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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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nicht? Die Herrn sind wieder da
    Und haben den Prinz Heinrich mitgebracht,
    Auf des Gesuch der König sie begnadigt,
    Und sie sind all’ um Seine Majestät.
    Bastard
.
    Besänft’ge die Entrüstung, großer Himmel,
    Versuche nicht uns über unsre Kräfte! –
    Hör’ an, mein halbes Heer ist diese Nacht
    In jener Nied’rung von der Flut ereilt:
    Die Lachen Lincolns haben sie verschlungen,
    Ich selbst bin wohlberitten kaum entwischt.
    Fort! Mir voran! Führ’ mich zum König hin;
    Ich fürchte, er ist tot, noch eh’ ich komme.
    Beide ab.
    ¶

Siebente Szene
    Der Garten der Abtei Swinstead.
    Prinz Heinrich, Salisbury, Bigot und andre treten auf.
    Prinz Heinrich
.
    Es ist zu spät, das Leben seines Bluts
    Ist tödlich angesteckt, und sein Gehirn,
    Der Seele zartes Wohnhaus, wie sie lehren,
    Sagt uns durch seine eitlen Grübelei’n
    Das Ende seiner Sterblichkeit vorher.
    Pembroke tritt auf.
    Pembroke
.
    Der König spricht noch, und er hegt den Glauben,
    Daß, wenn man an die freie Luft ihn brächte,
    So lindert’ es die brennende Gewalt
    Des scharfen Giftes, welches ihn bestürmt.
    Prinz Heinrich
.
    So laßt ihn bringen in den Garten hier!
    Bigot ab.
    Rast er noch immer?
    Pembroke
.
    Er ist ruhiger,
    Als da Ihr ihn verließt; jetzt eben sang er.
    Prinz Heinrich
.
    O Wahn der Krankheit! Wildeste Zerrüttung,
    Wenn sie beharret, fühlt sich selbst nicht mehr.
    Der Tod, wenn er die äußern Teil’ erbeutet,
    Verläßt sie unsichtbar; sein Sitz ist nun
    Nach dem Gemüt zu, das er sticht und quält
    Mit Legionen seltner Phantaseien,
    Die sich im Drang um diesen letzten Halt
    Verwirren. Seltsam, daß der Tod noch singt! –
    Ich bin das Schwänlein dieses bleichen Schwans,
    Der Klage-Hymnen tönt dem eignen Tod
    Und aus der Orgelpfeife seiner Schwäche
    Zu ew’ger Ruhe Leib und Seele singt.
    Salisbury
.
    Seid gutes Mutes, Prinz; Ihr seid geboren,
    Um Bildung dem vcrworrnen Stoff zu geben,
    Den er so roh und so gestaltlos ließ.
    Bigot kommt zurük mit Begleitern.
    Die den König Johann auf einem Stuhle hereintragen.
    König Johann
.
    Ah, nun schöpft meine Seele freie Luft!
    Sie wollt’ aus Tür noch Fenster nicht hinaus.
    So heißer Sommer ist in meinem Busen,
    Daß er mein Eingeweid’ in Staub zermalmt.
    Ich bin ein hingekritzelt Bild, gezeichnet
    Auf einem Pergament; vor diesem Feuer
    Verschrumpf’ ich.
    Prinz Heinrich
.
    Was macht Eure Majestät?
    König Johann
.
    Gift, – übel, – tot, verlassen, ausgestoßen;
    Und keiner will den Winter kommen heißen,
    Die eis’ge Hand mir in den Leib zu stecken,
    Noch mir die Ströme meines Reiches leiten
    In den verbrannten Busen, noch den Nord
    Bewegen, daß er seine scharfen Winde
    Mir küssen lasse die gesprungnen Lippen
    Und mich mit Kälte labe; – wenig bitt’ ich,
    Nur kalten Trost; und doch seid ihr so karg
    Und undankbar, daß ihr mir das versagt.
    Prinz Heinrich
.
    O wär’ doch eine Kraft in meinen Tränen,
    Die Euch erquickte!
    König Johann
.
    Das Salz in ihnen brennt.
    In mir ist eine Hölle, und das Gift
    Ist eingesperrt da, wie ein böser Feind,
    Um rettungslos verdammtes Blut zu quälen.
    Der Bastard kommt.
    Bastard
.
    Oh, ich bin siedend, von dem hast’gen Lauf
    Und Eilen, Eure Majestät zu sehn!
    König Johann
.
    O Vetter, du kommst her, mein Aug’ zu schließen!
    Verbrannt ist meines Herzens Takelwerk,
    Und alle Tau’ an meines Lebens Segeln
    Sind nur ein Faden, nur ein dünnes Haar;
    Mein Herz hängt noch an einer armen Schnur,
    Die kaum wird halten während deiner Zeitung;
    Dann ist, was du hier siehst, nichts als ein Erdkloß
    Und Abbild des zerstörten Königtums.
    Bastard
.
    Der Dauphin rüstet sich zum Zug hieher,
    Wo wir ihn, Gott weiß wie, empfangen werden.
    Denn meiner Truppen beste Hälfte ward,
    Als ich zurückzog, sichern Stand zu fassen,
    In einer Nacht, ganz plötzlich, in den Lachen
    Verschlungen von der unverseh’nen Flut.
    Der König stirbt.
    Salisbury
.
    Ihr sagt die tote Nachricht toten Ohren. –
    Mein Fürst! Mein Herr! – Kaum König noch, – nun so!
    Prinz Heinrich
.
    So muß auch meine Bahn sein, so mein Ziel.
    Wo ist denn auf die Welt Verlaß und Glaube,
    Wenn, was ein König war, so wird zu Staube?
    Bastard
.
    Bist du dahin? Ich bleibe nur zurück,
    Für dich den Dienst der Rache zu verrichten,
    Dann soll dir meine Seel’ im Himmel folgen,
    Wie sie auf Erden immer dir gedient. –
    Nun, Sterne, die ihr rollt in eignen Sphären,
    Wo ist eu’r Einfluß? Zeigt nun beßre Treu’,
    Und augenblicklich kehrt mit mir

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