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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ist, wie schlimme Übel,
    Dem Herzen nah, gefährlich in ihm gären.
    Warwick
.
    Noch ist es nur wie Unordnung im Körper,
    Den guter Rat und wen’ge Arzenei
    Zu seiner vor’gen Stärke bringen kann. –
    Mylord Northumberland ist bald gekühlt.
    König Heinrich
.
    O Himmel, könnte man im Buch des Schicksals
    Doch lesen, und der Zeiten Umwälzung
    Die Berge ebnen und das feste Land,
    Der Dichte überdrüssig, in die See
    Wegschmelzen sehn! und sehn des Ozeans
    Umgürtend Ufer für Neptunus’ Hüften
    Ein ander Mal zu weit! Wie Zufall spielt
    Und Wechsel der Veränd’rung Schale füllt
    Mit mancherlei Getränk! Oh, säh’ man das,
    Der frohste Jüngling, diesen Fortgang schauend,
    Wie hier Gefahr gedroht, dort Leiden nahn:
    Er schlöss’ das Buch und setzte sich und stürbe.
    Es sind noch nicht zehn Jahr,
    Seit Richard und Northumberland als Freunde
    Zusammen schmausten, und zwei Jahr nachher
    Gab’s zwischen ihnen Krieg; acht Jahr nur, seit
    Der Percy meinem Herzen war der nächste,
    Der wie ein Bruder sich erschöpft für mich
    Und Lieb’ und Leben mir zu Füßen legte,
    Ja, meinetwillen, selbst in Richards Antlitz
    Ihm Trotz bot. Doch, wer war dabei von euch
    Zu Warwick.
    (Ihr, Vetter Nevil, wie ich mich erinnre),
    Als Richard, ganz von Tränen überfließend,
    Damals gescholten vom Northumberland,
    Die Worte sprach, die Prophezeiung wurden?
    »Northumberland, du Leiter, mittelst deren
    Mein Vetter Bolingbroke den Thron besteigt«; –
    Was da, Gott weiß, nicht in den Sinn mir kam,
    Wenn nicht Notwendigkeit den Staat so bog,
    Daß ich und Größ’ einander küssen mußten; –
    »Es kommt die Zeit«, dies setzt’ er dann hinzu,
    »Es kommt die Zeit, daß arge Sünde, reifend,
    Ausbrechen wird in Fäulnis«, fuhr so fort
    Und sagte dieser Zeiten ganze Lage
    Und unsrer Freundschaft Trennung uns vorher.
    Warwick
.
    Ein Hergang ist in aller Menschen Leben,
    Abbildend der verstorbnen Zeiten Art:
    Wer den beachtet, kann, zum Ziele treffend,
    Der Dinge Lauf im ganzen prophezein,
    Die, ungeboren noch, in ihrem Samen
    Und schwachem Anfang eingeschachtelt liegen.
    Dergleichen wird der Zeiten Brut und Zucht;
    Auf die notwend’ge Form hievon vermochte
    Richard die sichre Mutmaßung zu baun,
    Der mächtige Northumberland, ihm falsch,
    Werd’ aus der Saat zu größrer Falschheit wachsen,
    Die keinen Boden, drein zu wurzeln, fände,
    Als nur an Euch.
    König Heinrich
.
    Sind diese Dinge denn Notwendigkeiten?
    Bestehn wir auch sie wie Notwendigkeiten!
    Dies selbe Wort ruft eben jetzt uns auf. –
    Man sagt, der Bischof und Northumberland
    Sind funfzigtausend stark
    Warwick
.
    Es kann nicht sein, mein Fürst.
    Gerücht verdoppelt, so wie Stimm’ und Echo,
    Die Zahl Gefürchteter. – Beliebt Eu’r Hoheit,
    Zu Bett zu gehn; bei meinem Leben, Herr,
    Die Macht, die Ihr schon ausgesendet habt,
    Wird leichtlich diese Beute bringen heim.
    Euch mehr zu trösten, so empfing ich jetzt
    Gewisse Nachricht von Glendowers Tod.
    Eu’r Majestät war krank seit vierzehn Tagen,
    Und diese unbequemen Stunden müssen
    Das Übel mehren.
    König Heinrich
.
    Ich folge Eurem Rat.
    Und läßt der innre Krieg uns freie Hand,
    So ziehn wir, werte Lords, ins Heil’ge Land.
    Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Hof vor dem Hause des Friedensrichters Schaal in Glocestershire.
    Schaal und Stille kommen von verschiednen Seiten; Schimmelig, Schatte, Warze, Schwächlich, Bullenkalb und Bediente im Hintergrunde.
    Schaal
.
    Sieh da, sieh da, sieh da! Gebt mir die Hand, Herr!
    Gebt mir die Hand, Herr! Früh bei Wege, meiner Six!
    Nun, was macht denn mein guter Vetter Stille?
    Stille
.
    Guten Morgen, guter Vetter Schaal!
    Schaal
.
    Und was macht meine Muhme, Eure Ehehälfte?
    Und unser allerliebstes Töchterchen, mein Patchen Lene?
    Stille
.
    Ach, das ist eine schwarze Amsel, Vetter Schaal.
    Schaal
. Bei Ja und Nein, Herr, ich will drauf wetten, mein Vetter Wilhelm ist ein guter Lateiner geworden. Er ist noch zu Oxford, nicht wahr?
    Stille
. Ja freilich, es kostet mir Geld.
    Schaal
. Da muß er bald in die Rechtshöfe. Ich war auch einmal in Clemens-Hof, wo sie, denke ich, noch von dem tollen Schaal sprechen werden.
    Stille
. Ihr hießt damals der muntre Schaal, Vetter.
    Schaal
. Beim Element, ich hieß, wie man wollte, und ich hätte auch getan, was man wollte, ja, wahrhaftig, und das frisch weg. Da war ich, und der kleine Johann Deut aus Staffordshire, und der schwarze Georg Kahl, und Franz Nagebein, und Wilhelm Quaake, einer aus Cotswold, – es gab seitdem

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