Sämtliche Dramen
stirbt.
Exton
.
Voll Mut so wie voll königlichem Blut:
Beides vergoß ich: wär’ die Tat nur gut!
Nun flüstert mir der Teufel, der’s geraten,
Sie steh’ verzeichnet bei der Hölle Taten.
Den toten König bring’ ich, König, dir;
Tragt fort die andern und begrabt sie hier!
Ab.
¶
Fünfte Szene
Windsor. Ein Zimmer im Schlosse.
Trompetenstoß. Bolingbroke und York mit andern Lords und Gefolge treten auf.
Bolingbroke
.
Mein Oheim York, die letzte Nachricht war
Aus Glostershire, daß unsre Stadt Cicester
Von den Rebellen eingeäschert ist.
Ob sie gefangen, ob geschlagen worden,
Erfuhren wir noch nicht.
Northumberland tritt auf.
Willkommen, Herr! Was bringt Ihr Neues mit?
Northumberland
.
Erst wünsch’ ich deinem heil’gen Regiment
Das glücklichste Gedeihn. – Nach London schon
Sandt’ ich die Köpfe – sei dir ferner kund –
Des Sal’sbury, des Spencer, Kent und Blunt.
Wie sie gefangen worden, möge dir
Ausführlich hier berichten dies Papier.
Er überreicht ihm eine Schrift.
Bolingbroke
.
Wir danken, lieber Percy, deinen Müh’n,
Und würdiglich soll deine Würde blühn.
Fitzwater tritt auf.
Fitzwater
.
Mein Fürst, ich sandt’ aus Oxford hin nach London
Den Kopf des Brokas und Sir Bennet Seely,
Zwei der gefährlichen verschwornen Rotte,
Die dir zu Oxford greulich nachgestellt.
Bolingbroke
.
Fitzwater, deine Müh’ wird nie vergessen;
Wie hoch dein Wert sei, hab’ ich längst ermessen.
Percy tritt auf mit dem Bischof von Carlisle.
Percy
.
Der Hauptverschwörer, Abt von Westminster,
Hat vor Gewissens-Druck und düstrer Schwermut
Dem Grabe hingegeben seinen Leib;
Doch hier steht Carlisle lebend vor dem Thron,
Den Spruch erwartend, seines Stolzes Lohn.
Bolingbroke
.
Carlisle, dies ist dein Urteil: wähl’ dir aus
Zum stillen Aufenthalt ein geistlich Haus,
Mehr als du hast; da labe deinen Sinn,
Und lebst du friedlich, scheid’ auch friedlich hin:
Denn hegtest du schon immer Feindesmut,
Ich sah in dir der Ehre reine Glut.
Exton tritt auf mit Dienern, die einen Sarg tragen.
Exton
.
In diesem Sarg bring’ ich dir, großer König
Begraben deine Furcht: hier liegt entseelt
Der Feinde mächtigster, die du gezählt,
Richard von Bourdeaux, her durch mich gebracht.
Bolingbroke
.
Exton, ich dank’ dir nicht; du hast vollbracht
Ein Werk der Schande, mit verruchter Hand,
Auf unser Haupt und dies berühmte Land.
Exton
.
Aus Eurem Mund, Herr, tat ich diese Tat.
Bolingbroke
.
Der liebt das Gift nicht, der es nötig hat,
So ich dich: ob sein Tod erwünscht mir schien,
Den Mörder hass’ ich, lieb’ ermordet ihn.
Nimm für die Mühe des Gewissens Schuld,
Doch weder mein gut Wort noch hohe Huld:
Wie Kain wandre nun in nächt’gem Grau’n
Und laß dein Haupt bei Tage nimmer schaun!
Lords, ich beteur’ es, meiner Seel’ ist weh,
Daß ich mein Glück bespritzt mit Blute seh’.
Kommt und betrauert mit, was ich beklage;
Daß düster Schwarz sofort ein jeder trage!
Ich will die Fahrt tun in das Heil’ge Land,
Dies Blut zu waschen von der schuld’gen Hand.
Zieht ernst mir nach, und keine Tränen spare,
Wer meine Trauer ehrt, an dieser frühen Bahre!
Alle ab.
¶
Personen
König Heinrich IV.
Heinrich
, Prinz von Wales und Prinz
Johann
von Lancaster, Söhne des Königs
Graf von Westmoreland
und
Sir Walter Blunt
, Freunde des Königs
Graf von Worcester
Graf von Northumberland
Heinrich Percy
, mit dem Beinamen Heißsporn, sein Sohn
Edmund Mortimer
, Graf von March
Scroop
, Erzbischof von York
Archibald
, Graf von Douglas
Owen Glendower
Sir Richard Vernon
Sir John Falstaff
Poins
Gadshill
Peto
Bardolph
Lady Percy
, Gemahlin des jungen Percy und Mortimers Schwester
Lady Mortimer
, Glendowers Tochter und Mortimers Gemahlin
Frau Hurtig
, Wirtin einer Schenke zu Eastcheap
Herren von Adel, Beamte, Sheriff, Kellner, Hausknecht, Küfer, zwei Kärrner, Reisende, Gefolge usw.
ERSTER AUFZUG
Erste Szene
London. Ein Zimmer im Palast.
König Heinrich, Westmoreland, Sir Walter Blunt und andre treten auf.
König Heinrich
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Erschüttert wie wir sind, vor Sorge bleich,
Ersehn wir doch für den gescheuchten Frieden
Zu atmen Zeit, und abgebrochne Laute
Von neuem Kampf zu stammeln, welcher nun
Beginnen soll an weit entlegnem Strand.
Nicht mehr soll dieses Bodens durst’ger Schlund
Mit eigner Kinder Blut die Lippen färben;
Nicht Krieg mehr ihre Felder schneidend furchen,
Noch ihre Blumen mit bewehrten Hufen
Des Feinds
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