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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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in deinem alten Blut
    Kein lebend Feuer? Eduards sieben Söhne,
    Wovon du selber einer bist, sie waren
    Wie sieben Flaschen seines heil’gen Bluts,
    Wie sieben Zweig’ aus einer Wurzel sprossend.
    Ein Teil ist nun natürlich eingetrocknet,
    Ein Teil der Zweige vom Geschick gefällt;
    Doch Thomas, mein Gemahl, mein Heil, mein Gloster,
    Von Eduards heil’gem Blute eine Flasche,
    Ein blüh’nder Zweig der königlichen Wurzel,
    Ist eingeschlagen und der Trank verschüttet,
    Ist umgehau’n und all sein Laub verwelkt,
    Durch Neides Hand und Mordes blut’ge Axt.
    Ach, Gaunt! sein Blut war deins; das Bett, der Schoß.
    Der Lebensgeist, die Form, die dich gestaltet,
    Macht’ ihn zum Mann; und lebst du schon und atmest,
    Du bist in ihm erschlagen: du stimmst ein
    In vollem Maß zu deines Vaters Tod,
    Da du den armen Bruder sterben siehst,
    Der Abdruck war von deines Vaters Leben.
    Nenn’s nicht Geduld, es ist Verzweiflung, Gaunt;
    Indem du so den Bruder läßt erschlagen,
    Zeigst du den offnen Pfad zu deinem Leben
    Und lehrst den finstern Mord, dich auch zu schlachten.
    Was wir an Niedern rühmen als Geduld,
    Ist blasse Feigheit in der edlen Brust.
    Was red’ ich viel? Du schirmst dein eignes Leben
    Am besten, rächst du meines Glosters Tod.
    Gaunt
.
    Der Streit ist Gottes, denn sein Stellvertreter,
    Sein Bot’, in seinem Angesicht gesalbt,
    Hat seinen Tod verursacht; wenn mit Unrecht,
    Mag Gott es rächen: ich erhebe nie
    Den Arm im Zorne gegen seinen Diener.
    Herzogin von Gloster
.
    Wo soll ich, ach! denn meine Klage führen?
    Gaunt
.
    Beim Himmel, der die Witwen schützt und schirmt.
    Herzogin von Gloster
.
    Nun gut, das will ich. Alter Gaunt, leb wohl!
    Du gehst nach Coventry, den grimmen Mowbray
    Mit Vetter Hereford fechten da zu sehn.
    Oh, Glosters Unrecht sitz’ auf Herefords Speer,
    Auf daß er dring’ in Schlächter Mowbrays Brust!
    Und schlägt dem Unglück fehl das erste Rennen,
    So schwer sei Mowbrays Sünd’ in seinem Busen,
    Daß sie des schäum’gen Rosses Rücken bricht
    Und wirft den Reiter häuptlings in die Schranken,
    Auf Gnad’ und Ungnad’ meinem Vetter Hereford!
    Leb wohl, Gaunt! Deines weiland Bruders Weib
    Verzehrt in Grams Gesellschaft ihren Leib.
    Gaunt
.
    Schwester, leb wohl! Nach Coventry muß ich:
    Heil bleibe bei dir und begleite mich!
    Herzogin von Gloster
.
    Ein Wort noch! – Gram springt, wo er fällt, zurück,
    Durch sein Gewicht, nicht durch die hohle Leerheit.
    Ich nehme Abschied, eh’ ich noch begann;
    Leid endet nicht, wann es scheint abgetan.
    Empfiehl mich meinem Bruder, Edmund York.
    Sieh, dies ist alles: – doch warum so eilen?
    Ist dies schon alles, mußt du doch noch weilen;
    Mir fällt wohl mehr noch ein. Heiß’ ihn – o was?
    Zu mir nach Plashy unverzüglich gehn.
    Ach, und was wird der alte York da sehn
    Als leere Wohnungen und nackte Mauern
    Samt öden Hallen, unbetretnen Steinen?
    Was zum Willkommen hören als mein Weinen?
    Darum empfiehl mich: laß ihn dort das Leid
    Nicht suchen, denn es wohnt ja weit und breit.
    Trostlos will ich von hinnen und verscheiden:
    Mein weinend Auge sagt das letzte Scheiden.
    Ab.
    ¶

Dritte Szene
    Gosford-Aue bei Coventry.
    Der Lord Marschall und Aumerle treten auf.
    Lord Marschall
.
    Mylord Aumerle, ist Heinrich Hereford rüstig?
    Aumerle
.
    In voller Wehr, begehrend einzutreten.
    Lord Marschall
.
    Der Herzog Norfolk, wohlgemut und kühn,
    Harrt nur auf die Trompete seines Klägers.
    Aumerle
.
    So sind die Kämpfer denn bereit und warten
    Auf nichts als Seiner Majestät Erscheinung.
    Trompetenstoß. König Richard tritt auf und setzt sich auf seinen Thron; Gaunt und verschiedne Edle nehmen gleichfalls ihre Plätze. Eine Trompete wird geblasen und von einer andern Trompete draußen erwidert. Alsdann erscheint Norfolk in voller Rüstung, mit einem Herold vor ihm her.
    König Richard
.
    Marschall, erfraget von dem Kämpfer dort
    Die Ursach’ seiner Ankunft hier in Waffen;
    Auch seinen Namen, und verfahrt mit Ordnung,
    Den Eid ihm abzunehmen auf sein Recht!
    Lord Marschall
.
    In Gottes Namen und des Königs, sprich:
    Wer bist du, und weswegen kommst du her,
    So ritterlich mit Waffen angetan?
    Und wider wen kommst du, und was dein Zwist?
    Sprich wahrhaft, auf dein Rittertum und Eid,
    So schütze dich der Himmel und dein Mut!
    Norfolk
.
    Mein Nam’ ist Thomas Mowbray, Norfolks Herzog;
    Ich komme her, durch einen Eid gebunden
    (Verhüte Gott, daß den ein Ritter bräche!),
    Um zu verfechten, daß ich Treu’ und Pflicht
    Gott und

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