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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Wahrheit lebe?
    Ich sag’ es noch: ist Louis Sieger heut,
    So schwur er falsch, wenn diese eure Augen
    Je einen andern Tag anbrechen sehn.
    Ja, diese Nacht noch, deren schwarzer Hauch
    Schon dampfet um den glüh’nden Federbusch
    Der alten, schwachen, tagemüden Sonne, –
    Noch diese böse Nacht sollt ihr verscheiden,
    Zur Buße für bedungenen Verrat,
    Verräterisch gebüßt um euer Leben,
    Wenn Louis unter eurem Beistand siegt.
    Grüßt einen Hubert, der beim König blieb:
    Die Freundschaft zwischen uns, und überdies
    Die Rücksicht, daß mein Ahn aus England stammte,
    Weckt mein Gewissen auf, dies zu bekennen.
    Dafür, ich bitt’ euch, tragt von hinnen mich,
    Aus dem Getös’ und Lärm des Feldes weg,
    Wo ich in Frieden der Gedanken Rest
    Ausdenken kann und Leib und Seele trennen
    In der Betrachtung und in frommen Wünschen.
    Salisbury
.
    Wir glauben dir, – und strafe mich der Himmel,
    Gefällt mir nicht die Mien’ und die Gestalt
    Von dieser freundlichen Gelegenheit,
    Den Weg verdammter Flucht zurückzumessen,
    Wir wollen uns, gesunknen Fluten gleich,
    Die Ausschweifung und irre Bahn verlassend,
    Den Schranken neigen, die wir überströmt,
    Und in Gehorsam ruhig gleiten hin
    Zu unserm Meer, zu unserm großen König. –
    Mein Arm soll helfen, dich hier wegzubringen,
    Denn schon seh’ ich die bittre Todesangst
    In deinem Blick. – Fort, Freunde! Neue Flucht!
    Neuheit ist Glück, wenn altes Recht die Frucht.
    Alle ab. Melun wird weggeführt.
    ¶

Fünfte Szene
    Das französische Lager.
    Louis kommt mit seinem Zuge.
    Louis
.
    Des Himmels Sonne, schien’s, ging ungern unter;
    Sie weilt’ und färbte rot das Firmament,
    Als Englands Heer den eignen Grund zurückmaß
    Mit mattem Zug; oh, brav beschlossen wir,
    Als wir mit Salven ungebrauchter Schüsse
    Nach blut’gem Tagwerk boten gute Nacht
    Und rollten die zerrißnen Fahnen auf,
    Zuletzt im Feld und Herrn beinah’ davon. –
    Ein Bote kommt.
    Bote
.
    Wo ist mein Prinz, der Dauphin?
    Louis
.
    Hier; was gibt’s?
    Bote
.
    Graf Melun fiel, die englischen Barone
    Sind auf sein Dringen wieder abgefallen;
    Und die Verstärkung, die Ihr lang gewünscht,
    Auf Goodwin-Strand gescheitert und gesunken.
    Louis
.
    Verwünschte Zeitung! Sei verwünscht dafür!
    Ich dachte nicht so traurig diesen Abend
    Zu sein, als sie mich macht. – Wer war’s, der sagte.
    Der König sei geflohn, nur ein paar Stunden,
    Eh’ irre Dunkelheit die Heere schied?
    Bote
.
    Wer es auch sagte, es ist wahr, mein Fürst.
    Louis
.
    Wohl, haltet gut Quartier zu Nacht, und Wache:
    Der Tag soll nicht so bald auf sein wie ich,
    Des Glückes Gunst auf morgen zu versuchen.
    Alle ab.
    ¶

Sechste Szene
    Ein offner Platz in der Nachbarschaft der Abtei Swinstead.
    Der Bastard und Hubert begegnen einander.
    Hubert
.
    Wer da? He, sprecht! und schnell! Ich schieße sonst.
    Bastard
.
    Gut Freund! Wer bist du?
    Hubert
.
    Englischer Partei.
    Bastard
.
    Und wohin gehst du?
    Hubert
.
    Was geht’s dich an? Kann ich nach deinen Sachen
    Dich nicht so gut wie du nach meinen fragen?
    Bastard
.
    Ich denke, Hubert.
    Hubert
.
    Dein Gedank’ ist richtig.
    Ich will auf jegliche Gefahr hin glauben,
    Du seist mein Freund, der meinen Ton so kennt.
    Wer bist du?
    Bastard
.
    Wer du willst; beliebt es dir,
    So kannst du mir die Liebe tun, zu denken,
    Ich sei wohl den Plantagenets verwandt.
    Hubert
.
    O kränkend Wort! – Du und die blinde Nacht
    Habt mich beschämt: verzeih’ mir, tapfrer Krieger,
    Daß Laute, die von deiner Zunge kamen,
    Entschlüpft sind der Bekanntschaft meines Ohrs.
    Bastard
.
    Kommt, ohne Förmlichkeit: was gibt es Neues?
    Hubert
.
    Hier wandr’ ich, in den schwarzen Brau’n der Nacht,
    Nach Euch umher.
    Bastard
.
    Kurz denn: was ist die Zeitung?
    Hubert
.
    Oh, bester Herr! Zeitung, der Nacht gemäß,
    Schwarz, trostlos, fürchterlich und grausenvoll.
    Bastard
.
    Zeigt mir den wund’sten Fleck der Zeitung nur:
    Ich bin kein Weib, ich falle nicht in Ohnmacht.
    Hubert
.
    Den König, fürcht’ ich, hat ein Mönch vergiftet.
    Ich ließ ihn sprachlos fast, und stürzte fort,
    Dies Übel Euch zu melden, daß Ihr besser
    Euch waffnen möchtet auf den schnellen Fall.
    Als wenn Ihr es bei Weil’ erfahren hättet.
    Bastard
.
    Wie nahm er es? Wer kostete vor ihm?
    Hubert
.
    Ein Mönch, so sag’ ich, ein entschloßner Schurke,
    Des Eingeweide plötzlich barst; der König
    Spricht noch und kann vielleicht davon genesen.
    Bastard
.
    Wer blieb zur Pflege Seiner Majestät?
    Hubert
.
    Ei, wißt Ihr’s

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