edelmann
Chatillon
, Gesandter von Frankreich an König Johann
Eleonore
, die Witwe König Heinrich II. und Mutter König Johanns
Constanze
, Arthurs Mutter
Blanca
, Tochter Alfonsos, des Königs von Kastilien, und Nichte König Johanns
Lady Faulconbridge
, Mutter des Bastards und Robert Faulconbridges
Herren und Frauen, Bürger von Angers, ein Sheriff, Herolde, Beamte, Soldaten, Boten und andres Gefolge
Die Szene ist bald in England , bald in Frankreich
ERSTER AUFZUG
Erste Szene
Northampton. Ein Staatszimmer im Palaste.
König Johann, Königin Eleonore, Pembroke, Essex, Salisbury und andre, nebst Chatillon, treten auf.
König Johann
.
Nun, Chatillon, sag, was will Frankreich uns?
Chatillon
.
So redet Frankreichs König, nach dem Gruß,
Durch meinen Vortrag zu der Majestät,
Erborgten Majestät von England hier.
Eleonore
.
Erborgten Majestät? – Seltsamer Anfang!
König Johann
.
Still, gute Mutter? Hört die Botschaft an!
Chatillon
.
Philipp von Frankreich, kraft undlaut des Namens
Von deines weiland Bruder Gottfried Sohn,
Arthur Plantagenet, spricht rechtlich an
Dies schöne Eiland samt den Ländereien,
Als Irland, Poictiers, Anjou, Touraine, Maine;
Begehrend, daß du legst beiseit das Schwert,
Das dieses Erb’ anmaßendlich beherrscht,
Daß Arthur es aus deiner Hand empfange,
Dein Neff’ und königlicher Oberherr.
König Johann
.
Und wenn wir dieses weigern, was erfolgt?
Chatillon
.
Der stolze Zwang des wilden, blut’gen Kriegs,
Zu dringen auf dies abgedrungne Recht.
König Johann
.
Wir haben Krieg für Krieg und Blut für Blut,
Zwang
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