Sämtliche Dramen
sich nicht an einem heißen Tage treffen; denn bei Gott, ich nehme nur zwei Hemden mit, und ich denke nicht außerordentlich zu schwitzen; wenn es ein heißer Tag ist, und ich schwinge etwas anderes als meine Flasche, so will ich niemals wieder weiß ausspucken. Es kann keine gefährliche Affaire aufducken, so werde ich gleich daran gesetzt. Nun, ich kann nicht immer vorhalten, aber es ist beständig der Tick unsrer englischen Nation gewesen, wenn sie was Gutes haben, es zu gemein zu machen. Wenn Ihr denn durchaus behauptet, ich sei ein alter Mann, so solltet Ihr mir Ruhe gönnen. Wollte Gott, mein Name wäre dem Feind nicht so schrecklich, als er ist. Es wäre besser, daß mich der Rost verzehrte, als daß ich durch beständige Bewegung zu Tode gescheuert werde.
Oberrichter
. Nun, seid redlich! Seid redlich! Und Gott segne Eure Unternehmung!
Falstaff
. Wollen Euer Gnaden mir zu meiner Ausrüstung tausend Pfund leihen?
Oberrichter
. Nicht einen Pfennig, nicht einen Pfennig; Ihr seid nicht geduldig genug, um Kreuzer zu tragen. Lebt wohl und empfehlt mich meinem Vetter Westmoreland!
Oberrichter und Unterbeamter ab.
Falstaff
. Wenn ich das tue, so gebt mir mit einer Ramme Nasenstüber. – Ein Mensch kann eben so wenig Alter und Filzigkeit, als junge Gliedmaßen und Lüderlichkeit trennen; aber das Podagra plagt jenes, und die Franzosen zwicken diese, und so kommen beide Lebensstufen meinen Flüchen zuvor. – Bursch!
Page
. Herr?
Falstaff
. Wie viel Geld ist in meinem Beutel?
Page
. Sieben Batzen und zwei Pfennige.
Falstaff
. Ich weiß kein Mittel gegen diese Auszehrung des Geldbeutels; Borgen zieht es bloß in die Länge, aber die Krankheit ist unheilbar. – Geh, bring’ diesen Brief an Mylord von Lancaster, diesen dem Prinzen, diesen dem Grafen von Westmoreland, und diesen der alten Frau Ursula, der ich wöchentlich geschworen habe, sie zu heiraten, seit ich das erste weiße Haar an meinem Kinn merkte. Frisch zu! Ihr wißt, wo Ihr mich findet.
Der Page ab.
Daß die Franzosen in dies Podagra führen! Oder das Podagra in diese Franzosen! Denn eins von beiden macht sich mit meinem großen Zehen lustig. Es macht nichts aus, ob ich hinke; ich habe den Krieg zum Vorwande, und meine Pension wird um so billiger scheinen. Ein guter Kopf weiß alles zu benutzen: ich will Krankheiten zum Vorteil kehren. Ab.
¶
Dritte Szene
York. Ein Zimmer im Palast des Erzbischofs.
Der Erzbischof von York, die Lords Hastings, Mowbray und Bardolph treten auf.
Erzbischof
.
Ihr kennt nun unsre Sach’ und unsre Mittel,
Und, edle Freund’, ich bitt’ euch allesamt,
Sagt frei von unsern Hoffnungen die Meinung:
Zuerst, Lord Marschall, was sagt Ihr dazu?
Mowbray
.
Den Anlaß unsrer Fehde geb’ ich zu,
Allein ich wäre besser gern befriedigt,
Wir wir’s, bei unsern Mitteln, machen sollen,
Mit einer Stirne, keck und stark genug,
Der Macht des Königs ins Gesicht zu sehn.
Hastings
.
Die jetz’gen Musterrollen steigen schon
Auf auserlesne zwanzigtausend Mann;
Und reichlich lebt die Hoffnung auf Verstärkung
Im mächtigen Northumberland, des Busen
Vom ungestümen Feu’r der Kränkung brennt.
Lord Bardolph
.
Demnach, Lord Hastings, steht die Frage so:
Ob mit den jetz’gen fünfundzwanzigtausend
Wir ohne ihn die Spitze bieten können?
Hastings
.
Mit ihm gewiß.
Lord Bardolph
.
Nun ja, da liegt es eben.
Doch finden wir uns ohne ihn zu schwach,
So denk’ ich, sollten wir zu weit nicht gehn,
Bis wir zur Hand erst seinen Beistand haben.
Denn bei Entwürfen von so blut’gem Antlitz,
Da darf Erwartung, Anschein, Mutmaßung
Unsichrer Hülfe nicht in Anschlag kommen.
Erzbischof
.
Sehr wahr, Lord Bardolph! Denn gewiß, dies war
Des jungen Heißsporn Fall zu Shrewsbury.
Lord Bardolph
.
Ja, gnäd’ger Herr; er speiste sich mit Hoffnung,
Verschlang die Luft auf zugesagten Beistand,
Sich schmeichelnd mit der Aussicht einer Macht,
Die kleiner ausfiel als sein kleinster Traum.
So führt’ er, voll von großen Einbildungen,
Dem Wahnwitz eigen, seine Macht zum Tod
Und stürzte blindlings sich in das Verderben.
Hastings
.
Allein verzeiht, es hat noch nie geschadet,
Wahrscheinlichkeit und Hoffnung zu erwägen.
Lord Bardolph
.
Ja, wenn die jetz’ge Eigenschaft des Kriegs
Sogleich zu handeln trieb’; ein Werk im Gang
Lebt so auf Hoffnung, wie im frühen Lenz
Wir Knospen sehn erscheinen, denen Hoffnung
So viel Gewähr nicht gibt, einst Frucht zu werden,
Als gänzliche Verzagung, daß sie
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