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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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noch geschehn wird.
    In dem Gedanken finden sie dann Trost,
    Ihr eignes Unglück tragend auf dem Rücken
    Von andern, die zuvor das Gleiche traf.
    So spiel’ ich viel Personen ganz allein,
    Zufrieden keine: manchmal bin ich König,
    Dann macht Verrat mich wünschen, ich wär’ Bettler;
    Dann werd’ ich’s, dann beredet Dürftigkeit
    Mich drückend, daß mir besser war als König.
    Dann werd’ ich wieder König, aber bald
    Denk’ ich, daß Bolingbroke mich hat entthront,
    Und bin stracks wieder nichts: doch wer ich sei,
    So mir als jedem sonst, der Mensch nur ist,
    Kann nichts genügen, bis er kommt zur Ruh’,
    Indem er nichts wird. –
    Musik.
    Hör’ ich da Musik?
    Ha, haltet Zeitmaß! – Wie so sauer wird
    Musik, so süß sonst, wenn die Zeit verletzt
    Und das Verhältnis nicht geachtet wird!
    So ist’s mit der Musik des Menschenlebens.
    Hier tadl’ ich nun mit zärtlichem Gehör
    Verletzte Zeit an einer irren Saite,
    Doch für die Eintracht meiner Würd’ und Zeit
    Hatt’ ich kein Ohr, verletztes Maß zu hören.
    Die Zeit verdarb ich, nun verderbt sie mich,
    Denn ihre Uhr hat sie aus mir gemacht;
    Gedanken sind Minuten, und sie picken
    Mit Seufzern ihre Zahlen an das Zifferblatt
    Der Augen, wo mein Finger wie ein Zeiger
    Stets hinweist, sie von Tränen reinigend.
    Der Ton nun, der die Stunde melden soll,
    Ist lautes Stöhnen, schlagend auf die Glocke,
    Mein Herz; so zeigen Seufzer, Tränen, Stöhnen
    Minute, Stund’ und Zeit; – doch meine Zeit
    Jagt zu im stolzen Jubel Bolingbrokes.
    Und ich steh’ faselnd hier, sein Glockenhans. –
    Wenn die Musik doch schwieg’, sie macht mich toll!
    Denn hat sie Tollen schon zum Witz geholfen,
    In mir, so scheint’s, macht sie den Weisen toll.
    Und doch, gesegnet sei, wer mir sie bringt!
    Denn sie beweist ja Lieb’, und die für Richard
    Ist fremder Schmuck in dieser Hasser-Welt.
    Ein Stallknecht tritt auf.
    Stallknecht
.
    Heil, königlicher Fürst!
    König Richard
.
    Heil, edler Pair!
    Wer überteuert nun den andern mehr?
    Wer bist du? und wie bist hiehergekommen,
    Wo niemand hinkommt, als der finstre Hund,
    Der Speise bringt, das Mißgeschick zu fristen?
    Stallknecht
.
    Ich war ein armer Knecht vom Marstall, König,
    Als du noch König warst; nach York nun wandernd,
    Erlangt’ ich’s mit genauer Not, zu schaun
    Das Antlitz meines weiland gnäd’gen Herrn.
    Oh, wie das Herz mir weh tat, anzusehn
    In Londons Straßen jenen Krönungstag,
    Als Bolingbroke den Barberschimmel ritt!
    Das Pferd, das du so oft geritten hast!
    Das Pferd, das ich so sorgsamlich gepflegt!
    König Richard
.
    Ritt er den Barber? Sag mir, lieber Freund,
    Wie ging er unter ihm?
    Stallknecht
.
    So stolz, als wär’ die Erd’ ihm zu gering.
    König Richard
.
    So stolz, daß Bolingbroke sein Reiter war!
    Die Mähr’ aß Brot aus königlicher Hand,
    Die Hand hier machte sie mit Klatschen stolz.
    Und strauchelt’ er denn nicht? Fiel er nicht nieder
    (Stolz kommt ja vor dem Fall) und brach den Hals
    Des stolzen Manns, der seinen Rücken einnahm?
    Verzeihung, Pferd! Was schelt’ ich doch auf dich,
    Da du, dem Menschen untertan, geboren
    Zum Tragen bist? Ich, nicht als Pferd erschaffen,
    Trag’ eines Esels Bürde doch, gejagt
    Und wund gespornt vom wilden Bolingbroke.
    Gefangenwärter kommt mit einer Schüssel.
    Gefangenwärter
zu dem Stallknechte.
    Mach’ Platz, Gesell! Du darfst nicht länger weilen.
    König Richard
.
    Wenn du mich liebst, mußt du hinweg nun eilen.
    Stallknecht
.
    Was nicht mein Mund sagt, soll mein Herz doch teilen.
    Ab.
    Gefangenwärter
.
    Herr, ist’s gefällig, zuzugreifen?
    König Richard
.
    So koste erst, wie du gewöhnlich tust!
    Gefangenwärter
.
    Ich darf nicht, Herr: Sir Pierce von Exton, der
    Kürzlich vom König kam, befiehlt das Gegenteil.
    König Richard
.
    Der Teufel hole Heinrich Lancaster und dich!
    Geduld ist schal, und ich hab’s nun genug.
    Er schlägt den Gefangenwärter.
    Gefangenwärter
.
    Hülfe! Hülfe! Hülfe!
    Exton und Bediente kommen bewaffnet.
    König Richard
.
    Ha!
    Was will der Tod mit diesem Überfall?
    Schelm, deine Hand beut deines Todes Werkzeug.
    Er reißt einem das Gewehr weg und erlegt ihn.
    Geh du, füll’ einen Platz noch in der Hölle!
    Er erlegt noch einen, dann stößt ihn Exton nieder.
    Die Hand soll nie verlöschend Feuer foltern,
    Die so mich stürzet. Deine freche Hand
    Befleckt mit Königs Blut des Königs Land.
    Auf, auf, mein Geist, den hohen Sitz zu erben,
    Indes mein Fleisch hier niedersinkt, zu sterben.
    Er

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