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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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lehren.
    Kann je ein Untertan den König richten?
    Und wer ist hier nicht Richards Untertan?
    Selbst Diebe richtet man abwesend nicht,
    Sieht man gleich offenbare Schuld an ihnen;
    Und soll das Bild von Gottes Majestät,
    Sein Hauptmann, Stellvertreter, Abgesandter,
    Gesalbt, gekrönt, gepflanzt seit so viel Jahren,
    Durch Untertanen-Wort gerichtet werden,
    Und er nicht gegenwärtig? Oh, verhüt’ es Gott,
    Daß feine Seelen in der Christenheit
    So schwarze, schnöde Tat verüben sollten!
    Ich red’, ein Untertan, zu Untertanen,
    Vom Himmel kühn erweckt für meinen König.
    Der Herr von Hereford, den ihr König nennt,
    Verrät des stolzen Herefords König schändlich,
    Und krönt ihr ihn, so laßt mich prophezein: –
    Das Blut der Bürger wird den Boden düngen,
    Und ferne Zukunft stöhnen um den Greu’l.
    Der Friede wird bei Türk’ und Heiden schlummern,
    Und hier im Sitz des Friedens wilder Krieg
    Mit Blute Blut und Stamm mit Stamm verwirren.
    Zerrüttung, Grausen, Furcht und Meuterei
    Wird wohnen hier, und heißen wird dies Land
    Das Feld von Golgatha und Schädelstätte.
    Oh, wenn ihr Haus so gegen Haus erhebt,
    Es wird die kläglichste Entzweiung sein,
    Die je auf die verfluchte Erde fiel:
    Verhütet, hemmt sie, laßt es nicht so sein,
    Daß Kind und Kindeskind Weh über euch nicht schrein!
    Northumberland
.
    Ihr rechtet bündig, Herr, und für die Müh’
    Verhaften wir Euch hier um Hochverrat. –
    Herr Abt von Westminster, sorgt Ihr dafür,
    Ihn zum Gerichtstag sicher zu verwahren! –
    Gewährt ihr, Lords, der Bürgerschaft Gesuch?
    Bolingbroke
.
    Holt Richard her, daß er vor aller Augen
    Sein Reich abtrete; so verfahren wir
    Frei von Verdacht.
    York
.
    Ich will sein Führer sein.
    Ab.
    Bolingbroke
.
    Ihr Lords, die wir in unsre Haft genommen,
    Stellt eure Bürgschaft auf den Tag des Urteils!
    Zu Carlisle.
    Gar wenig sind wir Eurer Liebe schuldig,
    Und wenig Gut’s versahn wir uns zu Euch.
    York kommt zurück mit König Richard und Beamten, welche die Reichskleinodien tragen.
    König Richard
.
    Ach, warum ruft man mich vor einen König,
    Eh’ ich des Fürstensinns mich abgetan,
    Womit ich herrschte? Kaum hab’ ich gelernt
    Zu schmeicheln, mich zu schmiegen, Knie zu beugen;
    Laßt Leid noch eine Weile mich erziehn
    Zur Unterwerfung! Dieser Männer Züge
    Sind wohl im Sinne mir: waren sie nicht mein?
    Und riefen sie nicht manchmal »Heil!« mir zu?
    Das tat auch Judas Christo: aber der
    Fand in der Zahl von zwölfen alle treu,
    Auf einen nach; ich von zwölftausend keinen.
    Gott schütz’ den König! – Sagt hier niemand Amen?
    Bin ich so Pfaff’ als Küster? Gut denn, Amen!
    Gott schütz’ den König! wenn ich’s gleich nicht bin;
    Und Amen! doch, bin ich’s nach Gottes Sinn. –
    Zu welchem Dienste bin ich hergeholt?
    York
.
    Zu einer Handlung eignen freien Willens,
    So müde Majestät dich hieß erbieten:
    Die Übergebung deiner Kron’ und Macht
    An Heinrich Bolingbroke.
    König Richard
.
    Gebt mir die Krone: – Vetter, faßt die Krone;
    Legt Eure Hand dort an, ich meine hier.
    Nun ist die goldne Kron’ ein tiefer Brunn
    Mit zweien Eimern, die einander füllen;
    Der leere immer tanzend in der Luft,
    Der andre unten, ungesehn, voll Wasser;
    Der Eimer unten, tränenvoll, bin ich;
    Mein Leiden trink’ ich und erhöhe dich.
    Bolingbroke
.
    Ich glaubt’, Ihr wär’t gewillt, Euch zu entkleiden?
    König Richard
.
    Der Krone, ja; doch mein sind meine Leiden.
    Nehmt meine Herrlichkeit und Würde hin,
    Die Leiden nicht, wovon ich König bin!
    Bolingbroke
.
    Ihr gebt mir mit der Kron’ ein Teil der Sorgen.
    König Richard
.
    Durch Eure Sorg’ ist meine nicht geborgen.
    Die mein’ ist, daß mir alte Sorg’ entrinnt;
    Die Eure, daß Ihr neue nun gewinnt.
    Die Sorge, die ich gebe, hab’ ich noch:
    Sie folgt der Kron’ und bleibet bei mir doch.
    Bolingbroke
.
    Seid Ihr gewillt, die Krone abzutreten?
    König Richard
.
    Ja, nein; – nein, ja; mein Will’ ist nicht mehr mein,
    So gilt mein Nein ja nicht, Ja muß es sein.
    Merkt auf, wie ich mich nun vernichten will!
    Die schwere Last geb’ ich von meinem Haupt,
    Das unbeholfne Szepter aus der Hand,
    Den Stolz der Herrschaft aus dem Herzen weg.
    Mit eignen Tränen wasch’ ich ab den Balsam,
    Mit eignen Händen geb’ ich weg die Krone,
    Mit eignem Mund leugn’ ich mein heil’ges Recht,
    Mit eignem Odem lös’ ich Pflicht und Eid.
    Ab schwör’ ich alle Pracht und Majestät,
    Ich gebe Güter, Zins und Renten auf,
    Verordnungen und

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