Sämtliche Dramen
Ohren abschneiden?
Poins
. Laßt uns ihn vor den Augen seiner Hure prügeln!
Prinz Heinrich
. Seht doch, läßt sich der welke Alte nicht den Kopf krauen wie ein Papagei?
Poins
. Ist es nicht wunderbar, daß die Begierde das Vermögen um so viele Jahre überlebt?
Falstaff
. Küß mich, Dortchen!
Prinz Heinrich
. Saturn und Venus heuer in Konjunktion! Was sagt der Kalender dazu?
Poins
. Seht nur, flüstert nicht auch sein Kerl, der feurige Triangel, mit dem alten Register seines Herrn, seiner Schreibtafel, seinem Denkbuche?
Falstaff
. Du gibst mir angenehme Schmätzchen.
Dortchen
. Ja wahrhaftig, ich küsse dich mit einem recht beständigen Herzen.
Falstaff
. Ich bin alt, ich bin alt.
Dortchen
. Ich habe dich lieber, als alle die jungen Gelbschnabel miteinander.
Falstaff
. Aus was für Zeug willst du eine Schürze haben? Auf den Donnerstag kriege ich Geld, du sollst morgen eine Mütze haben. Komm, ein lustiges Lied! Es wird spät, wir wollen zu Bett. Wenn ich weg bin, wirst du mich vergessen.
Dortchen
. Meiner Treu, du wirst mich zum Weinen bringen, wenn du das sagst; sieh zu, ob ich mich jemals hübsch kleide, bis du wieder zurück bist. Nun warte das Ende ab!
Falstaff
. Was Sekt, Franz!
Prinz Heinrich
und
Poins
hervortretend. Gleich, Herr! gleich!
Falstaff
. Ha! ein Bastard-Sohn des Königs. Und bist du nicht Poins sein Bruder?
Prinz Heinrich
. Ei, du Erdball von sündlichen Ländern, was für ein Leben führst du?
Falstaff
. Ein besseres als du: Ich bin ein Mann von Stande, du ziehst Bier ab.
Prinz Heinrich
. Ganz richtig, Herr, und darum komme ich, Euch das Fell abzuziehn.
Wirtin
. Oh, der Herr erhalte Eure wackre Gnaden! Meiner Treu, willkommen in London! – Nun, der Herr segne dies dein holdes Angesicht! O Jesus, seid Ihr aus Wales zurückgekommen?
Falstaff
indem er die Hand auf Dortchen legt. Du verwettertes, tolles Stück Majestät, bei diesem leichtfertigen Fleisch und verderbten Blut, du bist willkommen!
Dortchen
. Was, Ihr gemästeter Narr? Ich frage nichts nach Euch.
Poins
. Gnädiger Herr, er wird Euch aus Eurer Rache heraustreiben und alles in einen Spaß verwandeln, wenn Ihr ihm nicht in der ersten Hitze zusetzt.
Prinz Heinrich
. Du verfluchte Talggrube, wie niederträchtig sprachst du nicht jetzt eben von mir vor diesem ehrbaren, tugendhaften, artigen Frauenzimmer?
Wirtin
. Gott segne Euer gutes Herz, das ist sie auch, gewiß und wahrhaftig.
Falstaff
. Hast du es angehört?
Prinz Heinrich
. Ja, und Ihr kanntet mich wie damals, da Ihr bei Gadshill davonlieft; Ihr wußtet, daß ich hinter Euch stand, und tatet es mit Fleiß, um meine Geduld auf die Probe zu stellen.
Falstaff
. Nein, nein, nein, das nicht; ich glaubte nicht, daß du mich hören könntest.
Prinz Heinrich
. So müßt Ihr mir die vorsätzliche Beschimpfung eingestehn, und dann weiß ich, wie ich Euch handhaben soll.
Falstaff
. Keine Beschimpfung, Heinz, auf meine Ehre, keine Beschimpfung!
Prinz Heinrich
. Nicht? Mich herunter zu machen und mich Brotmeister und Brotschneider und ich weiß nicht was zu nennen!
Falstaff
. Keine Beschimpfung, Heinz!
Poins
. Keine Beschimpfung?
Falstaff
. Nein, Eduard, keine Beschimpfung auf der Welt; nicht die geringste, mein ehrlicher Eduard! Ich machte ihn herunter vor den Gottlosen, damit die Gottlosen sich nicht in ihn verlieben möchten; darin habe ich die Pflicht eines besorgten Freundes und eines redlichen Untertans ausgeübt, und dein Vater hat mir dafür zu danken. Keine Beschimpfung, Heinz! nicht die geringste, Eduard! – Nein, Kinder, nicht die geringste!
Prinz Heinrich
. Nun sieh einmal, bringt dich nicht bloße Furcht und ausgemachte Feigheit dahin, diesem tugendhaften Frauenzimmer zu nahe zu tun, um dich mit uns auszusöhnen? Ist sie von den Gottlosen? Ist unsre Frau Wirtin da von den Gottlosen? Oder ist der Bursch von den Gottlosen? Oder der ehrliche Bardolph, dessen Andacht in seiner Nase brennt, von den Gottlosen?
Poins
. Antworte, du abgestorbne Rüster! Antworte!
Falstaff
. Den Bardolph hat der böse Feind ohne Rettung gezeichnet, und sein Gesicht ist Luzifers Leibküche, wo er nichts tut als Malzwürmer rösten. Was den Knaben betrifft, so ist ein guter Engel um ihn, aber der Teufel überbietet ihn auch.
Prinz Heinrich
. Was die Weiber betrifft, –
Falstaff
. Die eine von ihnen, – die ist schon in der Hölle und brennt, die arme Seele! Was die andre betrifft, – ich bin ihr Geld schuldig, und ob sie dafür verdammt ist, weiß ich nicht.
Wirtin
.
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