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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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sag, was wirfst du vor
    Dem Herzog da von Norfolk, Thomas Mowbray?
    Bolingbroke
.
    Erst – sei der Himmel Zeuge meiner Rede! –
    Aus eines Untertans ergebner Pflicht,
    Für meines Fürsten teures Heil besorgt
    Und frei von anderm, mißerzeugten Haß,
    Komm’ ich als Kläger vor dein fürstlich Haupt. –
    Nun, Thomas Mowbray, wend’ ich mich zu dir,
    Und acht’ auf meinen Gruß: denn was ich sage,
    Das soll mein Leib auf Erden hier bewähren,
    Wo nicht, die Seel’ im Himmel Rede stehn.
    Du bist ein Abgefallner und Verräter,
    Zu gut, um es zu sein, zu schlecht, zu leben:
    Denn je krystallner sonst der Himmel glüht,
    Je trüber scheint Gewölk, das ihn durchzieht.
    Noch einmal, um die Schmach mehr einzuprägen,
    Werf’ ich das Wort Verräter dir entgegen.
    Beweisen möge, wenn’s mein Fürst gewährt,
    Was meine Zunge spricht, mein wackres Schwert!
    Norfolk
.
    Laßt meiner Antwort Kälte meinen Eifer
    Herab nicht setzen! Denn kein Weiberkrieg,
    Das bittre Schelten zwei erboster Zungen,
    Kann diese Frage zwischen uns entscheiden;
    Das Blut ist heiß, das hierum kalt muß werden.
    Doch rühm’ ich mich so zahmer Duldung nicht,
    Daß ich nichts sagen und verstummen sollte.
    Erst hält mich Scheu vor Eurer Hoheit ab,
    Zu spornen statt zu zügeln meine Rede,
    Die sonst wohl liefe, bis sie den Verrat
    Ihm doppelt in den Hals zurückgeschleudert.
    Von seines Blutes Hoheit abgesehn,
    Nehmt an, er sei nicht meines Lehnsherrn Vetter:
    So fodr’ ich ihn heraus und spei’ ihn an,
    Nenn’ ihn verleumderische Memm’ und Schurke.
    Ungleichen Kampf bestünd’ ich gern hierauf
    Und träf ihn, müßt’ ich laufen auch zu Fuß
    Bis auf der Alpen eingefrorne Zacken,
    Ja jeden andern unbewohnbar’n Boden,
    Wo je ein Englischer sich hingewagt.
    Zum Schutze meiner Treu’ indes genügt:
    So wahr ich selig werden will! er lügt.
    Bolingbroke
.
    Da, bleiche Memme! werf’ ich hin mein Pfand,
    Entsagend der Verwandtschaft eines Königs;
    Und achte nicht mein fürstliches Geblüt,
    Das deine Furcht, nicht Ehrerbietung vorschützt.
    Wenn schuld’ge Angst dir so viel Stärke läßt,
    Mein Ehrenpfand zu nehmen, bücke dich;
    Bei dem und jedem Brauch des Rittertums
    Will ich, Arm gegen Arm, dir, was ich sprach
    Und was du Schlimmres denken kannst, bewähren.
    Norfolk
.
    Ich nehm’ es auf und schwöre bei dem Schwert,
    Das sanft mein Rittertum mir aufgelegt:
    Ich stehe dir nach jeglicher Gebühr,
    Nach jeder Weise ritterlicher Prüfung;
    Und sitz’ ich auf, nie steig’ ich lebend ab,
    Wenn mein Verrat zur Klage Recht dir gab!
    König Richard
.
    Was gibt dem Mowbray unser Vetter schuld?
    Groß muß es sein, was nur mit dem Gedanken
    Von Übel in ihm uns befreunden soll.
    Bolingbroke
.
    Seht, was ich spreche, dafür steht mein Leben: –
    Daß er achttausend Nobel hat empfangen,
    Als Borg für Eurer Hoheit Kriegesvolk,
    Die er behalten hat zu schlechten Zwecken,
    Als ein Verräter und ein arger Schurke.
    Dann sag’ ich, und ich will’s im Kampf beweisen,
    Hier oder sonst wo, bis zur fernsten Grenze,
    Die je ein englisch Auge hat erblickt,
    Daß jeglicher Verrat, seit achtzehn Jahren
    In diesem Land erdacht und angestiftet,
    Vom falschen Mowbray ausgegangen ist.
    Ich sage ferner und will ferner noch
    Dies alles dartun auf sein schnödes Leben,
    Daß er des Herzog Glosters Tod betrieben,
    Mißleitet seine allzugläub’gen Gegner
    Und feig verrät’risch die schuldlose Seele
    Dadurch ihm ausgeschwemmt in Strömen Bluts,
    Das, wie das Blut des Opfer-weih’nden Abel,
    Selbst aus der Erde stummen Höhlen schreit
    Zu mir um Recht und strenge Züchtigung.
    Und bei der Ahnen Ruhm, den ich ererbt,
    Mein Arm vollbringt’s, sonst sei mein Leib verderbt!
    König Richard
.
    Wie hohen Flugs sich sein Entschluß erschwingt!
    Thomas von Norfolk, was sagt Ihr hiezu?
    Norfolk
.
    Oh, wende mein Monarch sein Antlitz weg
    Und heiße taub sein Ohr ein Weilchen sein,
    Bis ich die Schmach von seinem Blut erzählt,
    Wie Gott und Biedre solchen Lügner hassen!
    König Richard
.
    Mowbray, mein Aug’ und Ohr ist unparteilich;
    Wär’ er mein Bruder, ja des Reiches Erbe,
    Statt meines Vaters Brudern Sohn zu sein,
    Bei meines Szepters Würde schwör’ ich doch,
    Die Nachbarschaft mit unserm heil’gen Blut
    Sollt’ ihn nicht schützen, noch parteilich machen
    Den Vorsatz meines redlichen Gemüts.
    Er ist uns Untertan, Mowbray, wie du:
    Furchtlose Red’ erkenn’ ich frei dir zu.
    Norfolk
.
    Dann, Bolingbroke, durch deinen falschen Hals
    Bis tief

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