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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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von der Welt und bist wahrhaftig der vergleichsamste, spitzbübischste, niedlichste junge Prinz. – Aber, Heinz, ich bitte dich, suche mich nicht mehr mit Eitelkeiten heim! Ich wollte, du und ich, wir wüßten, wo ein Vorrat von guten Namen zu kaufen wäre. Ein alter Herr vom Rate schalt mich neulich auf der Gasse Euretwegen aus, junger Herr, aber ich merkte nicht auf ihn; und doch redete er sehr weislich, aber ich achtete nicht auf ihn; und doch redete er weislich, und obendrein auf der Gasse.
    Prinz Heinrich
. Du tatest wohl daran: denn die Weisheit läßt sich hören in den Gassen, und niemand achtet ihrer.
    Falstaff
. Oh, du hast verruchte Nutzanwendungen im Kopf und bist wahrhaftig imstande, einen Heiligen zu verführen. Du hast viel an mir verschuldet, Heinz, Gott vergebe es dir! Eh’ ich dich kannte, Heinz, wußte ich von gar nichts, und nun bin ich, die rechte Wahrheit zu sagen, nicht viel besser als einer von den Gottlosen. Ich muß dies Leben aufgeben, und ich will’s auch aufgeben. Bei Gott, ich bin ein Schuft, wenn ich’s nicht tue; ich will für keinen Königssohn in der Christenheit zur Hölle fahren.
    Prinz Heinrich
. Wo sollen wir morgen einen Beutel erschnappen, Hans?
    Falstaff
. Wo du willst, Junge, ich bin dabei; wo ich’s nicht tue, so nennt mich einen Schuft und foppt mich nach Herzenslust!
    Prinz Heinrich
. Ich werde eine schöne Bekehrung an dir gewahr; vom Beten fällst du aufs Beutelschneiden.
    Falstaff
. Je, Heinz! ’s ist mein Beruf, Heinz; ’s ist einem Menschen nicht zu verargen, daß er in seinem Berufe arbeitet.
    Poins tritt auf.
    Poins! – Nun werden wir hören, ob Gadshill was ausgespürt hat. Oh, wenn die Menschen durch Verdienst selig würden, welcher Winkel in der Hölle wäre heiß genug für ihn? Dies ist der überschwenglichste Spitzbube, der je einem ehrlichen Manne »Halt!« zurief.
    Prinz Heinrich
. Guten Morgen, Eduard.
    Poins
. Guten Morgen, lieber Heinz. – Was sagt Monsieur Gewissensbiß? Was sagt Sir John Zuckersekt? Sag, Hans, wie verträgt sich der Teufel und du um deine Seele, die du ihm am letzten Karfreitage um ein Glas Madera und eine Kapaunenkeule verkauft hast?
    Prinz Heinrich
. Sir John hält sein Wort, der Teufel soll seines Handels froh werden; er hat noch nie ein Sprichwort gebrochen; er gibt dem Teufel, was des Teufels ist.
    Poins
. Also bist du verdammt, weil du dem Teufel dein Wort hältst.
    Prinz Heinrich
. Sonst würde er verdammt, weil er den Teufel hinters Licht geführt hätte.
    Poins
. Aber, Jungen! Jungen! morgen früh um vier Uhr nach Gadshill. Es gehen Pilgrime nach Canterbury mit reichen Gaben, es reiten Kaufleute nach London mit gespickten Beuteln; ich habe Masken für euch alle, ihr habt selbst Pferde; Gadshill liegt heute nacht zu Rochester, ich habe auf morgen abend in Eastcheap Essen bestellt, wir können es so sicher tun wie schlafen. Wollt ihr mitgehn, so will ich eure Geldbeutel voll Kronen stopfen; wollt ihr nicht, so bleibt zu Haus und laßt euch hängen!
    Falstaff
. Hör’ an, Eduard: wenn ich zu Hause bleibe und nicht mitgehe, so lass’ ich euch hängen, weil ihr mitgeht.
    Poins
. So, Maulaffe!
    Falstaff
. Willst du dabei sein, Heinz?
    Prinz Heinrich
. Wer? ich ein Räuber? ich ein Dieb? Ich nicht, meiner Treu!
    Falstaff
. Es ist keine Redlichkeit in dir, keine Mannhaftigkeit, keine echte Brüderschaft; du stammst auch nicht aus königlichem Blut, wenn du nicht das Herz hast, nach ein paar Kronen zuzugreifen.
    Prinz Heinrich
. Nun gut, einmal in meinem Leben will ich einen tollen Streich machen.
    Falstaff
. Nun, das ist brav!
    Prinz Heinrich
. Ei, es mag daraus werden, was will, ich bleibe zu Haus.
    Falstaff
. Bei Gott, so werde ich ein Hochverräter, wenn du König bist.
    Prinz Heinrich
. Meinetwegen.
    Poins
. Sir John, ich bitte dich, laß den Prinzen und mich allein, ich will ihm solche Gründe für dies Unternehmen vorlegen, daß er mitgehen soll.
    Falstaff
. Gut, mögest du den Geist der Überredung und er die Ohren der Lehrbegierde haben, damit das, was du sagst, fruchten und das, was er hört, Glauben finden möge, auf daß der wahrhafte Prinz, der Erlustigung wegen, ein falscher Dieb werde; denn die armseligen Mißbräuche der Zeit haben Aufmunterung nötig. Lebt wohl, ihr findet mich in Eastcheap.
    Prinz Heinrich
. Leb wohl, du Spätfrühling! du alter Jungfern-Sommer!
    Falstaff ab.
    Poins
. Nun, mein bester Zuckerprinz, reitet morgen mit uns: ich habe einen Spaß vor, den ich nicht allein ausführen kann.

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