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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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zaghaft Herz ließ’ ihn das sonst nicht sagen.
    Somerset
.
    Bei dem, der mich erschuf, ich will mein Wort
    Auf jedem Fleck der Christenheit behaupten,
    Ward nicht dein Vater, Richard Graf von Cambridge,
    Zur Zeit des vor’gen Königs um Verrat gerichtet?
    Und hat nicht sein Verrat dich angesteckt,
    Geschändet und entsetzt vom alten Adel?
    In deinem Blut lebt seine Missetat,
    Und, bis zur Herstellung, bist du ein Bauer.
    Plantagenet
.
    Mein Vater war beklagt, nicht überwiesen;
    Starb, um Verrat verdammt, doch kein Verräter:
    Und das beweis’ ich Höhern noch als Somerset,
    Reift meinem Willen erst die Zeit heran.
    Was Euren Helfer Poole und Euch betrifft,
    So zeichn’ ich Euch in mein Gedächtnis-Buch,
    Um Euch zu züchtigen für diese Rüge.
    Seht Euch denn vor und sagt, daß ich Euch warnte.
    Somerset
.
    Nun wohl, du sollst bereit uns immer finden
    Und uns an dieser Farb’ als Feind’ erkennen,
    Die meine Freunde tragen dir zum Trotz.
    Plantagenet
.
    Und diese bleiche und erzürnte Rose,
    Als Sinnbild meines blutbedürft’gen Hasses,
    Will ich, bei meiner Seele! künftig tragen,
    Ich selber und mein Anhang immerdar,
    Bis sie mit mir zu meinem Grabe welkt
    Oder zur Höhe meines Rangs erblüht.
    Suffolk
.
    Geh vorwärts, und ersticke dich dein Ehrgeiz!
    Und so leb wohl, bis ich dich wieder treffe.
    Ab.
    Somerset
.
    Ich folge, Poole. Leb wohl, ehrgeiz’ger Richard!
    Ab.
    Plantagenet
.
    Wie man mir trotzt, und doch muß ich es dulden.
    Warwick
.
    Der Fleck, den sie an Eurem Hause rügen,
    Wird ausgelöscht im nächsten Parlament,
    Das Winchester und Gloster soll vergleichen;
    Und wenn man dann dich nicht zum York ernennt,
    So will ich länger nicht für Warwick gelten.
    Indes, zum Pfand, daß ich dich vorgezogen
    Dem stolzen Somerset und William Poole,
    Trag’ ich auf deiner Seite diese Rose
    Und prophezeie hier: der heut’ge Zank,
    Der zur Parteiung ward im Tempel-Garten,
    Wird zwischen roter Rose und der weißen
    In Tod und Todsnacht tausend Seelen reißen.
    Plantagenet
.
    Euch, guter Meister Vernon, sag’ ich Dank,
    Daß Ihr die Blume mir zu Lieb gepflückt.
    Vernon
.
    Beständig will ich, Euch zu Lieb, sie tragen.
    Rechtsgelehrter
.
    Das will ich ebenfalls.
    Plantagenet
.
    Kommt, gehn wir vier zur Mahlzeit; ich darf sagen:
    Blut trinkt noch dieser Streit in andern Tagen.
    Alle ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Ebendaselbst. Ein Zimmer im Turm.
    Mortimer wird von zwei Gefangenwärtern in einem Armstuhl hereingetragen
    Mortimer
.
    Sorgsame Wärter meines schwachen Alters,
    Laßt sterbend ausruhn hier den Mortimer.
    So wie ein Mann, der Folter erst entrissen,
    Fühl’ ich die Länge der Gefangenschaft
    In meinen Gliedern; diese grauen Locken,
    Des Todes Boten, Nestor-gleich bejahrt
    In Jahren voller Sorgen, zeigen an,
    Es ende nun mit Edmund Mortimer.
    Die Augen, Lampen, die ihr Öl verspendet,
    Verdunkeln sich, zum Ausgang schon gewendet.
    Die Schultern schwach, erdrückt von Grames Last,
    Die Arme marklos, wie verdorrte Reben,
    Saftlose Ranken auf den Boden senkend. –
    Doch diese Füße von kraftlosem Stand,
    Unfähig, diesen Erdenkloß zu stützen,
    Sind leicht beschwingt vom Wunsch nach einem Grabe,
    Wohl wissend, daß ich andern Trost nicht habe. –
    Doch sagt mir, Wärter, will mein Neffe kommen?
    Erster Gefangenwärter
.
    Richard Plantagenet will kommen, Herr;
    Zu seinem Zimmer sandten wir im Tempel,
    Und Antwort ward erteilt, er wolle kommen.
    Mortimer
.
    Genug! So wird noch mein Gemüt befriedigt.
    Der arme Mann! Er ist gekränkt wie ich.
    Seit Heinrich Monmouth erst begann zu herrschen,
    Vor dessen Ruhm ich groß in Waffen war,
    Lebt’ ich in ekler Eingeschlossenheit;
    Und auch seitdem ward Richard weggedrängt,
    Beraubt der Ehr’ und Erbschaft; aber nun,
    Da mich, der jegliche Verzweiflung schlichtet,
    Der Tod, der milde Schiedsmann alles Elends,
    Mit süßer Freilassung von hinnen läßt,
    Wollt’ ich, auch seine Drangsal wär’ vorbei,
    Und das Verlorne würd’ ihm hergestellt.
    Richard Plantagenet tritt auf.
    Erster Gefangenwärter
.
    Herr, Euer lieber Neff ’ist nun gekommen.
    Mortimer
.
    Richard Plantagenet, mein Freund? Ist er da?
    Plantagenet
.
    Ja, edler Oheim, schmählich so behandelt,
    Eu’r Neffe kommt, der jüngst entehrte Richard.
    Mortimer
.
    Führt meine Arme, daß ich ihn umhalse,
    Den letzten Hauch in seinen Busen keiche;
    O sagt mir, wann mein Mund die Wang’ ihm rührt,
    Daß ich ihn grüße mit ohnmächt’gem Kuß.
    Nun, süßer Sprößling von Yorks großem

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