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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Kleinmütigkeit und Feigheit ist: aber der Sekt erwärmt es und bringt es von den innern bis zu den äußersten Teilen in Umlauf. Er erleuchtet das Antlitz, welches wie ein Wachfeuer das ganze kleine Königreich, Mensch genannt, zu den Waffen ruft, und dann stellen sich alle die Insassen des Leibes und die kleinen Lebensgeister aus den Provinzen ihrem Hauptmann, dem Herzen, welches, durch dies Gefolge groß und aufgeschwellt, jegliche Tat des Mutes verrichtet. Und diese Tapferkeit kommt vom Sekt, so daß Geschicklichkeit in den Waffen nichts ist ohne Sekt: denn der setzt sie in Tätigkeit; und Gelahrtheit ist ein bloßer Haufe Goldes, von einem Teufel verwahrt, bis Sekt sie promoviert und in Gang und Gebrauch setzt. Daher kommt es, daß Prinz Heinrich tapfer ist; denn das kalte Blut, das er natürlicher Weise von seinem Vater erben mußte, hat er wie magres, unfruchtbares und dürres Land gedüngt, gepflügt und beackert, mit ungemeiner Bemühung wackren Trinkens und gutem Vorrat von fruchtbarem Sekt, so daß er sehr hitzig und tapfer geworden ist. Wenn ich tausend Söhne hätte, der erste menschliche Grundsatz, den ich ihnen lehren wollte, sollte sein, dünnes Getränk abzuschwören und sich dem Sekt zu ergeben.
    Bardolph kommt.
    Wie steht’s, Bardolph?
    Bardolph
. Die ganze Armee ist entlassen und aus einander gegangen.
    Falstaff
. Laß sie gehn! Ich will durch Glostershire, und da will ich Herrn Robert Schaal, Esquire, besuchen; er wird mir schon weich zwischen dem Finger und Daumen, und bald will ich mit ihm siegeln. Komm mit!
    Beide ab.
    ¶

Vierte Szene
    Westminster. Ein Zimmer im Palast.
    König Heinrich, Clarence, Prinz Humphrey, Warwick und andre treten auf.
    König Heinrich
.
    Nun, Lords, beendigt nur der Himmel glücklich
    Den Zwist, der jetzt an unsern Toren blutet,
    So führen wir in höh’res Feld die Jugend
    Und ziehn nur Schwerter, die geheiligt sind.
    Die Flotte ist bereit, die Macht versammelt,
    Bestallt im Absein unsre Stellvertreter,
    Und jedes Ding bequemt sich unserm Wunsch.
    Nur fehlt uns etwas körperliche Kraft
    Und Muße, bis die jetzigen Rebellen
    Dem Joch des Regiments sich unterziehn.
    Warwick
.
    Gewiß wird beides Eure Majestät
    Gar bald erfreun.
    König Heinrich
.
    Humphrey, mein Sohn von Gloster,
    Wo ist der Prinz, Eu’r Bruder?
    Prinz Humphrey
.
    Ich denk’, er ging zur Jagd, mein Fürst, nach Windsor.
    König Heinrich
.
    Und wer begleitet’ ihn?
    Prinz Humphrey
.
    Das weiß ich nicht, mein Fürst.
    König Heinrich
.
    Ist nicht sein Bruder, Thomas von Clarence, bei ihm?
    Prinz Humphrey
.
    Nein, gnäd’ger Herr, der ist hier gegenwärtig.
    Clarence
.
    Was will mein Herr und Vater?
    König Heinrich
.
    Nichts will ich als dein Wohl, Thomas von Clarence.
    Wie kommt’s, daß du nicht bei dem Prinzen bist?
    Er liebt dich, aber du versäumst ihn, Thomas;
    Du hast den besten Platz in seinem Herzen
    Vor allen deinen Brüdern: heg’ ihn, Kind,
    So mögen edle Dienste der Vermittlung,
    Nachdem ich tot bin, zwischen Seiner Hoheit
    Und deinen andern Brüdern dir gelingen.
    Darum versäum’ ihn nicht, stoß’ ihn nicht ab,
    Verliere nicht den Vorteil seiner Gunst,
    Indem du kalt und achtlos um ihn scheinst:
    Denn er ist hold, bemüht man sich um ihn;
    Er hat des Mitleids Trän’ und eine Hand,
    So offen wie der Tag der weichen Milde;
    Jedoch, wenn er gereizt, ist er von Stein,
    So launisch wie der Winter, und so plötzlich
    Wie eis’ge Winde beim Beginn des Tags.
    (Deshalb ist sein Gemüt wohl zu beachten:)
    Schilt ihn um Fehler, tu’ es ehrerbietig,
    Siehst du sein Blut zur Fröhlichkeit geneigt;
    Doch, wenn er finster, laß ihn frei gewähren,
    Bis seine Leidenschaften selber sich,
    So wie ein Walfisch auf dem festen Boden,
    Zernichten durch ihr Treiben. Lern’ das, Thomas,
    Und deinen Freunden wirst du dann ein Schirm,
    Ein goldner Reif, der deine Brüder bindet,
    Daß eures Bluts gemeinsames Gefäß,
    Vermischt mit Gifte fremder Eingebung,
    Was doch durchaus die Zeit hinein wird gießen,
    Nie leck mag werden, wirkt es auch so stark
    Als Aconitum oder rasches Pulver.
    Clarence
.
    Mit Sorg’ und Liebe will ich auf ihn achten.
    König Heinrich
.
    Warum bist du nicht mit in Windsor, Thomas?
    Clarence
.
    Er ist nicht dorten heut, er speist in London.
    König Heinrich
.
    Und in was für Begleitung? Weißt du das?
    Clarence
.
    Mit Poins und andern, die ihm immer folgen.
    König Heinrich
.
    Am meisten Unkraut trägt der fettste Boden,
    Und er, das edle Bildnis meiner Jugend,
    Ist

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