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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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schlecht ist, so reinigt unser Gehorsam gegen den König uns von aller Schuld dabei.
    Williams
. Aber wenn seine Sache nicht gut ist, so hat der König selbst eine schwere Rechenschaft abzulegen; wenn alle die Beine und Arme und Köpfe, die in einer Schlacht abgehauen sind, sich am Jüngsten Tage zusammenfügen, und schreien alle: »Wir starben da und da«; einige fluchend, einige um einen Feldscher schreiend, einige über ihre Frauen, die sie arm zurückgelassen, einige über ihre unbezahlten Schulden, einige über ihre unerzognen Kinder. Ich fürchte, es sterben nur wenige gut, die in einer Schlacht umkommen: denn wie können sie irgend was christlich anordnen, wenn sie bloß auf Blut gerichtet sind? Wenn nun diese Menschen nicht gut sterben, so wird es ein böser Handel für den König sein, der sie dahin geführt, da, ihm nicht zu gehorchen, gegen alle Ordnung der Unterwürfigkeit laufen würde.
    König Heinrich
. Also, wenn ein Sohn, der von seinem Vater zum Handel ausgesandt wird, sündlich auf der See verunglückt, so müßte man die Schuld seiner Ruchlosigkeit nach Eurer Regel auf den Vater wälzen, der ihn aussandte. Oder wenn ein Bedienter, der unter den Befehlen seines Herrn eine Summe Geldes wohin bringt, von Räubern angefallen wird und in vielen unversöhnten Ungerechtigkeiten stirbt, so könnt Ihr das Geschäft des Herrn den Urheber von der Verdammnis des Bedienten nennen. – Aber dem ist nicht so: der König ist nicht gehalten, für das besondre Ende seiner Soldaten einzustehn, der Vater für das seines Sohnes, und der Herr für das seines Bedienten, denn sie wollen ja nicht ihren Tod, wenn sie ihre Dienste wollen. Außerdem gibt es keinen König, sei seine Sache auch noch so fleckenlos, der, wenn es zur Entscheidung des Schwertes kommt, sie mit ganz unbefleckten Soldaten ausmachen kann. Einige haben vielleicht die Schuld überlegten und vorsätzlichen Mordes auf sich geladen; einige, daß sie Jungfrauen durch die gebrochnen Siegel des Meineides hintergangen; einige machen den Krieg zu ihrem Bollwerk, die zuvor den sanfte Busen des Friedens mit Plündern und Räuberei wund gerissen. Wenn nun diese Menschen das Gesetz vereitelt haben und der natürlichen Strafe entronnen sind: können sie schon den Menschen entlaufen, so haben sie doch keine Flügel, um Gott zu entfliehen. Krieg ist seine Geißel, Krieg ist sein Werkzeug der Rache, so daß hier die Menschen für den vorherigen Bruch der Gesetze des Königs im gegenwärtigen Streit des Königs gestraft werden; wo sie den Tod fürchten, haben sie das Leben davon gebracht, und wo sie sich zu sichern dachten, kommen sie um. Wenn sie daher unvorbereitet sterben, so ist der König nicht mehr an ihrer Verdammnis schuldig, als er es vorher an den Ruchlosigkeiten war, derentwegen sie nun heimgesucht werden. Jedes Untertanen Pflicht gehört dem König, jedes Untertanen Seele ist sein eigen. Darum sollte jeder Soldat im Kriege es wie jeder kranke Mann in seinem Bette machen, jedes Stäubchen aus seinem Gewissen waschen, und wenn er so stirbt, ist der Tod für ihn ein Gewinn; oder wenn er nicht stirbt, so war die Zeit segensvoll verloren, worin eine solche Vorbereitung gewonnen ward; und bei dem, welcher davon kömmt, wäre es keine Sünde zu denken, daß, da er Gott ein so freies Anerbieten macht, dieser ihn den Tag überleben läßt, um seine Größe einzusehen und andern zu lehren, wie sie sich vorbereiten sollen.
    Williams
. Es ist gewiß, wenn jemand übel stirbt, so fällt das Übel auf sein eignes Haupt; der König hat nicht dafür einzustehen.
    Bates
. Ich verlange nicht, daß er für mich einstehen soll, und doch bin ich entschlossen, wacker für ihn zu fechten.
    König Heinrich
. Ich hörte den König selbst sagen, er wolle sich nicht auslösen lassen.
    Williams
. Ja, das sagte er, damit wir gutes Muts fechten möchten; aber wenn uns die Kehlen abgeschnitten sind, so kann er ausgelöst werden, und wir sind dann um nichts klüger.
    König Heinrich
. Wenn ich das erlebe, so will ich seinem Worte niemals wieder trauen.
    Williams
. Teufel, da spielt Ihr ihm einen rechten Streich! Das ist ein gefährlicher Schuß aus einer alten Büchse, den die Unzufriedenheit eines armen Einzelnen gegen einen Monarchen tun kann. Ihr könntet eben so gut damit umgehn, die Sonne dadurch in Eis zu verwandeln, daß Ihr mit einer Pfauenfeder ihr ins Gesicht fächelt. Ihr wollt ihm niemals wieder trauen! Geht, es ist eine alberne Rede.
    König Heinrich
. Ihr verweist es mir ein

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