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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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hinunter in dein Herz: du lügst!
    Drei Viertel von dem Vorschuß für Calais
    Zahlt’ ich dem Kriegsvolk Seiner Hoheit richtig,
    Den Rest behielt ich auf Verwilligung,
    Weil mein Monarch in meiner Schuld noch war
    Von wegen Rückstands einer großen Rechnung,
    Seit ich aus Frankreich sein Gemahl geholt.
    Nun schling’ die Lüg’ hinab! – Was Glosters Tod betrifft,
    Ich schlug ihn nicht, allein, zu eigner Schmach,
    Ließ von der Pflicht, die ich geschworen, nach. –
    Was Euch gilt, edler Herr von Lancaster,
    Der ehrenwerte Vater meines Feindes,
    Einst stellt’ ich heimlich Eurem Leben nach,
    Ein Fehl, der meine bange Seele kränkt:
    Doch eh’ ich letzt das Sakrament empfing,
    Bekannt’ ich es und bat um Euer Gnaden
    Verzeihung förmlich; und ich hoff’, Ihr gabt sie.
    So weit geht meine Schuld; der Rest der Klage
    Kömmt her aus Tücken eines Bösewichts,
    Abtrünn’gen und entarteten Verräters,
    Was an mir selbst ich kühnlich will bestehn;
    Und wechselseitig schleudr’ ich hin mein Pfand
    Auf dieses trotzigen Verräters Fuß,
    Um mich als biedern Ritter zu bewähren
    Im besten Blut, das ihm im Busen wohrt.
    Dies zu beschleun’gen bitt’ ich um die Gnade,
    Daß Eu’r Gebot auf einen Tag uns lade.
    König Richard
.
    Ihr wutentflammten Herrn, folgt meinem Rat,
    Vertreibt die Galle, ohne Blut zu lassen;
    So sprechen wir, zwar nicht arzneigelehrt,
    Weil tiefe Bosheit allzutief versehrt.
    Vergebt, vergeßt, seid einig, ohne Haß!
    Der Doktor sagt: Hier frommt kein Aderlaß. –
    Mein Ohm, wo dies begann, da laßt es enden:
    Ihr müßt den Sohn, ich will den Herzog wenden.
    Gaunt
.
    Das Friedestiften ziemt des Greisen Sinn.
    Wirf, Sohn, das Pfand des Herzogs Norfolk hin!
    König Richard
.
    Und, Norfolk, seines Ihr!
    Gaunt
.
    Nun, Heinrich? nun?
    Gehorsam will, du sollst es willig tun.
    König Richard
.
    Norfolk, wirf hin! Wir wollen’s, und es muß.
    Norfolk
.
    Mich selbst, mein Herrscher, werf’ ich dir zu Fuß.
    Gebeut mein Leben, nur nicht meine Scham:
    Das bin ich schuldig; doch mein reiner Nam’,
    Der trotz dem Tode lebt auf meinem Grabe,
    Soll dein nicht sein, der finstern Schmach zur Habe.
    Entehrt, verklagt, steh’ ich hier voll Beschwer;
    Durchbohrt hat mich der Läst’rung gift’ger Speer,
    Kein Balsam als sein Herzblut kann dies dämpfen,
    Aus dem das Gift kam.
    König Richard
.
    Wut muß man bekämpfen,
    Gib her sein Pfand! Der Leu macht Pardel zahm.
    Norfolk
.
    Doch färbt er sie nicht um; nehmt meine Scham,
    Und willig geb’ ich auch mein Pfand dann auf.
    Der reinste Schatz in diesem ird’schen Lauf,
    Mein teurer Fürst, ist unbefleckte Ehre,
    Ohn’ die der Mensch bemalter Leim nur wäre.
    Ein kühner Geist im treuen Busen ist
    Ein Kleinod in zehnfach verschloßner Kist’.
    Ehr’ ist des Lebens einziger Gewinn;
    Nehmt Ehre weg, so ist mein Leben hin.
    Drum, teurer Fürst, laßt mich um Ehre werben,
    Ich leb’ in ihr und will für sie auch sterben.
    König Richard
.
    Vetter, werft hin das Pfand! Beginnet Ihr!
    Bolingbroke
.
    Oh, solche Sünde wende Gott von mir!
    Soll ich entherzt vor meinem Vater stehn?
    Mit blasser Bettlerfurcht die Hoheit schmähn
    Vor dem verhöhnten Zagen? Eh’ so schnöde
    Mit eigner Zung’ ich meine Ehre töte
    Durch feigen Antrag: eh’ zerreißt mein Zahn
    Das Werkzeug bangen Widerrufs fortan,
    Und blutend spei’ ich sie, zu höchstem Hohn,
    In Mowbrays Angesicht, der Schande Thron.
    Gaunt ab.
    König Richard
.
    Uns ziemet, statt zu bitten, zu befehlen.
    Da wir euch auszusöhnen nicht vermocht,
    So stellt euch ein, wofür eu’r Leben bürge,
    Zu Coventry, auf Sankt Lambertus’ Tag!
    Da soll entscheiden euer Speer und Schwert
    Den Zwist des Hasses, den ihr steigend nährt.
    Weil wir euch nicht versöhnt, bewähr’ das Recht
    Die Ritterschaft des Siegers im Gefecht.
    Lord Marschall, laßt das Heroldsamt der Waffen
    Die Führung dieser innern Unruh’ schaffen!
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ebendaselbst. Ein Zimmer im Palaste des Herzogs von Lancaster.
    Gaunt und die Herzogin von Gloster treten auf.
    Gaunt
.
    Ach, mein so naher Teil an Glosters Blut
    Treibt mehr mich an als Euer Schreien, mich
    Zu rühren gegen seines Lebens Schlächter.
    Doch weil Bestrafung in den Händen liegt,
    Die das getan, was wir nicht strafen können,
    Befehlen wir dem Himmel unsre Klage,
    Der, wenn er reif die Stund’ auf Erden sieht.
    Aufs Haupt der Sünder heiße Rache regnet.
    Herzogin von Gloster
.
    So ist die Brüderschaft kein schärfrer Sporn?
    Und schürt die Lieb’

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