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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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nicht viel Stunden älter sein,
    Als sie nun ist, eh’ arge Sünde, reifend,
    Ausbrechen wird in Fäulnis; du wirst denken,
    Wenn er das Reich auch teilt und halb dir gibt,
    Zu wenig sei’s, da du ihm alles schafftest;
    Und er wird denken, du, der Mittel weiß,
    Ein unrechtmäßig Königtum zu stiften,
    Du werdest, leicht gereizt, auch Mittel wissen,
    Wie man ihn stürzt vom angemaßten Thron.
    Die Liebe böser Freunde wird zur Furcht,
    Die Furcht zum Haß, und einem oder beiden
    Bringt Haß Gefahren und verdienten Tod.
    Northumberland
.
    Die Schuld auf meinen Kopf, und damit aus!
    Nehmt Abschied, trennt euch, denn das müßt ihr gleich.
    König Richard
.
    Doppelt geschieden? – Frevler, ihr verletzt
    Zwiefachen Eh’stand: zwischen meiner Krone
    Und mir, und zwischen mir und meinem Weib. –
    Laß mich den Eid entküssen zwischen uns:
    Doch nein, es hat ein Kuß ihn ja bekräftigt. –
    Trenn’ uns, Northumberland: ich hin zum Norden,
    Wo kalter Schau’r und Siechtum drückt die Luft;
    Mein Weib nach Frankreich, von woher in Pomp
    Sie ankam, wie der holde Mai geschmückt,
    Gleich einem Wintertag nun heimgeschickt.
    Königin
.
    So scheiden müssen wir? uns ewig missen?
    König Richard
.
    Ja, Hand von Hand und Herz von Herz gerissen.
    Königin
.
    Verbannt uns beid’ und schickt mit mir den König!
    Northumberland
.
    Das wäre Liebe, doch von Klugheit wenig.
    Königin
.
    Wohin er geht, erlaubt denn, daß ich geh’!
    König Richard
.
    So zwei zusammen weinend, sind ein Weh.
    Beweine dort mich, hier sei du beweint;
    Besser weit weg, als nah, doch nie vereint.
    Zähl’ deinen Weg mit Seufzern, ich mit Stöhnen.
    Königin
.
    So wird der längre Weg das Weh mehr dehnen.
    König Richard
.
    Bei jedem Tritt will ich denn zweimal stöhnen,
    Den kurzen Weg verlängre trübes Sehnen.
    Komm, laß nur rasch uns werben um das Leid;
    Vermählt mit uns, bleibt es uns lange Zeit.
    Ein Kuß verschließe unsrer Lippen Schmerz:
    So nehm’ ich dein’s und gebe so mein Herz.
    Er küßt sie.
    Königin
küßt ihn wieder.
    Gib meins zurück: es wär’ ein arger Scherz,
    Bewahrt’ ich erst und tötete dein Herz.
    Nun geh! Da du mir meins zurückgegeben,
    Will ich mit Stöhnen es zu brechen streben.
    König Richard
.
    Dies Zögern macht das Weh nur ausgelassen.
    Leb wohl! Das andre mag dein Kummer fassen.
    Alle ab.
    ¶

FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
    London. Ein Zimmer im Palaste des Herzogs von York.
    York und die Herzogin von York treten auf.
    Herzogin
.
    Ihr wolltet, mein Gemahl, den Rest erzählen,
    Als Ihr vor Weinen die Geschichte abbracht
    Von unsrer Vetter Einzug hier in London.
    York
.
    Wo blieb ich stehn?
    Herzogin
.
    Bei der betrübten Stelle,
    Daß ungeratne Hände aus den Fenstern
    Auf König Richard Staub und Kehricht warfen.
    York
.
    Wie ich gesagt, der große Bolingbroke
    Auf einem feurigen und mut’gen Roß,
    Das seinen stolzen Reiter schien zu kennen,
    Ritt fort, in stattlichem, gemeßnem Schritt,
    Weil alles rief: »Gott schütz’ dich, Bolingbroke!«
    Es war, als wenn die Fenster selber sprächen,
    So manches gier’ge Aug’ von jung und alt
    Schoß durch die Flügel sehnsuchtsvolle Blicke
    Auf sein Gesicht; als hätten alle Wände,
    Behängt mit Schilderei’n, mit eins gesagt:
    »Christ segne dich! Willkommen, Bolingbroke!«
    Er aber, sich nach beiden Seiten wendend,
    Barhäuptig, tiefer als des Gaules Nacken,
    Sprach sie so an: »Ich dank’ euch, Landesleute!«
    Und so stets tuend, zog er so entlang.
    Herzogin
.
    Ach, armer Richard! Wo ritt er indes?
    York
.
    Wie im Theater wohl der Menschen Augen,
    Wenn ein beliebter Spieler abgetreten,
    Auf den, der nach ihm kömmt, sich lässig wenden
    Und sein Geschwätz langweilig ihnen dünkt:
    Ganz so, und mit viel mehr Verachtung blickten
    Sie scheel auf Richard; niemand rief: »Gott schütz’ ihn!«
    Kein froher Mund bewillkommt’ ihn zu Haus.
    Man warf ihm Staub auf sein geweihtes Haupt,
    Den schüttelt’ er so mild im Gram sich ab,
    Im Antlitz rangen Tränen ihm und Lächeln,
    Die Zeugen seiner Leiden und Geduld:
    Daß, hätte Gott zu hohen Zwecken nicht
    Der Menschen Herz gestählt, sie mußten schmelzen,
    Und Mitleid fühlen selbst die Barbarei.
    Doch diese Dinge lenkt die Hand des Herrn:
    Und seinem Willen fügt sich unsrer gern.
    Wir schwuren Bolingbroke uns untertan,
    Sein Reich erkenn’ ich nun für immer an.
    Aumerle tritt auf.
    Herzogin
.
    Da kommt mein Sohn Aumerle.
    York
.
    Aumerle vordem,
    Doch weil er Richards Freund war, ist das hin.
    Ihr müßt

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